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Hoffenheim – Jerusalem: Zur Vorgeschichte des Filmes Menachem und Fred

Am 3. Mai 1984 erfolgt die Erklärung der badischen Landessynode zum Verhältnis von Kirche und Israel. Darin wird den Gemeinden empfohlen, Beziehung zu Menschen jüdischen Glaubens zu suchen und zu pflegen. Im Mai 1986 fand zur Weiterarbeit am Thema der synodalen Erklärung im Kirchenbezirk Sinsheim eine Pfarrerkonferenz mit Schuldekan Lohrbächer statt. Er berichtet dem Hoffenheimer Pfarrer M. Uhlig von den zwei überlebenden Hoffenheimer Juden Menachem und Fred.

Eine kurze Zusammenfassung, zusammengestellt von Matthias Uhlig

Im Juni 1986 erreicht M. Uhlig Dr. Menachem Mayer in Paris telefonisch und besucht ihn dort. Menachem Mayer war für mehrere Jahre nach Paris entsandt, um im Auftrag der israelischen Regierung das jüdische Schulsystem im französischsprachigen Raum zu ordnen. Diese Mission endet im Sommer 1986.

Menachem zeigt M. Uhlig die Briefe seiner Eltern aus den Lagern Gurs und Rivesaltes und erzählt die Geschichte seiner Rettung. M. Uhlig fragt, ob er einen Brief mitnehmen könnte oder Kopien erhalten könnte. Menachem will ihm alle Briefe mitgeben. Er M. Uhlig nimmt 20 der 28 Briefe mit nach Hoffenheim. In Hoffenheim entsteht ein Kreis von 10 Personen, unter anderem der Landessynodale Willi Flühr, der damalige Theologiestudent Ludwig Streib, welche sich dem Thema „Juden in Hoffenheim" widmen. Man sammelt Erzählungen von Zeitzeugen. Ludwig Streib schreibt seine theologische Zulassungsarbeit über das Thema: Geschichte der Juden in Hoffenheim.

Eine Abbildung der Hoffenheimer Synagoge wurde bis heute nicht gefunden. Kirchengemeinderat Werner Rudisile lässt nach seinem Gedächtnis eine Nachbildung anfertigen durch den Hoffenheimer Maler Koch-Benamar. Zwischen 1989 und 1995 finden Begegnungen statt. Die Hoffenheimer besuchen Menachem Mayer in Jerusalem. Er kommt zweimal nach Hoffenheim, einmal zusammen mit Fred.

Menachem sieht das Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Hoffenheimer Friedhof und bemängelt, dass dort die Namen der Opfer nicht verzeichnet sind. Es wird deutlich, das Hoffenheim in Sachen Erinnerung noch etwas tun kann. Menachem bemängelt ausserdem, dass er und sein Bruder niemals von der Gemeinde Hoffenheim oder Sinsheim zu einer Begegnung eingeladen wurde.
M. Uhlig wird Pfarrer in Achern. Das Thema Juden und Christen in Hoffenheim scheint beendet zu sein. M. Uhlig hatte allerdings von Hoffenheim den Auftrag mitbekommen, die gemeinsame Arbeit am Thema „Juden in Hoffenheim“ in Buchform zu dokumentieren.

Am 11. 2. 2002 schickt Menachem das Buch "Are there trees in bloom over there?" an M. Uhlig. Die Übersetzung dieses Buches und Veröffentlichung in Deutscher Sprache entsprach den Vorstellungen einer solchen Dokumentation und übertraf sie bei weitem. M. Uhlig bittet in Hoffenheim um Unterstützung für dieses Vorhaben. Pfarrer W. Bär (Uhligs Nachfolger und jetziger Pfarrer von Hoffenheim) macht M. Uhlig darauf aufmerksam, dass Emil Hopp als SA-Führer im Buch mehrfach namentlich erwähnt ist. „Du musst mit Familie Hopp sprechen!“

