Es gibt wohl wenige, die die jüdische Geschichte Ostbayerns des 20. Jahrhunderts so gut kennen wie Anna Rosmus. Seit den 1980er Jahren erforscht sie in deutschen und amerikanischen Archiven sowie an Material, das ihr Überlebende bzw. deren Nachkommen überließen, das Schicksal der niederbayerischen Juden in der Zeit des NS und danach. Ihr neuestes Buch „75 Jahre Reichskristallnacht“ entstand aus aktuellem Anlass, 75 Jahre sind seit jenen Novemberpogromen im Reich vergangen. Die Titelworte „75 Jahre“ zielen aber zugleich auf den, nicht selten fragwürdigen, Umgang der niederbayerischen Nachwelt mit ihrem jüdischen Erbe ab…
Was am Titel des Buches auffällt, ist dass er keine regionale Zuordnung enthält, sondern allgemein ausgefallen ist. Warum, so fragten wir, fehlt der Hinweis auf Niederbayern, auf das sich doch das Buch bezieht? Die Autorin begründete die Titelwahl so: Zwar handelt ihr Buch, abgesehen von wenigen Ausnahmen, von niederbayerischen Juden, jedoch sind die Bezüge – Herkunftsorte der Familie, Verwandtschaftsbeziehungen, Umzüge, Deportationsorte, Emigrationsländer derart breit auf Deutschland, Europa, ja, die ganze Welt, verteilt, dass sich eine enge Zuordnung im Titel verbat.
Der Buchtitel führt mit „Reichskristallnacht“ einen Terminus auf, der heute vielfach, weil als verharmlosend angesehen, abgelehnt wird. Warum verwendete die Autorin nicht die Bezeichnung Reichspogromnacht? Weil sich, so Anna Rosmus, das Buch besonders auch an junge bzw. jüngere Leser richtet, und die können eben mit Pogromnacht noch weniger anfangen als mit dem ‘ausgedienten‘ Schlagwort. Zudem, Pogrome gab es auch in Polen und in Russland. Außerdem verweist die Autorin auf den beabsichtigten Gegensatz von, einerseits mit Kälte konnotiertem Kristall, und andererseits den heißen züngelnden Flammen, die den Titelworten gegenüberstehen. Dieser Gegensatz erfährt im Text eine Wiederaufnahme, indem Schein und Wirklichkeit miteinander verglichen werden – ernsthafte Absichten und echte Reue bei der Erinnerung an die weniger ruhmreichen Kapitel der lokalen Geschichte, oder nur Scheinheiligkeit und Proformagesten.
Da nicht anzunehmen ist, dass die Mehrheit der haGalil-Leser die Verhältnisse und Besonderheiten der Region Niederbayern gut kennt, seien einige einführende Angaben vorausgeschickt.
Grob umrissen, handelt es sich um den Raum zwischen Landshut und der bayerisch-tschechischen Grenze. Als bekanntere Bezugspunkte mögen im Osten Passau und im Westen (das zur Oberpfalz gehörende) Regensburg angenommen werden. Dieses Land ist in seinen Ebenen vorwiegend Agrarland und in seinen Hügel- bzw. Mittelgebirgszonen zumeist Forstland. Noch bis in die 1960er Jahre hinein galt Niederbayern als Problemgebiet mit hoher Arbeitslosenrate und seine Bewohner als wenig gebildet.
Eine Besonderheit Niederbayerns war, und ist bis heute, dessen extreme Affinität zum Katholizismus. Während der Anteil der Katholiken bundesweit nur noch 29 %, bzw. bayernweit etwa 53 % beträgt, bringt es Niederbayern auf Werte von um 90 Prozent (Regensburg 88 %, Passau 89 %).
Spätestens seit Erscheinen des aufklärenden Werkes von Götz Aly „Warum die Deutschen? Warum die Juden?“ 1) sind Vielen die Zusammenhänge zwischen katholisch und mangelhafter Bildung bewusst geworden.
Erwartungsgemäß fügsam und angepasst hat sich die niederbayerische Bevölkerung in ihrer Geschichte (und Gegenwart) in der Regel verhalten. Dem Wort des Pfarrers, des örtlichen Freiherrn oder Grafen, des Bürgermeisters, des lokalen NSDAP-Parteileiters oder auch des CSU-Landrats wurde (und wird) nicht widersprochen, man fügt(e) sich, ordnet(e) sich schweigend unter. Umso bitterer war und ist in einer derart ‘gleichgeschalteten‘ Gesellschaft, das Los der Minderheiten, egal ob der Protestanten, Freidenker, Homosexuellen, Juden, Sinti, Roma, Ausländer, Arbeitsmigranten oder Asylbewerber. Daher wird es wenig verwundern, dass Niederbayern den geringsten Anteil Juden aller bayerischen Landesteile aufwies und immer noch aufweist.
Das Geleitwort zu „75 Jahre Reichskristallnacht“ verfasste der bekannte Rabbiner und Gelehrte Prof. Dr. Walter Homolka, der selbst aus Niederbayern stammt und in seiner Jugend das jüdische (Nachkriegs-) Gemeindeleben in Straubing miterlebte. Ein weiteres Vorwort steuerte die Witwe des Pastors und kirchlichen Widerständlers Martin Niemöller – Sarah Sibylle Niemöller von Sell – bei, die sich an die Pogromnacht im preußischen Eberswalde erinnert und somit Vergleiche zu den Vorgängen in Niederbayern ermöglicht.
Keinesfalls überlesen werden sollte Anna Rosmus‘ Einführung Zum Buch, worin sie ihre Vorgehensweise beschreibt
„Verwendet habe ich vor allem persönliche Briefe und Augenzeugenberichte, Akten aus kommunalen und bayerischen Archiven, Gefangenen-Nummern, sowie Auskünfte und Dateien aus nationalen wie internationalen Archiven und Gedenkstätten. Mit Hilfe der angegebenen Quellen kann man mitunter ganze „Leben“ rekonstruieren und Nachkommen ausfindig machen.
Interessant fand ich auch, welche Gemeinden auf welche Weise an ehemalige Bürger erinnern.“ (S.10),
ihre Absichten erläutert
„75 Jahre Reichskristallnacht ist deshalb in erster Linie als „Starthilfe“ für Schüler, Lehrer, Journalisten und Heimatforscher gedacht, die konkrete Namen, Orte und Daten brauchen, um selber weiterforschen zu können. Fußnoten mit oft persönlichen Hintergrundangaben sowie öffentlich zugänglichen Quellen sollen dies erleichtern.“ (S. 9)
und auf die Schwierigkeiten eingeht, auf die ein Projekt wie das ihre notgedrungen stoßen musste:
„Leider sind bei manchen Gemeinden heute nur noch andeutungsweise Unterlagen über diese Personen vorhanden. Nicht nur Nationalsozialisten haben vor dem Kriegsende vieles vernichtet, Bombenschäden, Beschuß und ähnliche Kriegshandlungen haben ganze Sammlungen zerstört. Aus Platzmangel mußten unmittelbar bei Kriegsende komplette Archive Einquartierungen von DPs und Flüchtlingen weichen. In Ermangelung von Kopiergeräten haben amerikanische wie deutsche Ermittler nach dem Kriegsende auch Akten und Einwohnermeldescheine entnommen, ohne diese zurückzubringen. In den 50er und 60er Jahren wurden – angeblich aus Platzmangel – gezielt „Judenakten“ vernichtet, und bei Eingemeindungen bzw. Umzügen in neue Gebäude kamen weitere Aktenbestände in den Müll. Dazu kamen Diebstahl, individuelle Verdunkelung, Erpressung und ein florierender Schwarzmarkt mit Memorabilia.“ (S. 8)
Trotz dieser Einschränkungen gelang der Autorin ein Werk, das sehr viele Fragen beantworten kann und einen weiten Einblick in die Verhältnisse in Niederbayern von 1938, von davor und von danach, gestattet.
