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Wirtschaft im Nationalsozialismus

Der 42 jährige britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze hat eine 926 Seiten umfassende faszinierende Darstellung der „Ökonomie der Zerstörung“ dargestellt. Er zeigt auf, welche Rolle die Wirtschaft bei den Entscheidungen der Nationalsozialisten gespielt hat und weist nach, dass Hitler vom Anfang an um die ökonomische Überlegenheit der Alliierten, insbesondere der USA und Grossbritanniens wusste…

Rezension von Karl Pfeifer

Davon wusste auch Stalin, der einen Pakt mit Hitler einging. Als Churchill im Juli 1940 Stafford Cripps zu Stalin schickte, um die Sowjetunion aus diesem verhängnisvollem Bündnis zu lösen und auf die Zerstörung des europäischen Gleichgewichts hinwies, antwortete Stalin: „Ich bin nicht so einfältig, den deutschen Versicherungen zu glauben, sie hätten keinen Wunsch nach Hegemonie, aber ich bin von der physischen Unmöglichkeit einer solchen Hegemonie überzeugt, da Deutschland nicht über die dazu notwendige Seemacht verfügt.“

Tatsache ist, in keiner Phase des Krieges konnte Deutschland die nötige Flotten- oder Luftwaffenstärke aufbringen, um die Britischen Inseln zu erobern.

Im Kapitel „Arbeit, Brot und Völkermord“ weist Tooze auf den „unlösbaren Widerspruch zwischen dem beabsichtigten rassisch begründeten Genozid und den praktischen Imperativen der Produktion“ hin.

toozeDer Holocaust war „nicht nur nackter Mord, sondern auch eine katastrophale Vernichtung von Arbeitskraft. Legt man die eigenen, sehr konservativen Berechungen der Nationalsozialisten zugrunde, dann wurden auf diese Weise mindestens 2,4 Millionen arbeitsfähige Menschen umgebracht.“ Mindestens 1,1 Millionen Arbeitskräfte haben sich zu Tode geschuftet. Von den ungefähr 2 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen, die in Deutschland arbeiten mussten, überlebten weniger als die Hälfte.

Deutschland konnte zwar kurze Zeit eine militärische jedoch zu keinem Zeitpunkt eine ökonomische Supermacht werden. Deutschland war nie stark genug, um Europa zu beherrschen und Grossbritannien, die Sowjetunion oder gar die USA dauerhaft zu besiegen.

Tooze gelang es ein wissenschaftliches Buch zu schreiben, das leicht lesbar ist und allen empfohlen wird, die wissen wollen, wie die Wirtschaft während der zwölf Jahre des „tausendjährigen Reichs“ funktionierte und erklärt, welche Rolle diese dabei spielte, dass die Barbarei besiegt werden konnte.

Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus
Pantheon Verlag München 2008
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