An sieben Festivaltagen präsentiert goEast in Anwesenheit von Regisseuren, Produzenten, Vertretern der Filmbranche und Journalisten zahlreiche Premieren und zeigt dabei Filme, die ohne das Festival nur selten einen Weg in deutsche Kinos finden…
Höhepunkte des Filmschaffens im östlichen Europa präsentiert das diesjährige goEast-Filmfestival vom 22. bis 28. April in Wiesbaden. Das seit 2001 vom Deutschen Filminstitut — DIF veranstaltete Festival ist mit seinen vielen Filmsektionen und Gesprächsforen eine einzigartige Plattform für den Dialog und Austausch zwischen Ost und West.
goEast — Festival des mittel- und osteuropäischen Films vom 22. bis 28. April 2009 zum neunten Mal in Wiesbaden / Hommage an Kira Muratova / Jan SvÄ›rak im Porträt / Erfolgreiche Etablierung der goEast-Projektbörse / "Vorboten der Wende" im goEast-Symposium
Ausgewählte Festivalbeiträge werden auch in diesem Jahr wieder im Kino im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt gezeigt.
So 26.4. 18.00 Uhr | goEast-Wettbewerb
GAGMA NAPIRI Das andere Ufer
Georgien/Kasachstan 2009, R: George Ovashvili, 90 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Das Roadmovie DAS ANDERE UFER (2009) handelt von dem zwölfjährigen Tedo, der mit seiner Mutter wegen des Bürgerkrieges von Abchasien nach Georgien geflüchtet ist. Mit dem neuen Leben unzufrieden, beschliesst er, sich auf die Suche nach seinem in der Heimat gebliebenen Vater zu begeben, von dem er nicht einmal weiss, ob er noch lebt. Auf der Reise trifft Tedo nicht nur freundlich gesinnte Menschen, die mitfühlen und ihn unterstützen, sondern stösst auch auf Hass und Vorurteile…
Di 28.4. 20.30 Uhr | goEast-Portrait
KOLJA
CZ 1996, R: Jan Svĕrak, Da: Zdenĕk Svĕrak, Libuše Šafrankova, Andrej Chalimon, 105 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Das diesjährige Porträt ehrt den populären tschechischen Filmemacher Jan SvÄ•rak. Kolja (1996), der mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet wurde, spielt zur Zeit der "samtenen Revolution" im Herbst 1989. Der ältere Schürzenjäger Frantisek muss sich als einziger greifbarer Angehöriger um den fünfjährigen Kolja kümmern…
Mi 29.4. 20.30 Uhr | goEast-Wettbewerb
MORFIJ / Morphine / Morphium
Russland 2008, R: Aleksej Balabanov,102 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
MORPHIN (2008) ist die Adaption eines literarischen Werks: Regisseur Aleksej Balabanov verfilmte die autobiografischen Aufzeichnungen des russischen Schriftstellers Michail Bulgakow. Im Spätherbst 1917 tritt der junge Arzt Polyakov seine erste Stelle an. Bereits in der ersten Nacht zeigen sich Polyakovs psychische Grenzen, als ein Patient unter seinen Händen stirbt. Zunächst nur als medizinische Vorsichtsmassnahme gedacht, lässt er sich eine Injektion Morphin geben. Doch der weisse Stoff wird bald zum verlässlichen Partner, um berufsbedingten Stress, privates Scheitern und die ihn umgebende Enge zu bewältigen. Die Liebe zu einer Krankenschwester ist längst keine Rettung mehr…
Mi 29.4. 22.30 Uhr | goEast-Wettbewerb
TABLO Tableau
HU 2008, R: Gabor Dettre, 120 min OmeU, Einf.: Claudia Siefen
Der Thriller TABLEAU (2008) spielt im Budapest der 1950er Jahre: Der Mörder des dubiosen Antiquitätenhändlers Schulter scheint in dem Roma Bela gefunden. Doch Kommissar György, ebenfalls Roma, ist nicht überzeugt und sucht den Täter auf eigene Faust. Dabei lernt er, zum Missfallen seiner Frau, die minderjährige Agnes kennen, die von Schulter als Prostituierte nach Ungarn gebracht wurde…
Im Mittelpunkt von goEast steht der Wettbewerb. Die international besetzte Jury wählt aus zehn aktuellen Spiel- und sechs Dokumentarfilmen Preisträger in verschiedenen Kategorien aus: Der Haupt-preis "Die Goldene Lilie" (10.000 ‚¬) wird von Å koda Auto Deutschland gestiftet, die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ verleiht zum zweiten Mal den Dokumentarfilmpreis "Erinnerung und Zukunft" (10.000 ‚¬). Die Stadt Wiesbaden vergibt den Preis für die Beste Regie (7.500 ‚¬), das Aus-wärtige Amt den Preis für "künstlerische Originalität, die kulturelle Vielfalt schafft" (2.000 ‚¬). Im von der BHF-BANK-Stiftung finanzierten Hochschulwettbewerb konkurrieren bei goEast 2009 Hochschulen aus Kiew, Sofia und Deutschland um Preise von insgesamt 4.500 Euro.