Gleichsam als Aufmacher stehen dem ersten Textblock mehrere Seiten mit Schwarzweißfotos aus den Jahren 1897 bis 1939 voran. Sie führen ein in eine vergangene Welt, in eine Welt wie sie auch woanders („Schtetl“) nicht mehr existiert. Jedoch besteht ein großer Unterschied zwischen den einst rein jüdischen Stadtteilen und Ortschaften in Galizien oder Bessarabien und der ebenso verschwundenen niederbayerischen, jüdischen Welt. Während im polnischen, ukrainischen und rumänischen Dorf die Juden auf den alten Abbildungen isoliert erscheinen, sind die Juden in Passau, Vilshofen und Landau an der Isar offensichtlich bestens integriert. Hier steht in fröhlicher Runde die gemischt jüdisch-nichtjüdische Belegschaft des Passauer Kaufhauses zusammen, dort lächeln Gruppen jüdisch-nichtjüdischer Freunde Arm in Arm der Kamera entgegen oder posiert der aus Juden und Nichtjuden bunt zusammengewürfelte Vilshofener Schachclub für ein gemeinsames Erinnerungsfoto. Auch das jüdische Kaufhaus mit seinen, in der Mehrheit gewiss nichtjüdischen, Kunden vor dem Eingang suggeriert eine durchweg heile, friedliche Welt.
Der moderne Betrachter muss unwillkürlich staunen über soviel unerwartete Harmonie. Denn, er weiß inzwischen, hoffentlich, dass Bayern die Brutstätte und die Wiege des Nationalsozialismus war 2).
Eine einzige Aufnahme fällt aus der Reihe, und dies auch nur durch die Bildunterschrift: „Emil Burian vor einem NS-Aushang, ca. 1939“. In jenem Jahr waren niederbayerische Juden, deren Schicksal in diesem Buch beschrieben wird, bereits gedemütigt, entehrt, beraubt, enteignet, vertrieben, gefoltert oder getötet worden und die vermeintliche Freundschaft zwischen Juden und Nichtjuden in Gleichgültigkeit umgeschlagen. Genau genommen war die bayerisch-jüdische Welt bereits seit wesentlich längerer Zeit in Unordnung geraten, lange bevor die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen 3).
Der Haupttextteil des Buches beginnt mit einem Rückblick auf die Geschehnisse des Jahres 1923 in Passau, als Hitler, Himmler und Göring den „Großdeutschen Tag“ in der Dreiflüssestadt begingen, ehe sie in München putschten. In diesem Abschnitt erfährt man auch, dass der bayerische, bzw. der niederbayerische, Judenhass sehr früh zu wirken begann:
Aufrufe zum Boykott jüdischer Geschäfte gab es in Passau seit 1919 immer öfter. (S. 27)
Dieser Satz ist insofern bemerkenswert, als dass die NSDAP erst am 24. Februar 1920 ihr Programm mit dem die Ausgrenzung der Juden fordernden Paragrafen (Verweigerung der Staatsbürgerrechte für Juden) veröffentlichte. Passau griff demnach der Tagespolitik voraus.
Kurz nachdem Heinrich Himmler am 14. Februar 1925 nach Passau zurückgekehrt war, hatten organisierte Boykotte jüdischer Geschäfte stattgefunden. (S. 29)
Manche Juden reagierten darauf teilweise mit Abwanderung in andere deutsche Städte, in denen der Antisemitismus noch nicht bayerische Ausmaße erreicht hatte, andere gingen ins Ausland, nur wenige suchten ihr Heil in einer Konversion zum Christentum.
Bis 1932 hatte sich die Zahl der Juden in den niederbayerischen Städten verringert; 115 wurden damals in Straubing, 48 in Passau, 21 in Vilshofen, 15 in Deggendorf, 13 in Plattling sowie 45 in Landshut gezählt. Anna Rosmus gelang es zu vielen dieser Schicksale Material zu finden und es aufzubereiten.
Der Beginn der NS-Herrschaft bedeutete, dass das Unrecht, das bereits Jahre zuvor zu wirken begonnen hatte, jetzt legalisiert werden konnte.
Am 2. Juni 1933 war Otto Erbersdobler Präsident der Industrie- und Handelskammer in Passau geworden. Ausgereiste Juden wurden jetzt auch ausgebürgert und das in Deutschland verbliebene Vermögen verfiel dem Staat… (S.29)
Wertvolle Hintergrundinformationen liefert ein Einschub der Autorin zum Fall Herschel Grynszpan, jenem Sohn deportierter Juden, der am 7. November 1938, also kurz vor der Pogromnacht, in Paris auf den deutschen Diplomaten vom Rath schoss. Nur wenig später rechtfertigte der NS-Staat auch damit seine judenfeindlichen Maßnahmen.
Der Reichspogromnacht ging der „Tag der Bewegung“ voraus, in Erinnerung an den fehlgeschlagenen Putsch von 1923. Frau Rosmus versorgt in dankenswerter Weise auch hier mit dem nötigen Hintergrundwissen, wodurch u.a. die Zuständigkeiten für die Ereignisse klar werden. Heydrich hatte strenge Verhaltensmaßregeln erlassen:
… in allen Bezirken (seien) so viele Juden – insbesondere wohlhabende – festzunehmen, als in den vorhandenen Hafträumen untergebracht werden können. Es sind zunächst nur gesunde, männliche Juden nicht zu hohen Alters festzunehmen. Nach Durchführung der Festnahme ist unverzüglich mit den zuständigen Konzentrationslagern wegen schnellster Unterbringung der Juden in den Lagern Verbindung aufzunehmen… (S.36)
Bzw. erging ein geheimes Fernschreiben an die Stapostellen und -leitstellen, worin es u.a. hieß:
3. Es ist vorzubereiten die Festnahme von etwa 20-30 000 Juden im Reiche. Es sind auszuwählen vor allem vermögende Juden… (S. 38)
Es folgt die Schilderung der Aktionen der Nationalsozialisten an mehreren niederbayerischen Orten. Dabei sind die Vorgänge in Vilshofen durch die schriftlichen Aufzeichnungen des Betroffenen Ernesto Finger besonders gut belegt:
9. November nachts ½ 2 Uhr – Fensterscheiben klirren – meine Frau Else und ich wachen durch diesen Lärm auf. Was ist denn nur los? So fragten wir uns…
… Im Ersten Stock musste ich warten. Dort war ich Zeuge der gräßlichen Szene von der Verhaftung meines 75-jährigen Vaters, … Der Passauer Oberbürgermeister und Parteivorstand (Max Moosbauer) … machte sich selbst das Vergnügen. Else hatte sich vorher noch eingelegt und sagte ungefähr, sie sollen den alten Mann in Ruhe lassen. Aber ein Mann sagte, ach was, der ist noch rüstig, der kann schon mitgehen…
Moosbauer fuhr meinen Vater an: „Wo hast Du die Aufzeichnungen der Truppentransporte und Truppenzüge alle aufnotiert? Gib sie her, Du Hund!“ und hielt die geballten Fäuste vor Vaters Augen…
Auf der Straße wimmelte es von Menschen. Ich sah nicht links noch rechts, und bestieg gleich eines der vier gegenüber unserem Geschäftslokal haltenden Autos, den Mietwagen von Plattner. Heute noch sehe ich vor Augen diesen Menschen, der jahrelang unseren Lieferanten Pickard aus München gefahren hatte und der auch mit uns geschäftlich in Beziehung stand. (S. 39f)
Entgegen den Erwartungen der NS-Spitzen hat sich die Bevölkerung, in den hier geschilderten Fällen zumindest, nicht zu Aktionen gegen Juden hinreißen lassen, sie schaute in der Mehrheit nur interessiert und teilnahmslos zu.
