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Die anderen Mautners

Das Schicksal einer jüdischen Unternehmerfamilie…

Die anderen MautnersRezension von Monika Halbinger

Schon der Titel des im Verlag Hentrich & Hentrich vor wenigen Monaten erschienenen Buches spielt auf den Umstand an, dass in Wien mit dem Namen Mautner in erster Linie das bekannte Unternehmen Mautner Markhof mit seinen erlesenen Delikatessprodukten assoziiert wird. Die andere Familie Mautner, um die es in vorliegender Veröffentlichung geht, stammte ebenfalls wie die Mautner Markhofs aus Böhmen und war ebenfalls eine bedeutende jüdische Unternehmerdynastie. Auf dem Höhepunkt des wirtschaftlichen Erfolgs herrschte Isidor Mautner über einen der größten Textilkonzerne Europas; nur: diese einflussreiche Wiener Großindustriellenfamilie sagt heute den wenigsten noch etwas. Schon aus diesem Grund sind dem vorliegenden Buch viele Leser zu wünschen.

Im Prolog gibt der Autor Wolfgang Hafer Auskunft über die Entstehung dieses familienbiographischen Forschungsprojekts. Hafer hatte schon mit seinem Bruder die Lebensgeschichte ihres Großvaters, des legendären Hugo Meisl, der als Wegbereiter des modernen Fußballs in Österreich gilt, verfasst. Im Zuge ihrer Recherchen im Familiennachlass stießen sie auf den Namen Stephan Mautner. Der familiäre Zusammenhang war bald klar, denn Hugo Meisls Mutter, die Urgroßmutter des Verfassers, war eine geborene Mautner. Dieses Transparentmachen über Themenfindung und Recherche wird von Forschern leider viel zu wenig praktiziert, ist aber eigentlich ein wichtiges Element wissenschaftlichen Arbeitens.

Hafer gelingt es nicht nur, die Unternehmensgeschichte präzise zu rekonstruieren, sondern auch,  die Geschichte der Familie Mautner in die Atmosphäre der Zeit einzubetten: Das Habsburger Vielvölkerreich schaffte die Rahmenbedingungen, die es Juden ermöglichte, als selbstbestimmte Bürger erfolgreich und in Sicherheit ihr Leben zu gestalten. Österreichische Juden, und hier auch die Familie Mautner,  entwickelten dabei einen beispiellosen Patriotismus. Der Ausgangspunkt des Textilimperiums lag im ostböhmischen Náchod. Isaac Mautner (1824-1901) hatte sich 1848 mit einer kleinen Textilmanufaktur selbständig gemacht. Das Geschäft bestand darin, Hauswebern das notwendige Material zu liefern und deren Produkte zu vermarkten. Allmählich konnte er seinen Betrieb ausbauen, 1857 mit einer Appreturanstalt zur Veredelung der Stoffe; 1863 mit einem Betrieb, in dem man Garne färben und bleichen konnte.

Mit dem 1867 einsetzenden Wirtschaftsboom vor dem Hintergrund des Eisenbahnausbaus und dem Inkrafttreten des Staatsgrundgesetzes, das die österreichischen Juden endlich zu gleichgestellten Staatsbürgern machte, versuchte nun auch Isaac Mautner in Wien sein Glück und eröffnete im Tiefen Graben 12 einen Warenkommissionshandel. Die Wiener Niederlassung wurde ein voller Erfolg und machte schließlich einen Eintrag ins Handelsregister erforderlich.

Der 1852 als ältestes von fünf Kindern geborene Isidor Mautner soll – das steht schon bei seiner Geburt fest – einmal den väterlichen Betrieb übernehmen. Mit seiner Volljährigkeit erhielt er 1873, einem für die Wiener Stadtgeschichte so entscheidenden Jahr, als im Prater die Weltausstellung selbstbewusst die Leistungen der Donaumonarchie aller Welt vor Augen führen sollte und damit die Entwicklung Wiens zur Metropole vorantrieb,  die Prokura für die Wiener Dependance. Als nur wenige Monate später die Welt von einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert wurde, konnte Isaacs Sohn Isidor mit wirtschaftlichem Sachverstand und Geschick negative Folgen für die Firma abwenden. 1876 insistierte Isaac bei seinem Vater auf den Erwerb einer mechanischen Weberei im böhmischen Schumburg, was sich langfristig als lohnende Investition erweisen sollte.

