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Nazipropaganda in der arabischen Welt

Jeffrey Herfs Buch korrigiert die auch in Deutschland immer wieder zu hörende Auffassung, die Propaganda Hitlerdeutschlands habe sich im Rahmen einer spezifisch nazistischen „antiimperialistischen“, gegen die Westmächte gerichteten Agitationsvariante an Muslime, insbesondere Araber, und muslimische Nationen mit dem Ziel gewandt, Bündnispartner im Krieg gegen Engländer und Amerikaner zu gewinnen, dabei aber antisemitischen Aspekten eher eine untergeordnete Rolle zugewiesen…

Jeffrey Herf zur deutschen Mitverantwortung für die Antisemitismusverbreitung in der Islamwelt

von Klaus Faber

In seinem neuen Buch „Nazi Propaganda for the Arab World“ (erschienen bei Yale University Press, New Haven& London, 2009, 335 S.) nimmt der amerikanische Historiker Jeffrey Herf ein Thema auf, das in der deutschen politischen Debatte bislang keine große Bedeutung hat, wenn man einmal von den Auseinandersetzungen über das 2006 erschienene Buch „Halbmond und Hakenkreuz“ von Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers oder über andere vergleichbare Publikationen (siehe dazu unter anderem „Neu-alter Judenhass“, herausgeben von Klaus Faber, Julius H. Schoeps, Sacha Stawski, 1. Aufl. 2006) absieht. Man streitet hierzulande zurzeit öffentlich, engagiert und manchmal unfair über die Vergleichbarkeit von Antisemitismus und „Islamophobie“ oder über einen „Aufklärungsfundamentalismus“, den manche in den islamkritischen Positionen von Henryk Broder, Necla Kelek oder Seyran Ates erkennen wollen. Dabei besteht seit langem Anlass für eine umfassende politische Auseinandersetzung mit der Rolle Hitlerdeutschlands vor und während des Holocausts bei der Verbreitung antisemitischer Positionen im europäischen Ausland und vor allem in der arabischen und islamischen Welt und damit auch mit der deutschen Mitverantwortung für die aktuellen Antisemitismusströmungen. Einige Diskussionsaspekte in den jüngsten Debatten über „den“ Islam, die „Islamkritik“, die Integration von Muslimen in Deutschland, den Antisemitismus unter Muslimen und in islamischen Gesellschaften oder den „neuen“ antiisraelischen Antisemitismus können kaum sinnvoll erörtert werden, wenn man die Wirkungen der an die Islamwelt gerichteten antisemitischen Propaganda des NS-Staates ausblendet.

Jeffrey Herfs Buch korrigiert die auch in Deutschland immer wieder zu hörende Auffassung, die Propaganda Hitlerdeutschlands habe sich im Rahmen einer spezifisch nazistischen „antiimperialistischen“, gegen die Westmächte gerichteten Agitationsvariante an Muslime, insbesondere Araber, und muslimische Nationen mit dem Ziel gewandt, Bündnispartner im Krieg gegen Engländer und Amerikaner zu gewinnen, dabei aber antisemitischen Aspekten eher eine untergeordnete Rolle zugewiesen. Nach dieser – falschen – Interpretation der Abläufe wird auch heute noch häufig mit „postkolonialer“ Sympathie und entsprechendem Verständnis der Haltung arabischer und muslimischer NS-Kollaborateure begegnet. Meines Feindes Feind ist mein potentieller Verbündeter – nach dieser Maxime im Zweiten Weltkrieg zu handeln und danach in antikolonialer Frontstellung mit Hitlerdeutschland zu sympathisieren, sei im Rückblick, so diese Position, wenn überhaupt, politisch nur in begrenztem Umfang zu kritisieren und insbesondere kein Beleg für die Zustimmung zu antisemitischen NS-Grundauffassungen.

Ein Blick auf die NS-Kriegspropaganda vor allem in Radiosendungen in arabischer und persischer Sprache oder in Sprachen anderer muslimischer Völker ergibt, wie Jeffrey Herf zeigt, ein völlig anderes Bild. In Hitlerdeutschlands Agitation gegenüber der islamischen Welt hatte die antisemitische Hetze einen zentralen, entscheidenden Stellenwert. Die Zielgruppen und Zuhörer hatten diesen Punkt im Sinne der deutschen Akteure auch durchaus richtig verstanden, wie Zeitzeugen, etwa Nasser, Khomeini oder Sadat, belegt haben. Wer damals als Muslim mit Hitlerdeutschland politisch sympathisierte oder kollaborierte, wusste, bezogen auf die deutschen antisemitischen Positionen, mit wem er es zu tun hatte. Die antisemitische Ausrichtung Deutschlands war für die muslimischen NS-Parteigänger in aller Regel kein negativer Aspekt, sondern ein Pluspunkt für die Sympathie mit dem Dritten Reich. Umgekehrt wussten die deutschen Propagandaplaner, dass es so war.