Die Angst der Verhafteten um ihr weiteres Schicksal war beträchtlich, wie den Ausführungen von Finger zu entnehmen ist:
Die Wartezeit im Wagen brachte wohl die bangsten Augenblicke, die ich je erlebt hatte…
Was wird wohl mit uns geschehen, so fragten wir uns in diesen kritischen Augenblicken. „Jetzt wird man uns erschießen,“ sagte Vater äußerst erregt zu mir. „Und wenn schon, so sind wir doch beisammen“ war meine Antwort…
In der Hauptsache hingen nämlich meine Gedanken bei meinem über alles geliebten Kind: „Gut, wir sind tot, aber was wird mit dem Kind geschehen? Das Kind allein, nur mit der alten, kranken und unbeholfenen Tante Mali…“ (S. 41)
Weitere von den Ausschreitungen gegen Juden betroffene, niederbayerische Orte, die Anna Rosmus mit Beispielen zitiert, waren Fürstenzell, Obernzell, Untergriesbach, Breitenberg, Freyung, Spiegelau, Bettmannsäge, Kötzting, Cham (Oberpfalz), Hengersberg, Deggendorf, Landau an der Isar und Straubing.
Bei einer Vernehmung über die Vorgänge in Untergriesbach 1938 gab ein ehemaliger Gendarmeriepostenführer im Jahre 1950 zu Protokoll:
Wir (wurden) in das Büro neben dem Laden eingelassen. Dort verhandelte der SS-Führer mit Herrn Plaschkes… Ich weiß… noch… daß der SS-Führer von Herrn Plaschkes dessen Geld verlangt hat. Herr Plaschkes hat ihm dann auch sein Barvermögen ausgehändigt; ich kann mich noch daran erinnern, daß es sich dabei um Banknoten und Hartgeld handelte… (S. 45)
Während über Spiegelau berichtet wird:
Der SA-Sturmbannführer Kilger aus Zwiesel, …, verlangt den Hausschlüssel und dringt mit seinen Leuten in das Gebäude ein. Die Männer zerstören und verwüsten die Einrichtung und rauben Gegenstände im Wert von 6000 Reichsmark. (S. 46f)
Und über Cham:
Mit antisemitischen Sprechchören wie „Juden raus“, „Judas verrecke“ oder „jüdische Mörderbande“ zogen Braunhemden in der Bahnhofstraße vor die Lebensmittelgroßhandlung Teller & Klein…
Zwei SA-Männer läuteten weit nach Mitternacht an der Haustüre des jüdischen Textilhändlers Neuburger… Als er öffnete, schlugen sie ihn brutal zusammen. (S. 48)
In Deggendorf sollen nach Angaben des dortigen Stadtarchivs Ausschreitungen und Zerstörungen unterblieben sein, aber es seien drei Juden für paar Tage im Landgerichtsgefängnis inhaftiert worden 4). (S. 49f)
In Straubing:
Nachts zogen einige von ihnen (SA-Männer) zur Synagoge an der Wittelsbacherstraße, wo sie Steinpfosten aus der Umzäunung rissen, Türen und Fenster einschlugen, Thorarollen anzündeten und Mobiliar demolierten… Im Textilgeschäft Springer … wurden etwa 150 m Anzugsstoff, 72 Strang Wolle, 10 Paar Sportstrümpfe… gestohlen. (S. 51f)
Ferner erinnert sich ein Zeuge:
Erzählt wird, dass der jüdische Kaufmann Heinrich Springer im Nachthemd und Unterhose aus dem Bett geholt und hinter dem Friedhof mit vorgehaltener Pistole physisch und psychisch stundenlang gefoltert wurde… (S. 52)
Bzw. Frau Rosmus zitiert aus einem Buch zur Geschichte der Juden Straubings:
Am 12. November wurden Heinrich Springer, Leo Wollenreich, Otto Stein, Nathan Tzvi Halevi Frank, Julius Baumblatt, Emil Löwenthal und Kurt Martin Schlesinger ins KZ Dachau eingeliefert. (S. 52f)
Unter der Überschrift Berichterstattung positioniert die Autorin einen Eintrag mit allgemeinen Informationen über die Presseberichterstattung im Reich von den gewalttätigen Aktionen („mehrere 100 Millionen Reichsmark“ Sachschaden… 800 Fälle von Plünderungen… 91 Todesopfer… S. 54), um dann den Blick auf die Lokalberichterstattung zu lenken. („Kundgebungen gegen Juden – Passauer Juden in Schutzhaft“, lautet etwa die Überschrift eines Artikels in der Donau-Zeitung vom 10. November 1938, S. 55).
Im Jahre 1980 schriftlich befragte Passauer hatten sich u.a. so erinnert: „man“ habe gegen Juden ja gar nichts, aber eben auch keinen Kontakt zu ihnen. „Man beobachtete halt, gell,“, resümierte eine alte Passauerin und gab dann zu: „Mei, i woit ja ned do neizog’n wer’n, verstengan S‘ mi?“ Andererseits kam auch derlei zum Vorschein: „Des mit de Jud’n hod a seine Vorteile g’habt, des war scho ned so schlecht! Und unsane G’schäfte ham’s a no bankrott g’macht!“ (S. 55)
Die Deggendorfer Presse, repräsentiert durch Bayerische Ostmark („Bevölkerung verhielt sich trotz der großen Empörung gegen die jüdische Verbrecherrasse sehr diszipliniert“, S. 56) und Deggendorfer Donaubote („Die Empörung … war auch in unserer Stadt allgemein… Die Bevölkerung … verhielt sich vorbildlich diszipliniert.“, S. 57) drückte sich einstimmig aus. Frau Rosmus lässt ergänzend den Deggendorfer Stadthistoriker L.-D. Behrendt zu Wort kommen. Der bezweifelt dass alle Deggendorfer die Vorgänge guthießen, stellt aber gleichfalls fest, dass sich keiner dagegen stellte.
In einem auszugsweise zitierten Monatsbericht des Regierungspräsidenten von Niederbayern und der Oberpfalz fand die Autorin einen Beleg dafür, dass von der Obrigkeit in der Bevölkerung auch Mitleid mit den Juden (S. 57) registriert wurde.
Juden, die bei den Ausschreitungen in „Schutzhaft“ genommen worden waren, kamen zunächst in Gefängnisse, später in das KZ Dachau. Die Aufzeichnungen des Vilshofener Ernesto Finger, der in das Landgerichtsgefängnis Theresienstraße in Passau eingeliefert wurde, geben Abläufe, aber auch Gefühle, sehr anschaulich wieder (S. 58-61). Die Häftlinge erlebten hier keine Gewalttätigkeiten, aber sie mussten Gestapoverhöre über sich ergehen lassen, in denen sie zum Verkauf ihrer Immobilien und ihres Autos aufgefordert wurden. Schließlich wurden alle Frauen aus der Haft entlassen.
