Leicht und zart beschreibt Ulrike Kolb die Liebe und die Ehe von Carla, einer Deutschen und Yoram, einem Israeli…
So stark die Gefühle Carla und Yoram verbinden, so schmerzlich schlägt ihnen die Skepsis entgegen, die Skepsis der israelischen Freunde und die Skepsis und Vorurteile der deutschen Freunde. Es ist die Geschichte einer Liebe in der Gegenwart, die sich immer wieder gegen die Nachwirkungen der Vergangenheit behaupten muß.
Carla reist nach Israel, um für ihre Arbeit über die Kindererziehung im Kibbutz zu recherchieren. Sie verliebt sich in Yoram, dessen Eltern als Kinder vor der Schoah nach Palästina flohen und später zurück nach Deutschland gegangen sind. Yoram blieb.
Er zieht schließlich zu Carla nach Deutschland, wird ein erfolgreicher Architekt, die Tochter Vered wird geboren.
Aliza, Yorams Mutter, ist anfangs skeptisch wegen der Verbindung mit einer nicht-jüdischen Deutschen. Sie, wie so viele Überlebende, erzählt ihrem Sohn nichts von ihrer Kindheit in Berlin, von den ermordeten Familienmitgliedern, sie spricht nie über die Vergangenheit. Auch Carlas Mutter erzählt nur wenig, sie kann sich nur an die schönen Zeit mit ihrem Mann, der als Lazarettarzt an der Front war, erinnern, sie weiß aber nicht, wo er im Krieg genau war und was er getan hat. Erst nach ihrem Tod findet Carla einige Fotos, die den Vater in Polen zeigen, mit anderen Wehrmachtsoffizieren, posierend über Leichen.
Carla reist nach Polen, geht nach Auschwitz, versucht, sich mit der Geschickte des Vaters auseinander zu setzen, verkraftet es aber kaum und erleidet, wieder zu Hause in Berlin, einen Zusammenbruch.
Aliza fängt kurz vor ihrem Tod an zu erzählen, sie erzählt die Geschichte ihrer Familie ihrer Enkelin Vered. „Man vergisst immer, was man nicht vergessen will, und was man vergessen will, vergisst man nie.“
Ein bedrückendes, schönes und mutiges Buch.
Ulrike Kolb, Yoram, dtv 2012, Euro 9,90, Bestellen?
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