Auch frühere cineastische Höhepunkte können bei goEast entdeckt werden: In seiner Hommage ehrt das Festival 2009 Kira Muratova. Die "Grande Dame des sowjet-russischen Kinos" gewann 1990 mit ASTENIÄŒESKIJ SINDROM / DAS ASTHENISCHE SYNDROM (UdSSR/Ukraine 1989) den Silbernen Bären der Berlinale sowie mit VTOROSTEPENNYE LJUDI / MENSCHEN ZWEITER KLASSE (Ukraine 2001) und NASTROJÅ ÄŒIK / DER KLAVIERSTIMMER (Ukraine 2005) jeweils den Hauptpreis des goEast-Filmfestivals. Sie wird 2009 in Wiesbaden persönlich anwesend sein und ihre Arbeit in einer umfassenden Retrospektive vorstellen.
Vor dem Hintergrund der politischen Umbrüche vor zwanzig Jahren stellt das goEast-Porträt den tschechischen Filmemacher Jan SvÄ›rak vor. SvÄ›rak greift in seiner Arbeit auf humorvolle und hinter-gründige Weise gesellschaftliche Realitäten in seinem Land auf. Sein Oscar-prämierter Film KOLJA (Tschechische Republik 1996) eroberte in den neunziger Jahren das internationale Kinopublikum. 2008 feierte VRATNÉ LAHVE / LEERGUT (Tschechische Republik 2007) in Deutschland Erfolge. Das goEast-Porträt zeigt 2009 auch unbekannte Seiten des populären tschechischen Regisseurs.
Schon traditionell richtet goEast einen Fokus auf die Förderung junger Filmemacher und führt dabei die intensive Zusammenarbeit mit der Robert Bosch Stiftung fort. Auch 2009 verleiht die Robert Bosch Stiftung ihren Filmförderpreis für Koproduktionen von Nachwuchsfilmemachern aus Deutschland und Ländern Osteuropas im Rahmen von goEast. Mit der goEast-Projektbörse fördert sie ausserdem erneut ein einzigartiges Forum für die Entwicklung internationaler Filmprojekte, das 2008 sehr erfolgreich ins Leben gerufen wurde.
Einen Blick zurück auf die Vorzeichen der politischen Wende in Mittel- und Osteuropa wirft das diesjährige goEast-Symposium vom 23. bis 25. April: Unter dem Titel Winter ade. Filmische Vorboten der Wende werden dabei im neuen Murnauer Filmtheater in Wiesbaden Aspekte einer bis heute wenig bekannten Filmgeschichte beleuchtet. Durch Einführungsvortrag, Abschlussdiskussion und Gespräche nach jeder Aufführung erfährt die Filmreihe, die von der Kulturstiftung des Bundes und der Stiftung Deutsche Kinemathek initiiert wurde, eine wichtige diskursive Vertiefung. Die Retrospektive bezieht grosse Namen der Filmgeschichte ebenso ein wie Arbeiten weniger bekannter Filmemacher und wird von der DEFA-Stiftung sowie von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung gefördert.
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