Das Kapitel Abtransport im Regensburger Omnibus (S. 64f.) konfrontiert am Beispiel der Erinnerungen von Ernesto Finger mit den Ängsten vor der Einlieferung nach Dachau und belegt damit, wie sehr die Nachrichten von den Vorgängen in diesem KZ bereits in das Bewusstsein der Menschen in Bayern eingedrungen waren.
Auch beim Dachauaufenthalt der niederbayerischen „Schutzhäftlinge“ werden die Aussagen von Ernesto Finger als exemplarisch wiedergegeben (S. 66-76) und von der Autorin nur durch Anmerkungen, Literaturverweise und Details vervollständigt. Der Vilshofener Jude beschreibt den KZ-Alltag, der zwar als bekannt vorausgesetzt werden kann, jedoch durch seine individuelle Schilderung, die Schilderung eines intelligenten und aufmerksam beobachtenden Menschen, eine wertvolle Ergänzung erfährt.
…Wieder standen wir auf der Seitenstraße, die zum Appellplatz führte, einige, ich glaube drei, hatten Selbstmord begangen. Sie lagen im Wassergraben. Dieser war einige Meter tief und daraus konnte man wegen einer senkrechten Mauer nicht entfliehen…
…Das Lager hat eine rechteckige Form. Es ist umzäunt mit elektrisch hochgespanntem Stacheldraht. Wer diesen berührt, ist sofort tot. Eine rote Kontrolllampe meldet die Berührung…
…In regulären Zeiten sind in der Stube etwa 50 Mann untergebracht, während unsere Stube mit ungefähr 200 Leuten belegt war. Der Schlafplatz war so eng, daß man sich nicht mit dem Rücken auf die dünn mit Stroh bedeckte Ruhestätte legen konnte…
…Mein Gruppenführer war Fritz Klein aus Viechtach oder Kötzting im Bayerischen Wald. Er war ungemein nett zu mir, auch im Dienst..
…Bei der großen Kälte konnten die Leute das Urinieren nicht unterdrücken, und da mit festem Schritt marschiert wurde, bespritzte man sich von unten bis oben. Gelegenheit zum Austreten gab es ja nicht…
…Dann wieder Exerzieren, meist mit Gesang. Da gab es Ohrfeigen in Hülle und Fülle, und es war direkt widerlich anzusehen, wenn ganz junge SS-Leute alten, in Ehren ergrauten Männern derbe Watschen verabreichten…
…Ich habe im Felde viele Leute sterben sehen. Diese sind auf dem Felde der Ehre gefallen. Hier am Appellplatz sind die Ärmsten nicht gestorben und nicht gefallen, sie sind buchstäblich verreckt. Es war entsetzlich zusehen zu müssen, und nicht Hilfe leisten zu können und zu dürfen, wenn Fieberkranke, Schwerverletzte und auch gesunde am Appellplatz bei großer Kälte ausharren mußten, und wenn manchen nur noch in den letzten Augenblicken ihres Lebens von den Nächststehenden unter die Arme gegriffen wurde. Sie mußten still stehen, bis es eben nicht mehr ging und das Leben ausgelöscht war…
…Genau nach 14 Tagen durften wir zum 1. Mal nach Hause schreiben, aber es wurde uns der genaue Wortlaut vorgeschrieben…
…Es kursierten Gerüchte, daß die „Schutzhaft“ aufgehoben sei… Es war aber auch höchste Zeit: Viele dachten vor Verzweiflung an Selbstmord…
…Es starben auch viele an Erkältung, in meiner Stube allein fünf…
…In der dritten Woche kamen von zuhause die ersten Briefe und Geldsendungen an. Beides war gut zu gebrauchen…
…Viele Frauen (von Mithäftlingen) schrieben, daß sie an die Gestapo die Kriegsauszeichnungen ihrer Männer oder zumindest Belege dafür bei der Gestapo einsandten, um deren Entlassungen zu bewilligen… Tatsächlich hatten solche Häftlinge, und dazu zählte auch ich, den Vorzug…
…Am letzten Sonntag (im Lager)… hatte ich sogar Gelegenheit zum Schachspielen… Ein der Partie zuschauender SS-Mann vertraute mir an, daß ich am folgenden Tag entlassen würde. Ja, es gab auch unter den schwarzen SS-Teufeln weiße Schafe. Aber die waren zu zählen… Der SS-Mann war zufälligerweise ein Vertreter, der uns früher geschäftlich besuchte…
Einen Monat nach seiner Festnahme wurde Ernesto Finger aus dem KZ Dachau entlassen; einen Tag nach seiner Heimkehr erlitt er einen Ohnmachtsanfall. Andere jüdische „Schutzhäftlinge“ der Reichspogromnacht mussten noch bis Anfang Januar 1939 auf ihre Entlassung warten.
An dieser Stelle schiebt Anna Rosmus den zweiten Bilderteil ein. Die Abbildungen zeigen niederbayerische Juden, die überlebten, in Palästina, in den USA und nach Kriegsende wieder in Deutschland, zum Teil in der Uniform der Sieger. Es fällt schwer, nach der Lektüre der vorangegangenen Seiten, das Foto aus dem Jahre 1951, das den Passauer Kaufhausbesitzer Siegbert Bernheim eingerahmt von dessen ehemaligen Mitarbeiterinnen und in gelöster Stimmung zeigt, anders als mit gemischten Gefühlen zu betrachten.
Denn die ehemaligen „Schutzhäftlinge“ hatten noch längst nicht ausgelitten, es erwartete sie vielmehr, auch in Niederbayern, die „Entjudung“. Hinter diesem Begriff verbarg sich nichts anderes als der Raub jüdischen Betriebs- und Privateigentums und dessen Übereignung an „arische“ Deutsche.
Die Autorin bringt Beispiele für die Arisierung in Passau, Rotthalmünster, Untergriesbach, Regen, Spiegelau und sie nennt Einzelheiten zu den individuellen Schicksalen (S. 80ff). Ein eher minder bekanntes Kapitel dürfte eine Verordnung über die Ablieferung von Waffen in jüdischen Besitz sein, die die Regensburg Gestapo 1939 erließ. Aus Passau, von woanders liegen offensichtlich keine Nachrichten vor, wurde gemeldet „weder Waffen abgeliefert noch beschlagnahmt“ (S.83).
Was blieb Menschen übrig, deren Geschäfte, Läden oder Praxen amtlich geschlossen und versiegelt wurden, denen auch noch die Kosten für die Reparaturen der Zerstörungen der Pogromnacht aufgebürdet wurden, die aber weiterhin die Gehälter und Löhne ihrer bisherigen Mitarbeiter zu entrichten hatten? – Die Auswanderung. Dieses Kapitel (S. 84-88) zeichnet die weiteren Lebensläufe nach und der Leser erfährt, dass Zufall oder Absicht die niederbayerischen Juden tatsächlich in alle möglichen Himmelsrichtungen verteilten. Genannt werden als End- oder Zwischenziele: British Honduras, Argentinien, Chile, Palästina, Venezuela, Frankreich, USA, Rhodesien, England und die Schweiz. Manche hatten dabei das Glück, dass ihre nichtjüdische Nachbarschaft oder Freunde sie unterstützten, bis zur Abreise, aber auch von Feinden am Ort künden die Erinnerungen Betroffener, die die Autorin heranzieht.