1894 gründete er mit Emil Kubinzky die Magyar Textilipar R.T. (Ungarische Textilindustrie AG). In Ungarn ging es nicht um eine weitere Fabrik, sondern um die Schaffung eines eigenen Industriekomplexes mit eigener Infrastruktur für die Arbeiter. 1906 erfolgte die Umwandlung von Mautners gesamter ererbter Firma in eine Aktiengesellschaft. Die geplanten Investitionen und Expansionen waren über die eigenen finanziellen Ressourcen nicht mehr zu verwirklichen. Mit dem fortschreitenden Firmenausbau stets verbunden war auch eine Reihe progressiver, sozialer Maßnahmen wie Lebensversicherungen und Pensionsfonds. Die wichtigste soziale Leistung Isidor Mautners war 1918 die Schaffung des „Mautner-Fonds“ für die Unterstützung der Angestellten und Arbeiter seiner Werke, generös ausgestattet mit einer Million Kronen. Als Isidor Mautner Jahre später starb, würdigte selbst die Arbeiterzeitung, publizistisches Organ der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, Isidor Mautner  mit einer eigenen Traueranzeige in Anerkennung seiner großen Verdienste für die soziale Absicherung seiner Arbeiter und Angestellten.

Auch privat war Isidor Mautner das Glück lange Zeit gewogen. Er heiratete 1876 die Wiener Seidenhändlerstocher Jenny Neumann (1856-1938). Der glücklichen Ehe entstammten die vier Kinder Stephan (1877–1944), Konrad (1880-1924), Katharina (1883–1979) und Marie (1886–1972). 1888 erwarb Mautner das Geymüller-Schlössel in Wien-Pötzleinsdorf, eine repräsentative, mit gotischen und orientalischen Stilelementen versehene, geschmackvolle Biedermeiervilla, die er seiner Frau zum 32. Geburtstag schenkte. Jenny Mautner, selbst Sängerin und Pianistin, galt als kunstsinnige Mäzenin, die in ihrem Schlössel die Salonkultur wiederaufleben ließ.  Der Sonntag war von nun ab Jour fixe, an dem die Freunde der Familie vorbeisahen und es zu Begegnungen von Malern, Schriftstellern und Musikern mit Beamten und Diplomaten kam. Die Mautners begannen zusehends eine wichtige Rolle im Kulturleben Wiener Fin de siècle einzunehmen. Künstler wie Felix Salten, Arthur Schnitzler, Richard Strauss, Max Reinhardt und Hugo von Hoffmansthal, also das Who-is-Who der zeitgenössischen österreichischen Kulturszene, verkehrten bei den Mautners. Es wurde diskutiert, rezitiert, gemeinsam musiziert und – wie man heute sagen würde – Networking betrieben. Regelmäßig fand sich eine bunt gemischte Gesellschaft ein, das Geymüller-Schlössel wurde zu einem Begegnungsort. Eine besondere Liebe verband die Mautners auch zum Theater. Ihre Wiener Innenstadtwohnung in der Löwelstraße lag direkt gegenüber zum Bühneneingang des Burgtheaters. Der früh verstorbene Burgschauspieler Josef Kainz zählte zu den engsten Freunden der Familie. Durch ihre Nachbarschaft zu der Familie Mensdorff-Pouilly-Dietrichstein in der Löwelstraße öffnete sich den Mautners auch der Zutritt zur adeligen Gesellschaft Wiens.

Für Jenny Mautner war es selbstverständlich die kreativen Talente ihrer Kinder zu fördern und so unterrichteten unter anderem der Bildhauer Josef Breitner und der Maler Ferdinand Schmutzer die Mautner-Kinder in künstlerischen Gegenständen.

