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50 jüdische Künstler, die man kennen sollte

Um es gleich vorweg zu nehmen, die alte Frage „Was ist jüdische Kunst?“ kann Edward van Voolen mit seiner Zusammenstellung von „50 jüdischen Künstlern, die man kennen sollte“ nicht beantworten, aber das steht auch nicht in seiner Absicht. Der Autor möchte vielmehr die „Bedeutung des Judentums für 50 jüdische Künstler während der letzten 200 Jahre beleuchten“. Eine „jüdische Kunst“ per se kann man schwer fassen, dagegen erkennt man in den Auseinandersetzungen der Künstler schnell den Kern der Sache, dass es nämlich ebenso viele Formen „jüdischer Kunst“ gibt wie jüdische Identitäten selbst…

Die Auswahl enthält Künstler, die in sich in ihrem Werk intensiv mit ihrer jüdischen Identität auseinandersetzen, wie etwa Maurycy Gottlieb, dessen „Juden in der Synagoge am Jom Kippur“ von 1878 den Künstler selbst in der Mitte der Betenden zeigt, aber auch solche, die sich als säkulare Juden in ihrer Kunst nie mit Religion befassten, wie etwa der Gründungsvater der französischen Impressionisten, Camille Pissaro.

Gerade auch bei solchen Künstlern, die ein weniger klares Verhältnis zu ihren jüdischen Wurzeln hatten, schafft es Edward van Voolen vorzüglich, die Vielschichtigkeit des jüdischen Einflusses darzustellen. So etwa bei Man Ray, der 1890 als Emmanuel Radnitzky in Philadelphia geboren wurde und zu den bedeutendsten Surrealisten und Dadaisten zählt.

Natürlich kann man über die Auswahl der Künstler geteilter Meinung sein. Ist etwa der Komponist Arnold Schönberg tatsächlich auch in seiner Malerei so bedeutend, dass er zu den 50 Vorgestellten zählen sollte? Andererseits sind auch eher unbekanntere bzw. vergessene Künstler dabei, wie etwa Maurycy Minkowski, was die Expertise des Autors deutlich zeigt. Erfreulich auch die relativ hohe Anzahl von Künstlerinnen, wie etwa Lee Krasner, Louise Nevelson, Eva Hesse und Nancy Spero.

Das Buch enthält viele Hintergrundinformationen zu Judentum und jüdischen Lebens, die gerade für nicht-jüdische Leser wichtige Voraussetzung zum Verständnis der Materie sind. Edward van Voolen, Rabbiner und Kurator am jüdischen Museum in Amsterdam, versteht es, diese Abschnitte elegant einzuflechten. Die Biografien sind allesamt sehr angenehm zu lesen und vermitteln auch jüdischen Lesern viele Details aus dem Leben der Künstler, die nicht allgemein bekannt sind.

Der Band ist zudem reich bebildert und jeder Künstler ist in einer Zeitachse in den historisch-kulturellen Kontext eingebunden. Ein wunderschöner Band, der jedem Kunstinteressierten sehr empfohlen sei. – al

Edward van Voolen, 50 jüdische Künstler, die man kennen sollte, Prestel Verlag 2011, 160 Seiten, 150 farbige Abb., 30 s/w Abb., Euro 19,95, Bestellen?

Termin-Tipp:

Mo., den 12.03.2012, 19.30, München
Ein Vortrag von und mit Edward van Voolen.
Beitrag zur Woche der Brüderlichkeit

Eintritt: 7 Euro  / ermäßigt  4 Euro
Karten unter  (089) 20 24 00-491, karten@ikg-m.de und an der Abendkasse
Veranstalter: Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und dem Prestel Verlag
Veranstaltungsort: Jüdisches Gemeindezentrum, St.-Jakobs-Platz 18, München

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