Wichtig ist folgende Passage, die den Zeitrahmen absteckt:
Im September 1939 betrug die Reichsfluchtsteuer bereits 96 %. Trotzdem hatten etwa 265 000 Juden das Altreich verlassen. Und so erwünscht deren Auswanderung lange war, am 23. Oktober 1941 setzte ein Erlass von Heinrich Himmler dieser Möglichkeit ein Ende. (S. 88)
In Umgesiedelt, abgewandert, überstellt und eingewiesen – Daheim im Altreich (S. 89-95) konfrontiert die Autorin mit jenen Schicksalen, die zumeist im Vernichtungslager endeten. Wer in eine andere deutsche Stadt gezogen war, bzw. wer das Pech gehabt hatte, in ein Land auszuwandern, das von Deutschen annektiert oder später im Krieg erobert wurde, dem blieb in der Regel KZ und Ermordung nicht erspart. So liest man in diesem Kapitel auch gleich mehrfach die einschlägig bekannten Namen der Todeslager.
Der ehemalige Passauer Kaufmann August Dingfelder war seit dem 9. Februar 1943 im Sammellager Westerbork inhaftiert. Von dort wurde er vom 14. bis zum 16. September 1943 mit 304 weiteren Personen zunächst ins KZ Bergen-Belsen deportiert, ehe er am 25. Januar 1944 mit 282 weiteren Personen nach Theresienstadt überstellt und am 1. Juli 1944 für tot erklärt wurde.
Walter Köhler war von Straubing nach Frankreich emigriert, ehe er vom 14. bis zum 16. September 1942 mit 999 weiteren Personen von Drancy nach Auschwitz deportiert wurde, wo er am 9. Oktober 1942 umkam.
Zu jeder der mit der Ermordung des Betreffenden endenden, Biografie hat Frau Rosmus Quellenmaterial und sämtliche weiteren verfügbaren Informationen zusammengetragen.
In Vom Altreich in den Osten (S. 96-102) wird der niederbayerischen Juden gedacht, die der systematischen Deportation in den Osten unterworfen, der Endlösung zum Opfer fielen.
Im September 1942 befanden sich nur noch 75 816 Juden im Altreich.
Karl Stern aus Furth im Wald wurde 1942 ins Warschauer Ghetto deportiert.
Der Rolle des Ghetto Theresienstadt als Zwischen- und Durchgangslager für niederbayerische Juden auf ihrem Weg in die Vernichtung wurde gleichfalls ein eigenes Kapitel zuteil. Darin erfährt man von einem ganz besonders perfiden System zur Beraubung von Juden:
Obwohl Neuankömmlinge ab 1942 Heimeinkaufsverträge abschließen mussten und ihr Vermögen weitgehend eingezogen wurde, schützte auch sie dies nicht vor unzureichenden Lebensbedingungen und einer Verlegung.
Den Terminus Heimeinkaufsverträge erläutert die Autorin wie folgt:
Darin wurden ihnen auf Veranlassung der Gestapo lebenslänglich kostenfreie Unterbringung, Verpflegung und Krankenversorgung zugesagt. Neben der errechneten Vorauszahlung wurden weitere Abgaben, Spenden und Vermögensübertragungen gefordert.
Außer über Einzelfälle informiert dieser Unterabschnitt noch darüber, wer überhaupt in das Ghetto Theresienstadt eingeliefert wurde: Sämtliche über 65 Jahre alte, sämtliche Gebrechliche, sämtliche Kriegsbeschädigte, Träger des Verwundetenabzeichens, sowie weiterer Auszeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg, sämtliche Mischlinge, die als Juden gelten und keine Ehegatten, Eltern oder Kinder hatten, sämtliche jüdische Ehegatten einer nicht mehr bestehenden Mischehe, sofern sie zum Tragen des Judensterns verpflichtet waren, sämtliche Staatenlose, sämtliche Ehegatten und Kinder unter 14 Jahren dieses Personenkreises.
Im Februar und März 1945 wurden etwa 2600 weitere jüdische Ehepartner einer Mischehe nach Theresienstadt verfrachtet. Unter ihnen war am 5. Februar 1945 Justin Hauschner aus Straubing, welcher mit der zum jüdischen Glauben konvertierten Karolina verheiratet war.
Die in Der Deportation entgangen offengelegten Lebensläufe (S. 105-109) berichten von den denkbaren Voraussetzungen für jüdisches Überleben im Dritten Reich.
Etwa 15 000 Juden blieb letztlich eine Deportation erspart, weil sie vorher starben, in Rüstungsbetrieben beschäftigt waren, in Mischehen lebten, über 60, 65 bzw. 68 Jahre alt waren oder sich erfolgreich versteckt hatten.
Als städtischer Angestellter war der seit 1918 mit Julie Margarethe Lorenz verheiratete und katholisch getaufte „Halbjude“ Heinrich Alois Wagner 1934 in Passau auf Adolf Hitler vereidigt worden…
Im April beugte sich Oberbürgermeister Max Moosbauer zwar dem Druck verschiedener Parteigenossen, indem er formell Wagners Pensionierung einleitete; tatsächlich duldete er ihn allerdings bis zum Kriegsende. Der Deportation entging Wagner auch durch seine angegriffene Gesundheit.
Dr. David Forchheimer und Dr. Alfons Prager überlebten in Straubing, da sie mit christlichen Ehepartnern in „privilegierter Mischehe“ lebten.
Der dritte Bildteil (S. 110-118) umfasst Fotos von Tätern, schriftliche Boykott-Aufrufe, Faksimiles von Einwohnermeldekarten, Propaganda-Zeitungsartikel von 1935 und 1944, amtliche Dokumente und Telegramme, Polizeianweisungen, Bescheinigungen von Konsulaten, Partei- und SS-Dokumente zu Arisierungsfällen, und Bilder von Grabsteinen von, aus Niederbayern stammenden, zumeist im Ausland verstorbenen Juden.
Mit Nachkriegsjustiz ist der anschließende Textteil (S. 119-125) überschrieben. Gleich das erste Kapitel widmet sich dem Passauer Oberbürgermeister und NSDAP-Kreisleiter Max Moosbauer, dem die Mitschuld an der „gewaltsamen Wegführung von 20 jüdischen Mitbürgern“ vorgeworfen wurde. Der Beschuldigte war in diesem Punkt geständig. Die Anklageschrift des Jahres 1951 ging dann von Moosbauers Rädelsführerschaft bei der öffentlichen Zusammenrottung einer Menschenmenge, die gemeinsam Gewalttätigkeiten gegen Sachen begangen hat, von gemeinsamem widerrechtlichen Betreten einer fremden Wohnung und von vorsätzlichem und rechtswidrigem Einsperren von Menschen, aus.
Obgleich der Staatsanwalt 14 Monate Gefängnis beantragte, sprach das Gericht den Angeklagten 1952 zwar eines Verbrechens der Freiheitsberaubung schuldig und belegte ihn mit 6 Monaten Gefängnis, jedoch bewirkte ein Amnestiegesetz von 1949 die Einstellung des Verfahrens und damit die Unwirksamkeit der Strafe.
Ähnlich wurde mit den anderen an Pogromen aktiv Beteiligten verfahren – sie blieben unbehelligt oder erhielten lediglich formale Strafen. Übrigens hatte auch kaum einer der von den Arisierungen profitierenden Unternehmer etwas zu befürchten
Ein ähnliches Bild zeichnet sich für Straubing ab, wo die enteignete Synagoge als Wehrmachtslager gedient hatte. Acht Beteiligte der Pogromnacht sollten je ein erwachsenes Familienmitglied stellen für unentgeltliche Arbeiten an der Synagoge.