Die Familie war prototypisch für das jüdische Großbürgertum, das „nach der Befreiung von hemmenden Restriktionen in einem atemberaubenden Prozess ihr ganzes kreatives, intellektuelles und unternehmerisches Potenzial zu entfalten [begann]“ – so Hafer. [1]

Über die Burgschauspieler Ludwig Gabillon und Ernst Hartmann entdeckten die Mautners den Grundlsee im Ausseer Land als Ort für ihre Sommerfrische, der für die Kinder und hier vor allem für Konrad bedeutsam wurde. Er konnte mit dem väterlichen Unternehmen wenig anfangen und wird sich später die meiste Zeit in seiner Villa am Grundlsee aufhalten, wo er umfangreiche volkskundliche Studien betrieb, Trachten sowie Volkslieder sammelte und zu einem Pionier der Volkstumsforschung avancierte. Die Bewahrung der Ausseer Volkskultur wurde sein Lebensthema. Unterstützt wurde er in seinen Studien von seiner Schwester Marie, welche sich selbst in erster Linie der Malerei widmete. Schwester Katharina hingegen, verheiratet mit dem Anwalt Hans Breuer, dem Sohn des Mediziners und Mitbegründers der Psychoanalyse Josef Breuer, hatte den Gesang für sich entdeckt und  Stephan Mautner wiederum betätigte sich als Maler und Schriftsteller, der seine Gedichte in niederösterreichischer Mundart verfasste. Er war zudem ein passionierter Jäger und pflegte somit ein Hobby, das in der jüdischen Tradition nicht nur nicht existent ist, sondern auch keinen guten Ruf hat. Die Neuorientierungen der Mautner-Söhne werden von Hafer recht treffend als „Flucht“ ins „Volkstum“ bzw. in die „Idylle“ charakterisiert.[2]

Hier lässt sich schon eine zunehmende Entfremdung von den jüdischen Wurzeln erkennen, die gerade in den wohlhabenderen jüdischen Kreisen weit verbreitet war.  Isaac Mautner, der Begründer des Unternehmens, war noch ein streng observant lebender Jude und Vorsitzender der jüdischen Gemeinde im böhmischen Náchod, später Ehrenvorsitzender und als Rabbiner tätig. Sein Enkel Konrad dagegen konvertierte 1919 zum Protestantismus und passte sich in Kleidung, Sprache und Brauchtum an die steirische Landbevölkerung an.

Eine Frage, die bei der Lektüre derartiger Familiengeschichten immer wieder aufkommt, aber aus heutiger Sicht ohne zeitgenössische Aussagen schwer zu rekonstruieren ist: Wie wurde die Assimilation bzw. Akkulturation von den Betreffenden (zumindest von denen, die nicht zum Christentum konvertierten) empfunden? Auch als Entfremdung von bzw. Verlust von jüdischer Identität? Diese psychologische Komponente ist ohnehin schwer zu fassen, aber auch ganz konkrete kulturell-religiöse Praktiken bleiben häufig leider im Dunkeln. Wurden überhaupt noch jüdische Traditionen im Alltag gepflegt?

Das Ende des 1. Weltkrieges läutete auch den Niedergang des Mautnerschen Erfolgs  ein. Plötzlich lagen mit der Auflösung des Habsburgerreiches viele Fertigungsstätten im Ausland, doch es gelang   Isidor Mautner anfangs noch seinen Konzern mithilfe von Neustrukturierungen wirtschaftlich zu stabilisieren. Isidor Mautner hatte sein Imperium mit einem Industrieunternehmen begründet. Das Bemühen seines Sohnes Stephan, im Bankgeschäft Fuß zu fassen, erwies sich dann aber als verhängnisvolle Fehlentscheidung, die schließlich zum Untergang führte. Wie schon gesehen, lagen die Neigungen und Talente der Kinder von Isidor Mautner überhaupt nicht im betriebswirtschaftlichen Feld. Stephan Mautner war für die Führung eines Unternehmens denkbar ungeeignet. Er sehnte sich nach einem einfachen, ruhigen und naturverbundenen Leben. Der Bankrott des Sohnes hatte den Vermögensverlust des bürgenden Vaters zur Folge. Der Versuch, wirtschaftlich neu Fuß zu fassen, schlug fehl. Auch die „Überdimensionierung“[3] des Unternehmens dürfte zum Niedergang beigetragen haben. Sohn Konrad hatte sich bereits 1921 aus allen unternehmerischen Funktionen zurückgezogen und verstarb 1924 noch in jungen Jahren an Magenkrebs. Ein interessantes Detail am Rande ist die Tatsache, dass zu den Textilfabriken der Familie von 1925 bis 1929 auch die Fabrik in Marienthal, gehörte, die insofern zu Berühmtheit gelangte, als nach deren Zusammenbruch im Jahr 1933  die berühmte Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“[4] dort durchgeführt wurde.

