Abi Ofarims Autobiografie…
Anlässlich einer CD-Präsentation gaben Gil und Tal Autogramme. Wie so oft begleitete ich meine Jungs. Plötzlich zupfte mich ein junges Mädchen am Ärmel.
„Herr Ofarim? Kann ich ein Autogramm haben?“
„Von mir?“ fragte ich überrascht.
„Ja von Ihnen.“
„Das ist bestimmt für deine Mama?“
„Nein. Für meine Oma“
Es sind diese kleinen, lustigen Anekdoten, die das kürzlich erschienene Buch „Licht und Schatten“ von Abi Ofarim lesenswert machen. Selbstironie und Sprachwitz durchziehen die ganze Autobiografie. „Schalom, jesch li tachat katan“. Der Satz, den Abi Ofarim seiner deutschen Freundin als gängige hebräische Begrüßungsformel beibringt hat es in sich. Das offenbart sich spätestens als Iris sich mit dieser Gruß-Formel bei Abis Mutter vorstellt. Diese reagiert nämlich auf die Mitteilung der Beschaffenheit des Hinterteils der Grüßenden bei weitem nicht so begeistert wie Abis Freunde. Auch über die Lachanfälle von Abi und Esther Ofarim bei ihren Studioaufnahmen zu den ersten deutschen Liedern liest es sich vergnüglich. Die Zeile „Beim ersten Kuss, dass soll so sein“ löst wegen der anzüglichen Bedeutung der klanggleichen Wörter KUSS und SEIN im Hebräischen, bei Abi und Esther ausgiebigste Lachanfälle aus, so daß die Studioaufnahmen erst Wochen später fertig gestellt werden können.
„Licht und Schatten“ erzählt aber eben nicht nur vom Licht und den hellen Momenten in Abi Ofarims Leben. Auch die Schattenseiten werden nicht verschwiegen. Die Höhen und Tiefen der Karriere, der Selbstmord des Vaters, die Probleme im Privaten und schließlich die Probleme mit dem schönen, weißen Pulver:
In den ersten Tagen in meiner Zelle wusste ich nicht mehr, wer ich war. Und immer diese Schmerzen. Tag und Nacht. Ich konnte nicht schlafen und nicht essen. Das ist völlig normal, wenn ein Süchtiger plötzlich unter Entzug gerät. Seele, Körper und Geist, sie alle schreien nach ihre vertrauten Dosis. Und das tut verdammt weh.
Drogen, Sucht, Gefängnis und hohe Schulden stürtzen ihn in eine tiefe Krise. In seinen Schilderungen streift Abi Ofarim diese Schatten aber nur. Es muss schlimmer gewesen sein, als er es beschreibt. Das Lichte in seinem Leben lässt den Schatten verblassen. Und über die schönen Dinge in seinem Leben erzählt er eben offenbar auch lieber, anschaulicher und ausführlicher als über das Grauen. Und in diesem Sinne ist das Buch als Sommerabendlektüre auch durchaus empfehlenswert. Es erheitert, – es beschwert nicht. Es erzählt von einem spannenden Leben, von einem starken Mann und von der Sonne, die immer scheint, auch wenn sie gerde hinter einer Wolke versteckt ist.
Abi Ofarim, Licht & Schatten, 240 Seiten mit 70 Abbildungen, ISBN: 978-3-7844-3218-2, LangenMüller 2010, Euro 19,99, Bestellen?
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