Bei einem später zustande gekommenen Spruchkammerverfahren in der Stadt wurden zwei (von zehn) Hauptangeklagte zu acht bzw. zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt, außerdem sollten sie den Großteil ihres Vermögens der „Wiedergutmachung“ zuführen. Jedoch, nachdem sämtliche Angeklagte Berufung einlegten, wurden die Strafen der beiden Haupttäter auf drei Jahre Arbeitslager bzw. 300 Tage Sonderarbeit reduziert.
Die weiteren von Frau Rosmus zitierten Beispiele bieten keine allzu großen Abweichungen von dem bisherigen Eindruck, dass nämlich an Juden begangene Verbrechen offensichtlich nur minderschwere Verbrechen waren und daher, wenn nicht eindeutig der Beweis für eine besonders schwere Straftat vorlag, möglichst milde gesühnt wurden.
Häufig waren keine Kläger mehr am Leben, und wenn doch jüdische Kläger auftraten, konnten sie in vielen Fällen davon ausgehen, dass das Gericht und die Öffentlichkeit ihnen feindlich gegenüberstehen würde bzw. sie von der Umwelt als Störenfriede wahrgenommen würden. Noch Jahrzehnte später blieb Unrecht Unrecht, weil Geschädigte mit berechtigten Ansprüchen keine Zeugen benennen konnten, oder ihre beweiskräftigen Unterlagen in den Wirren von Flucht und Verfolgung verloren hatten, oder weil die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft aus höchst eigennützigen Motiven an den neuen Besitzverhältnissen keine Änderung vornehmen wollte.
In Wiederaufbau (S. 126-129) berichtet die Autorin von jüdisch-nichtjüdischen Bemühungen der Wiederannäherung aber auch von endgültigem Abschied. Nur wenige Juden kehrten heim nach Niederbayern, um trotz allem wieder hier Fuß zu fassen, bzw. um zu versuchen wieder Teil jener Gesellschaft zu werden, die sie einst ausstieß. In Passau, In Straubing und anderswo. Manche kamen auch nur zurück um das, was ihnen gehörte möglichst rasch zu verkaufen und wieder dorthin zu gehen, wo sie eine neue Heimat gefunden hatten. Solche, die einen unternehmerischen Neuanfang wagten und damit Erfolg hatten, wie Hermine Löffler in Freyung, erwarben sich hohe Ehren und man erinnerte gern an sie. Die anderen hingegen wären fast alle längst vergessen, wenn es nicht dieses und die anderen Bücher von Anna Rosmus gäbe.
Dem Schlusskapitel verlieh die Autorin die passende Überschrift In Memoriam (S. 130-134). Dieses widmet sich dem so aktuellen Thema Gedenkkultur. Anna Rosmus hat sich selbst mehrfach um Erinnerung und Anerkennung der Juden ihrer Heimatstadt Passau bemüht und sie hat dabei die Grenzen kennen gelernt, die eine arbeitsorientierte, auf größtmögliche Harmonie ausgerichtete, im Allgemeinen unkritisch-selbstzufriedene und überaus eigenverliebte Gesellschaft setzt, um sich vor vermeintlich Zuviel an Vergangenheit zu ‚schützen‘. Dennoch erlebte sie auch Überraschungen, erfuhr sie von Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft, die erinnern wollten, weil sie bemerkt hatten, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie sind nicht zahlreich, aber sie sind da, die Aufgeschlossenen, die Neugierigen, die Lernbereiten, die nicht nur ‘mal stehen bleiben, um die Inschrift auf einem Stolperstein zu lesen, sondern die sogar Initiativen gründen, um Zeichen zu setzen. Anna Rosmus hat sie ebenfalls berücksichtigt, in ihrem In Memoriam.
Wer die Niederbayern kennt, weiß, dass das Thema Juden von den meisten von ihnen eher als eine Störung, oder sogar als ein Ärgernis, empfunden wird. Es kann einem sogar widerfahren, dass man einen Maulkorb umgehängt bekommt, wenn man es wagt, das Thema Juden in geselliger niederbayerischer Runde und in kritischer Absicht anzuschneiden. „Das haben wir alles schon gehört“ heißt dann ihre, gewöhnlich lautstark, unwirsch und patzig, vorgebrachte Lieblingserwiderung, mit der sie jede weitere Unterhaltung, oft aggressiv und mit hochroten Ohren, beenden. Es ist also immer noch ein wunder Punkt, für sehr viele von ihnen. Für sehr viele, aber nicht für alle, inzwischen. Denn manche Niederbayern sind, in günstigen Augenblicken, durchaus für Gespräche über Juden empfänglich; sie sehen im ernsten Zweiergespräch auch schon mal ein, dass da „Viel schief gelaufen ist, auf unserer Seite“, dennoch, mehr als fünf Sätze sollte man auch diesen vermeintlich Einsichtigeren nicht auf einmal zumuten, sonst schalten sie auf taub oder auf trotzig und man muss sich schon wieder eingestehen, man ist auch hier nicht weitergekommen.
Das neue Buch von Anna Rosmus ist Zugereisten in Niederbayern oder anderen Menschen mit Bezug zu Niederbayern ohne Bedenken zu empfehlen. Denn die verfügen, normalerweise, über den nötigen Abstand, um zu lesen, um zu begreifen, um ohne wehleidig-narzisstische Emotionen das Gelesene aufzunehmen. Niederbayerischen Menschen sei 75 Jahre Reichskristallnacht gleichfalls wärmstens ans Herz gelegt. Wenngleich es ihnen oft schwer fallen dürfte, die Contenance zu bewahren. Als Niederbayer sollte man sich die Lektüre vielleicht nicht auf einmal vornehmen, sondern sie in Raten bewältigen. Besser sich ihr langsam und in kleinen ‘Schlucken‘ nähern. Vielleicht zuerst nur mal die Bilder betrachten und die Bildunterschriften lesen, dann beim nächsten Mal wieder etwas… Vielleicht möchte man ja zu dem einen oder anderen Gesicht, das einen anspricht, noch mehr Informationen haben, 75 Jahre Reichskristallnacht enthält jedenfalls weit mehr als nur das Geburts- und Sterbedatum, so, für den Fall, dass es einen so richtig packt, und man doch Alles wissen will.
Anna Rosmus, 75 Jahre Reichskristallnacht, S. Samples Verlag, Grafenau 2013, hat 157 Seiten, ist im Format DIN A 4 gedruckt, enthält zahlreiche Abbildungen, ein außerordentlich praktisches Orts- und Personenregister sowie einen reichen Literaturteil. Es kostet 24, 90 Euro. Bestellen?
Anmerkungen:
1) Götz Aly, „Warum die Deutschen? Warum die Juden?“, Frankfurt am Main 2011
2) Erst seit Anfang des 21. Jh. kann man allgemeinen bayerischen Geschichtsbüchern unverhüllt entnehmen, dass der Nationalsozialismus bayerischen Ursprungs war. Bis dahin versuchte die allgemeine bayerische Geschichtsschreibung diese Tatsache, aus welchen Gründen auch immer, zu unterdrücken.