Isidor Mautner stand am Ende seines Lebens vor dem Nichts: sein Ruf ramponiert, sein Haus verpfändet, auch er erkrankte an Krebs und starb 1930 im Alter von 77 Jahren.  Anlässlich seiner Beerdigung auf dem Döblinger Friedhof gaben ihm jedoch zahllose prominente Vertreter der Wiener Gesellschaft aus Adel, Politik, Kunst und Kultur die letzte Ehre. Zudem durfte Jenny Mautner  immerhin bis zu ihrem Lebensende im verpfändeten Schlössel leben. Die Familie fühlte sich – trotz der wirtschaftlichen Niederlage – fest in der österreichischen Gesellschaft und Kultur verwurzelt.

Wie sich spätestens 1938 mit dem sogenannten „Anschluss“ zeigte, war diese Verwurzelung doch recht fragil und vom nichtjüdischen Umfeld nicht unbedingt akzeptiert. Während die eingangs erwähnten Mautner Markhofs schon so untrennbar mit Wien verbunden waren, dass selbst die Nazis nicht wagten gegen  die Familie – trotz ihrer jüdischen Herkunft – vorzugehen – war den „anderen Mautners“ dies nicht vergönnt.

Jenny Mautner musste den deutschen Einmarsch noch erleben, sie starb drei Wochen später am 9. April 1938. Die Beerdigung war das letzte Familientreffen, bevor die Mautners in die verschiedensten Teile der Welt emigrieren mussten. Bis auf Stephan Mautner und seine Frau Else gelang allen Mitgliedern die Flucht in ein sicheres Aufnahmeland. Das Haus von Marie und ihrem Mann, dem Regisseur Paul Kalbeck, wurde nach deren Flucht zwangsversteigert. Als „Ariseure“ traten die Familienfreunde, das Schauspielerehepaar Paula Wessely und Attila Hörbiger auf. Nach dem Krieg zogen die Kalbecks wieder in das Haus, das Paula Wessely für sie gerettet hatte.

In dieser Beschreibung fehlt jedoch ein wenig die Kontextualisierung. So erscheint die Schauspielerin Paula Wessely in der Darstellung Hafers als uneigennützige Freundin der Familie, die selbstlos Widerstand geleistet hat. Tatsächlich ist Paula Wesselys Rolle im Nationalsozialismus nicht so ruhmreich, sondern vielmehr höchst umstritten, was Hafer nur kurz in einer Fußnote andeutet.[5] So spielte Paula Wessely 1941 die Hauptrolle im  antisemitischen und rassistischen NS-Propagandafilm „Heimkehr“, in dem der deutsche Überfall auf Polen gerechtfertigt werden sollte.[6] Auch der Hinweis, dass im Geymüller-Schlössel 1948 der Film „Der Engel mit der Posaune“ in der Hauptrolle mit Paula Wessely entstanden ist, der die Enteignung jüdischen Vermögens und Häuser durch die Nationalsozialisten thematisiert, wirkt doch ein wenig verzerrend; denn nicht wenige Zeitgenossen empfanden es als obszön, dass gerade Paula Wessely nur wenige Jahre nach ihrer Parteinahme für das NS-Regime eine Jüdin spielte und sich mit dieser Rolle gewissermaßen selbst „entnazifizierte“.

Dankenswerterweise versucht Hafer das Schicksal Stephan Mautners, das bis dato nicht eindeutig belegt war –  auch aufgrund des sich lange haltenden Gerüchts, er habe den Holocaust überlebt – , zu klären. Nach Hafers Recherchen wurden Stephan Mautner und seine Frau aus Budapest nach Auschwitz deportiert. Ein noch heute existierendes Auschwitz-Album, das jüdische Transporte aus Ungarn im Juni und Juli 1944 zeigt, enthält ein Foto, das immer wieder in Dokumentationen über Auschwitz Verwendung fand und vermutlich Stephan Mautner nach seiner Ankunft in Auschwitz zeigt. Hafer schreibt, dass ein Gesichtsscanner diese Annahme bestätigt habe.

