Kategorien / Themen

Werbung

Nürnberger Juden erinnern sich: "... und wir waren Deutsche!"

Ein neuer Band des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts zeichnet die Lebenswege von neun Nürnbergr Juden nach, die ihre Heimat in den 30er Jahren verließen und so ihr Leben retten konnten…

Die vorgestellten Biografien stammen aus der Sammlung des „Nürnberger Videoarchivs der Erinnerung„, ein Projekt, das Jim G. Tobias vor über zehn Jahren ins Leben rief. Auch wenn die für das Lesebuch ausgewählten Gespräche sich auf Emigranten aus der Region Nürnberg beschränken und daher „keinen repräsentativen Anspruch“ erheben, wie Tobias im Vorwort betont, stehen sie exemplarisch für zahlreiche Themen und Erfahrungen von Emigranten, die vor dem Nazi-Regime flüchten mussten.

Den Gesprächen voran gestellt ist eine Einführung, die von der ersten gesicherten Quelle über jüdische Ansiedlung in Nürnberg im Jahr 1146 n.d.Z. bis in die heutige Zeit, in der die jüdische Gemeinde wieder ca. 1500 Mitglieder hat, die Geschichte der Juden in Nürnberg nachzeichnet.

Die neun Zeitzeugen schildern ihre Kindheit und Jugend in Nürnberg, die ersten Erfahrungen mit Antisemitismus und Ausgrenzung, schließlich Flucht und Emigration, sowie den Neubeginn in Israel oder den USA. Einige konnten gemeinsam mit den Eltern fliehen oder trafen sie nach dem Krieg wieder. Andere, wie etwa Shlomo Schönthal, verloren die ganze Familie. „Meine Eltern, meine Schwester als auch die Geschwister meiner Mutter und meines Vaters sind alle umgekommen!“, schließt Schönthal seine Erzählung. „Das ist ein sehr, sehr schlimmes Gefühl, keinerlei Verwandte mehr zu haben. Wenn man noch Angehörige hat, dann kann man Erinnerungen austauschen, aber ich habe ja niemanden mehr, mit dem ich darüber sprechen kann.“

Umso wichtiger ist das Projekt, aus dem das Lesebuch hervorging. Zusätzlich zum Buch ist eine Broschüre mit den Vorschlägen für den Unterreicht erschienen, die eine Einleitung, einführende Fragestellungen, Kurzbiografien, Fragebogen zu den einzelnen Zeitzeugen und ein Glossar enthält.

Was im Buch nicht erfahrbar wird, ist die Tatsache, dass alle der befragten Zeitzeugen noch immer Deutsch als ihre Muttersprache sehen, auch wenn ihnen Englisch oder Hebräisch heute als tägliche Umgangssprache dient. Bei vielen hört man jedoch noch immer den deutschen und fränkischen Akzent. Die Gespräche gibt es allerdings auch auf DVD, die an dieser Stelle zusätzlich empfohlen sei.

„… und wir waren Deutsche!“ Jüdische Emigranten erinnern sich. Ein Lesebuch
Antogo Verlag 2009, ISBN 978-3-938286-38-8, 114 Seiten, Pb, 9,80 Euro, Bestellen?

Broschüre „Vorschläge für den Unterricht“. Einleitung, einführende Fragestellungen, Kurzbiografien, Fragebogen, Glossar
Antogo Verlag 2010, ISBN 978-3-938286-41-8, 55 Seiten, geheftet, 5,80 Euro, Bestellen?

DVD-Edition Nürnberger Videoarchiv der Erinnerung

Comments are closed.