Die „Bayerische Landeszentrale Für Politische Bildungsarbeit“ gibt die Publikation A 95, „Die Geschichte des modernen Bayern“, München 2006, 3. Aufl., heraus, die von den Historikern Peter J. Kock, Franz Menges, Manfred Treml und Wolf V. Weigand verantwortet wird. Darin heißt es:
„In Wirklichkeit wurde Bayern zum Ausgangspunkt der nationalen Bewegung, die Deutschland und die halbe Welt in die Katastrophe führte.“ (S. 161), bzw. „Die Geschichte Bayerns ist mit der Entwicklung der nationalsozialistischen Partei, der NSDAP, eng verflochten: Hier entstand die ‚Bewegung‘; ihre Führungsspitze rekrutierte sich zu einem erheblichen Anteil aus dem Land.“ (S. 287)
3) Bereits in den 1920er Jahren stellten anerkannte Historiker und Nachschlagewerke fest, dass Bayern die intoleranteste Judengeschichte aller deutschen Regionen hat.
In Bayern entstanden die antisemitische Thule-Gesellschaft (1918), die NSDAP (1919/1920), die SA (1921) und die SS (1925). Adolf Hitler fand nirgends in Deutschlands so viele Gleichgesinnte wie in Bayern; deswegen begann er von dort aus seinen folgenreichen Aufstieg und erklärte später in „Mein Kampf“ München zu seiner Lieblingsstadt.
Mitte der 1920er Jahre vertrieben bayerische Nazis den Münchner Schriftsteller Lion Feuchtwanger aus seiner Heimatstadt. Auch andere Juden in Bayern wurden lange vor Hitlers Machtantritt bedroht, verprügelt oder eingeschüchtert.
Der gebürtige Oberbayer, Hermann Göring, gab die “Endlösung der Judenfrage”, die bekanntlich sechs Millionen Juden das Leben kostete, in Auftrag.
Ein anderer gebürtiger Oberbayer, Heinrich Himmler, steht als der Initiator der Konzentrationslager Dachau und Auschwitz in den Geschichtsbüchern.
Ebenfalls ein gebürtiger Bayer, Julius Streicher, hat von 1923 bis 1945 mit seinem, in hoher Auflage erscheinenden, antijüdischen Hetzblatt “Der Stürmer”, das Klima zwischen Juden und Nichtjuden zusätzlich vergiftet.
Kein anderes Konzentrationslager war so lange ‘in Betrieb’ wie das oberbayerische KZ Dachau, nämlich von 1933 bis 1945, und es diente als das Musterlager für Auschwitz.
4) Deggendorf weist die traurigste Judengeschichte ganz Niederbayerns auf. Im 14. Jahrhundert begingen seine Christen ein grausames Massaker an den jüdischen Mitbürgern und feierten diese Untat unter Verdrehung der Tatsachen („Hostienschändung“) sechs lange Jahrhunderte über, sogar noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg, mit Wallfahrten, wobei Juden verhöhnt und beschimpft wurden. – Der beim Nürnberger Tribunal als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilte antisemitische Hetzer Julius Streicher („Der Stürmer“) hatte in Deggendorf einen Bruder, der dort eine Bauunternehmung betrieb (A. Rosmus, 75 Jahre… S. 49). Die Firma erlebte nach 1945 rätselhafte Umbenennungen, die den Eindruck erweckten, hier wolle jemand Zusammenhänge vertuschen. – Erst kürzlich geriet Deggendorf ein weiteres Mal in Negativschlagzeilen, weil es bis 2012 alljährlich unter Teilnahme der Oberbürgermeister, des Klerus‘, der Bundeswehr sowie der Bevölkerung in einem städtischen sog. „Heldenhain“ Wehrmachtssoldaten und SS-Angehörige verherrlichte. Eine von außerhalb angeregte Umbenennung des Heldenhains in Gefallenenhain wurde den Bürgern 2013 monatelang unterschlagen und erst nach den Wahlen in der örtlichen Presse mitgeteilt. – Die Deggendorfer Stadtspitze gilt trotz (oder wegen) der belasteten Vorgeschichte als ganz besonders um ihren Ruf besorgt. Es wurde daher von mehreren Seiten der Verdacht geäußert, dass das Deggendorfer Stadtarchiv bei der Herausgabe von Informationen zur Geschichte der Reichspogromnacht selektiv vorgegangen sein könnte.
Möglicherweise enthält der nie veröffentlichte Roman des Plattlinger Wehrmachtsdeserteurs und Lehrers Peter Kellnberger nähere Aufschlüsse über die Pogromnacht in Deggendorf. Die Tochter eines jüdischen Warenhausbesitzers der Stadt spielt darin eine Hauptrolle. Hier nähere Informationen: Florian Jung, Peter Kellnberger (1921-1982) – ein vielseitiger Niederbayer im schwedischen Exil. In: Deggendorfer Geschichtsblätter – Veröffentlichungen des Geschichtsvereins für den Landkreis Deggendorf, Heft 28/2006, S.217-252.
Ein persönlicher Wunsch des Rezensenten an die Autorin: Bitte denken Sie bei ihrem nächsten Buch auch an die Nichtlandeskenner und fügen Sie eine kleine Übersichtskarte der häufigsten genannten Orte bei; dies erleichterte die Zuordnung.
Noch ein kleiner Korrekturhinweis für die zweite Auflage: Im Schlussteil des Buches, im Kapitel Nachkriegsjustiz, Unterabschnitt Straubing, S. 121, gleich in der zweiten Zeile unter der Überschrift ist ein Datum verdruckt worden; es muss „am 8. August 1945“ und nicht 1845 heißen.
Zitat: „Eine Besonderheit Niederbayerns war, und ist bis heute, dessen extreme Affinität zum Katholizismus.“
O ja, das ist tatsächlich etwas Besonderes, in Niederbayern.
Beispiele:
Eine aus einer Großstadt zugezogene konfessionslose Jungunternehmerin glaubte in einer niederbayerischen 30Tsd.Einwohnerstadt weiterhin ohne konfessionelle Bindungen auskommen zu können. Bis ihr Sohn in die Grundschule kam und sich dort gefallen lassen musste: „Na, wo ist denn unser kleiner Heide?“; „Wos bist denn Du fia einer, ned amoi dauft bistu, ja pfui Deifi!“ etc.
Die Hatz a la Mittelalter hörte erst auf, als das Kind (ev.) nachgetauft worden war.
Ein hochintelligenter, zu Gesellschaftskritik fähiger, sehr belesener Mediziner aus einer 6Tsd.Seelenstadt in Niederbayern, der sich innerlich schon längst vom Katholizismus losgesagt hatte, auf die Frage „Na, und Du bist doch sicher auch schon längst ausgetreten, oder?“ antwortet bitter-frustriert: „Das würdest Du sicherlich auch nicht, wenn Du noch zwei schulpflichtige Kinder hättest!“.
Ein Kunstrestaurator, modern denkend und kirchenkritisch wie ein Weltmeister, in einer größeren Niederbayernstadt tätig und wohnhaft, musste kleinlaut gestehen, dass er um seine Existenz fürchten müsse, wenn herauskäme, dass er der heiligen Katholischen Ade gesagt haben würde, denn Stadt und Kirche seien seine beiden Hauptauftraggeber.
Es herrscht nach wie vor in Niederbayern eine höchst ungesunde, weil intolerant machende, Homogenität in Religions- bzw. Konfessionsdingen vor. Diese aufzubrechen und durch den Zuzug von so vielen Neubürgern aus allen Teilen der Welt wie nur möglich zu beseitigen, würde zu einer dauerhaften Verbesserung der Menschen der Region beitragen.