Auch wenn einige Familienmitglieder trotz Enteignung, Vertreibung und Ermordung naher Angehöriger nach 1945 nach Österreich zurückkehrten – was als Beleg für die starke Verwurzelung der Familie in ihrer Heimat  gesehen werden kann – , geriet die Geschichte der Familie Mautner bald in Vergessenheit.

Das Geymüller-Schlössel gelangte nach dem Krieg ins Eigentum der Österreichischen Nationalbank und wurde später von der Republik Österreich gekauft. Heute ist es eine Außenstelle des  Museums für angewandte Kunst (MAK) und gewährt einen Einblick in die Wohnkultur der Empire- und Biedermeierzeit.[7] Erst 1993 wurde vonseiten der Stadt Wien im 18. Bezirk ein Weg zum Pötzleinsdorfer Friedhof zum „Mautnerweg“ deklariert. An der Friedhofsmauer wurde zeitgleich eine Gedenktafel für Konrad Mautner angebracht.

Hafers Familienbiographie basiert  sowohl auf offiziellen Archivquellen als auch auf Erinnerungen naher Angehöriger der Mautners und ist mit zahlreichen Fotos illustriert. Im Anhang des Buches finden sich nicht nur die Anmerkungen, sondern auch eine übersichtliche Darstellung des Mautner-Konzerns und seinen einzelnen Werken. Ein Orts- und Personenregister ermöglicht ein gezieltes Nachschlagen. Der Stammbaum der Familie sowie eine Karte mit den Eintragungen der einzelnen Betriebe in den Innenseiten der französischen Broschur ergänzen die Ausführungen und ermöglichen dem Leser während der Lektüre nochmals Familienkonstellationen und Firmenstandorte bequem parallel nachzusehen.

Hafer zeigt am Beispiel der Familie Mautner eindrucksvoll das Scheitern der österreichisch-jüdischen Symbiose auf, bei der es sich – wie im deutschen Fall – um eine sehr einseitige Liebe von jüdischer Seite aus handelte. Der große Verdienst des Buches liegt aber sicherlich darin, die fast schon vergessene Unternehmerfamilie Mautner wieder in das historische Gedächtnis zurückzurufen und sie in den gesellschaftlich-kulturellen, spezifisch Wienerischen Kontext ihrer Zeit einzuordnen. Gerade der von Jenny Mautner initiierte Salon wurde in der bisherigen gesellschaftshistorischen Betrachtung vernachlässigt.[8] Insofern füllt Wolfgang Hafers lesenswerte und informative Studie auch eine Lücke in der Wiener Gesellschafts- und Stadtgeschichte. Es bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft nicht mehr so eindeutig scheint, welche Familie bei der Erwähnung des Namen Mautner gemeint ist.

Wolfgang Hafer: Die anderen Mautners. Das Schicksal einer jüdischen Unternehmerfamilie, Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin 2014, Euro 22,00, Bestellen?

[1] S. 8.

[2] Siehe S. 89/101.

[3] S. 142.

[4] Diese Studie von Marie Jahoda, Paul Lazarsfeld und Hans Zeisel über die Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit für die Betroffenen gehört heute zu den Klassikern der soziologischen Literatur.  Die Forscher konnten belegen, dass Arbeitslosigkeit auf lange Dauer nicht zu Aufruhr, sondern zu Passivität und Resignation führt.

[5] Siehe S. 187.

[6] Siehe: Maria Steiner: Paula Wessely. Die verdrängten Jahre, Wien 1996, S. 121ff. Steiner erwähnt auch Wesselys Interventionen für nichtjüdische Freunde, unter anderem Paul Kalbeck (S. 89).

[7] Siehe: http://www.mak.at/das_mak/standorte/expositur/mak-expositur_geymuellerschloessel?j-dummy=reserve [abgerufen am 11.1.2015].

[8] Siehe S. 78.

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