Noah Kliegers Reportagen aus Auschwitz…
„Zwölf Brötchen zum Frühstück“ heißt die Sammlung von persönlichen Erinnerungen, die Noah Klieger über die Jahre hinweg in Israel veröffentlichte und nun auf deutsch vorliegen.
Noah Klieger wurde 1926 in Strasburg geboren. Die Familie floh 1939 nach Belgien, in der trügerischen Hoffnung, den Deutschen dort zu entkommen. Noah wurde 1942 verhaftet und überlebte Auschwitz, Dora-Mittelbau und Ravensbrück. Nach Kriegsende half er bei der illegalen Einwanderung von Juden nach Palästina und war an Bord der „Exodus“. Nach der Gründung des Staates Israel kämpfte er im Unabhängigkeitskrieg.
Seine Karriere als Journalist begann Klieger als Sportberichterstatter. Seit über 50 Jahren gehört der heute 84-jährige der Redaktion von Israels auflagenstärkster Tageszeitung Jedioth Ahronoth an.
„Ich bin kein Schriftsteller“, so Klieger im Vorwort. Er habe sich deshalb bemüht, „das Thema in Form von persönlichen Erlebnissen in den verschiedenen Lagern und aus verschiedenen Zeitabschnitten zu schildern – also in Form von journalistischen Reportagen“. Und darin liegt sowohl eine gewisse Schwäche, wie auch die große Stärke dieses Buches. Denn einerseits scheint die gewählte Sprache, die das Grauen schildert, etwas sehr salopp. Dabei sollte man nicht vergessen, dass Klieger auch ein routinierter Erzähler ist. Er begann mehr oder weniger unmittelbar nach Kriegsende, Zeugnis abzulegen, von der Hölle Auschwitz zu berichten und versteht das bis heute als wichtige Aufgabe. In einem Interview auf seine teilweise lakonische Art angesprochen, antwortete Klieger: „Ich kann darüber reden, viele meiner Leidensgefährten konnten das bis zum Lebensende nicht. Ich bin ein optimistischer Mensch und es gibt Dinge, darüber kann ich auch humorvoll sprechen. Mich plagen keine Alpträume mehr, aber ich muss jeden Tag meines Lebens an das Lager denken.“
Andererseits ermöglicht diese Art des Erzählens einen unverkrampften Einstieg, der unsentimal und ohne Pathos den Blick frei gibt auf den Alltag des Überlebens, das im Falle Noah Kliegers zahlreichen glücklichen Umständen, aber auch und vor allem seiner eigenen Initiative zu verdanken ist. Er gab sich als Boxer aus, widersprach Mengele und versuchte sich einen Rest menschlicher Würde zu erschwimmen.
Doch bei der vielzahl skuriller Geschichten, die den Leser durchaus auch zu einem Schmunzeln bewegen, lässt Noah Klieger uns nicht im Zweifel über das Ausmaß des Grauens: „Vor mehr als einem halben Jahrhundert haben wir Auschwitz verlassen. Aber wir sind nicht befreit worden. Von Auschwitz wird uns nur der Tod befreien.“ -al
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