Katholiken haben kein Anrecht auf Rückzugsgebiete und sie sollten endlich anerkennen, das unsere Welt bunt ist. Bunt ist keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung, gerade für die Katholiken in Niederbayern.
In der Rezension war von der Intoleranz der Niederbayern auch gegenüber Asylbewerbern die Rede. Das beste Beispiel hierfür stellt der soeben mit Dreiviertelmehrheit
http://www.wahl.info/kandidaten/landkreis/deggendorf_2.html
wiedergewählte CSU-Landrat Ch. Bernreiter dar.
http://www.csu-kandidaten.de/christian-bernreiter//
Der hetzt auf populistisch-unchristliche Weise und in einem fort gegen Asylbewerber:
„Einen deutlichen Hilferuf an die Bundespolitik hat Landrat Christian Bernreiter in Sachen Asylpolitik bei der Weihnachtssitzung des Deggendorfer Kreistags getan. Der Landrat beklagte die steigende Zahl von Bewerbern, vor allem aber auch Erschwernisse bei der Abschiebung von Menschen, die sich zu Unrecht in Deutschland aufhalten. Im Kreis Deggendorf gibt es derzeit zwei Asylbewerbereinrichtungen.“
http://www.pnp.de/region_und_lokal/landkreis_deggendorf/deggendorf/1136662_Bernreiter-90-Prozent-der-Asylbewerbungen-grundlos.html
„Ich behaupte aber und könnte das auch belegen, dass mindestens 90 Prozent, wenn nicht 99 Prozent, keinen solchen Grund nachweisen können“, sagte Bernreiter, „wir können in Deutschland nicht alle Probleme lösen“. Er habe kein Verständnis dafür, wenn es nicht möglich sei, Asylbewerber, die in einem sicheren EU-Land einen Erstantrag stellten und gesetzeswidrig nach Deutschland kamen, nicht dorthin zurückgebracht werden können. Dabei handle es sich um Staaten wie Bulgarien, Rumänien und sogar Italien, berichtete der Landrat von Fällen, mit denen Mitarbeiter des Landratsamts beschäftigt sind. „Hier müssen sich alle Beteiligten, sprich Richter, Flüchtlingsrat und sonstige Beteiligte fragen lassen, ob sie zum Wohle und im Namen des deutschen Volkes handeln“, so Bernreiter, der um den sozialen Frieden und die politische Stabilität fürchtet. Der Landrat warnte davor, dass die Situation wie zu Beginn der neunziger Jahre eskalieren könnte, und forderte die Große Koalition in Berlin zum Handeln auf.
Und so reagieren die bayerischen Nazis auf Bernreiter:
Obwohl selbst der Landrat Christian Bernreiter im Dezember 2013 das Thema Asylflut öffentlich thematisierte und dabei die vielen Asyalanträge und die Erschwernisse bei der Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern beklagte, soll nun auch Deggendorf in die neuen Horror-Asylpläne Bayerns noch weiter mit einbezogen werden. Demnach plant die bayerische Staatsregierung eine neue Erstaufnahmeeinrichtung für dauerhaft mehr als 500 Asylbewerber in der Stadt an der Donau zu errichten.
Bekannt gab dies am Dienstag, den 11. März 2014, die bayerische Sozialministerin Emilia Müller. Bereits kurz nach Amtsantritt kündigte die CSU-Politikerin an, das zusätzliche Plätze geschaffen werden sollten. So wird nun, neben München und Zirndorf bei Nürnberg, die dritte Erstaufnahmeeinrichtung im vermeintlichen Freistaat Bayern eingerichtet. Wegen der hohen Anzahl an Asylbewerben – für dieses Jahr rechnet die Sozialministerin mit 21.400 alleine in Bayern – setzt sie sich überfremdungswütig dafür ein, in jedem der sieben Regierungsbezirke eine solche Anlaufstelle zu installieren. “Die Gespräche mit den Beteiligten laufen“, droht Müller und hofft so noch in diesem Jahr eine weitere Einrichtung präsentieren zu können.
In der niederbayerischen Stadt sollen dann Anfang 2015 die ersten Flüchtlinge einziehen. Bis dahin plant man ein Containerdorf als Übergangslösung. Auch eine Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge soll bis 2018 dort entstehen. Für den asylfreundlichen Alexander Thal vom Bayerischen Flüchtlingsrat ist dies jedoch noch immer zu wenig Geld, was man für die Asylflut in Bayern aus dem Fenster wirft. “Es muss jedoch auch eine speziell für die Belange der Flüchtlinge angepasste Infrastruktur geschaffen werden“, forderte er deutsche Steuergelder verschwendend.
Würde man aber endlich einmal den Forderungen von Nationalisten stattgegeben, so könnte die ausufernde Asylflut gestoppt werden, ohne dass ständig neue Behausungen dafür angemietet, gekauft und erbaut werden. So könnten Asylschnellverfahren, welche innerhalb von 48 Stunden nach der Stellung des Asylantrages über ein grundsätzliches Anspruchsrecht entscheiden, einen Großteil der Wirtschaftsflüchtlinge innerhalb kürzester Zeit eine Absage erteilen. Auch die sofortige Abschiebung von kriminellen Nichtdeutschen und Scheinasylanten würde einen erheblichen Anteil der sich in der Bundesrepublik befindlichen Ausländern in ihre Heimatländer zurückführen. Die laschen Asylgesetze der BRD und die inländerfeindliche Politik der etablierten Parteien wird jedoch die Situation stetig verschlimmern, wie das Beispiel Deggendorf nun wieder einmal exemplarisch zeigt.
http://www.freies-netz-sued.net/index.php/2014/03/19/horror-asylplaene-500-asylbewerber-nach-deggendorf/
Katholisch, ungebildet, antisemitisch, fremdenfeindlich, herzlos, egoistisch – wahrhaft eine vorbildliche Gesellschaft, die der Niederbayern.
Pfui Deifi, spuck aus, möchte man da nur noch sagen!
Bayern, eine furchtbare, unverbesserliche, rassistische Gesellschaft. Nicht nur am rechten Rand, sondern in der Mitte, in der morschen, durchfaulten, bayerisch-konservativen CSU-Mitte:
130 Orte in Bayern umfasst die Liste des Flüchtlingsrates: Seit 2010 kam es hier zu Fremdenfeindlichkeit und zu Gewalttaten gegen Asylbewerber. Die rassistischen Parolen stammten oft von ganz gewöhnlichen Bürgern.
http://www.sueddeutsche.de/bayern/angriffe-gegen-asylbewerber-attacken-aus-der-mitte-der-gesellschaft-1.1923332
Hamado Dipama von der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte in Bayern nennt Gründe, warum Übergriffe gegen Flüchtlinge aus seiner Sicht zunehmen. Da sei zunächst die restriktive bayerische Asylpolitik, die Flüchtlinge zu „Menschen zweiter Klasse“ mache. Dann das Schüren von Angst und Vorurteilen, wie durch den CSU-Slogan „Wer betrügt, der fliegt“. Dazu komme Rassismus: „Die Angriffe kommen aus der Mitte der Gesellschaft, nicht nur von Rechtsextremisten“, stellt Dipama fest und kritisiert: „Dennoch bleibt Rassismus ein Tabuthema in Deutschland.“
http://www.sueddeutsche.de/f5C38g/1917161/Fluechtlinge-immer-oefter-Ziel-rassistischer-Angriffe.html
Wie die Anfrage der Grünen ergab, ist die Aufklärungsquote bei Übergriffen gegen Asylbewerber-Heime mit 40,63 Prozent relativ niedrig.