Familie Berberich vermitteln als Freunde den Kontakt zu Dr. Rüdiger Hopp, dem ältesten der drei Geschwister. Dr. Rüdiger Hopp bedauert, dass er und seine Geschwister nicht früher von den Mayerbrüdern erfahren haben. Alle drei Geschwister unterstützen von Anfang an die Herausgabe des Buches. Im Laufe der Vorarbeiten zum Buch entsteht eine Freundschaft zwischen Menachem und Fred und den drei Geschwistern Hopp. Die 3 Hopp- Geschwister beschliessen miteinander, nicht nur den Druck des Buches zu finanzieren, sondern auch eine Gedenktafel mit den Namen aller Deportierten zu stiften. Sie beschliessen ausserdem, zur Einweihung der Tafel alle bekannten noch lebenden Hoffenheimer Juden und ihre Angehörigen einzuladen. Von der Hopp- Stiftung werden seither auch Austauschprogramme von Schulen mit Israel unterstützt.

Der Besuch zur Einweihung der Tafel findet am 4.9.2005 statt. 35 Familienangehörige von 3 Hoffenheimer Überlebenden treffen sich in Heidelberg und Hoffenheim. Für die Kinder und Enkel wird der 4.9. 2005 zelebriert als der Tag, an dem sie zum ersten Mal ihren Wurzeln begegnen.
An den Gräber der Grosseltern in Waibstadt werden Namensschilder erneuert. Es werden Lichter entzündet und das Kaddishgebet für die Grosseltern gesungen.

Zur Enthüllung der Gedenktafel und Buchvorstellung am Nachmittag kommen über 400 Hoffenheimer und Ehrengäste. Ach der Buchvorstellung in der Hoffenheimer Gemeindehalle geht man gemeinsam zum Rathaus über die gesperrte Hauptstrasse. Dort wurden von den Kindern und Enkeln für die Deportierten und Verstorbenen Kerzen aufgestellt und ein Kaddishgebet gesungen. Hier stehen Berd Schmidtbauer und Dietmar Hopp an der Gedenktafel. Zu diesem Tag hatte sich auch das Aufnahmeteam einer deutsch-israelischen Gemeinschaftsproduktion angemeldet, die inzwischen den Film Menachem und Fred fertiggestellt haben.

Er wurde in Tel Aviv im Frühjahr 2007 uraufgeführt und wurde in überarbeiteter Fasssung auf den Hofer Filmtagen im Oktober 2008 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Schüler der Heimschule Lender in Sasbach erfuhren im Frühjahr 2006 von dem Buch und erarbeiteten daraus ein Theater- Musikprojekt, mit dem sie am Viktor-Klemperer-Preis 2006 teilnahmen und den 2. Platz erreichten. Dies führte im Juni 2007 zur Aufführung in 2 israelischen Schulen und zur Begegnung mit einem der Autoren.

Nach dem Besuch dieser Aufführung entschied sich Ehud Löb, Freund von Menachem, eine Einladung in seine Heimatstadt Bühl, nahe Sasbach, die er bisher 40 Jahre lang abgelehnt hatte doch anzunehmen.
Der Weg des Buches ist nicht zu Ende. Vielleicht führt er zum Beispiel bald mit hinein in das Projekt der alten Synagoge in Eppingen. Vielleicht werden weitere Menschen wie Ehud Löb auf diesen Weg mitgenommen.

Im November 2008 wurde der Film in Jerusalem aufgeführt. Wegen Andrangs musste er in zwei Kinos parallel gezeigt werden. Menachem Mayer sprach zum 9.11. in der Knesset.

Der Name Hoffenheim verpflichtet. Es gibt etwas zu hoffen. Das hebräische Original des Buch hat als Titel die Frage: Blühen bei Euch die Bäume, bei uns blühen keine. Die blühenden Bäume sind in der Bibel das Symbol für den kommenden Frühling inmitten der Kälte des Winters. Das Buch beantwortet die Frage: Ja sie blühen. Es gibt Hoffnung.

Aus Hoffenheim deportiert: Menachem und Fred
Manfred (Fred) und Heinz (Menachem) Mayer leben zusammen mit ihren Eltern in Hoffenheim, einem kleinen Ort südlich von Heidelberg. Im Oktober 1940 werden sie mit anderen badischen und pfälzischen Juden in das Lager Gurs deportiert…

Wo liegt eigentlich Hoffenheim?

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