Jeffrey Herf gibt mit vielen neuen Quellenbezügen, darunter Übersetzungen der arabischsprachigen Sendungen der Achsenmächte („Axis Broadcasts in Arabic“) oder Archivmaterial des Auswärtigen Amtes, auch einen Einblick in interne Überlegungen der NS-Progandaakteure. Während des Zweiten Weltkrieges führte Deutschland (nicht ohne bis heute nachwirkende Erfolge) eine umfassende Propagandakampagne in Nordafrika, im Nahen und im  Mittleren Osten. Ihr Ziel war es, dort die NS-Ideologie, vor allem ihre antisemitische, in der Tonanlage nicht selten als  Mordhetze auftretende  Grundposition, zu verbreiten und zu implementieren. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg war NS-Deutschland dabei mit der Frage konfrontiert worden, wie nach der deutschen Rassegesetzgebung und der NS-Rassenideologie Menschen türkischer, arabischer und iranischer Abstammung oder, weiter gehend, aus anderen islamischen Völkern „rassisch“ zu beurteilen seien. Im Jahre 1936 wurde. u. a. im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in Berlin, zwischen verschiedenen staatlichen und Parteiinstanzen des Dritten Reiches in der Tendenz eine Position abgestimmt, die auch für die an die Islamwelt gerichtete NS-Propaganda im Zweiten Weltkrieg Orientierung gab. Die deutsche Rassegesetzgebung war, so die auch mit dem Auswärtigen Amt vereinbarte Interpretationslinie, ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit vor allem gegen die Heirat von Juden und Nicht-Juden gerichtet. Türken wurden in dieser Hinsicht wie Angehörige anderer europäischer Völker behandelt. Deutsche nicht-jüdische Staatsbürger konnten ebenso z. B. ägyptische oder irakische nicht-jüdische Staatsbürgerinnen heiraten. Das gleiche Prinzip galt auch für den Iran, dessen weiter gehende Forderung, als vollkommen „arische“ Nation, ja als „arische“ Ursprungsnation anerkannt zu werden, allerdings nicht akzeptiert wurde.

Auf einer vergleichbaren Linie bewegte sich die Positionsbestimmung Hitlerdeutschlands gegenüber den jüdischen Staatsgründungsbestrebungen im britischen Mandatsgebiet von Palästina. In den ersten Jahren der NS-Herrschaft förderte der Auswanderungsdruck auf die Juden Deutschlands die jüdische Einwanderung nach Palästina. Berichte und Vorschläge deutscher Diplomaten an den damaligen Staatssekretär im Auswärtigen Amt Ernst von Weizsäcker, die auf die Vorteile einer deutschen Unterstützung der antijüdischen arabisch-nationalistischen Bewegung in Palästina unter Führung des Jerusalemer Muftis Amin al-Husseini hinwiesen, führten zusammen mit anderen Initiativen zu einer eindeutig antizionistischen und antisemitischen Position Hitlerdeutschlands. In der NS-Kriegspropaganda für Nordafrika, den Nahen und Mittleren Osten wurde, um Missverständnisse gegenüber den „semitischen“ Arabern auszuschließen, zunehmend auf den Antisemitismusbegriff verzichtet. Das Gemeinte konnte dort besser mit anderen Begriffen ausgedrückt werden. Die Feindschaft gegenüber allem Jüdischen war das geeignete Leitbild. „Der Jude“ stand hinter dem britischen und dem US-Imperialismus sowie hinter den „Bolschewisten“. Selbstverständlich war auch der Zionismus ein Teilelement im Plan einer „jüdischen Weltherrschaft“.

Jeffrey Herf weist zu Recht darauf hin, dass die NS-Propaganda dabei an judenfeindliche Elemente in der islamischen Überlieferung, auch im Koran, anknüpfen konnte, die in ihrer ältesten Schicht auf die Kämpfe Mohammeds mit jüdischen Stämmen auf der arabischen Halbinsel zurückzuführen sind. Die arabische judenfeindliche Agitation, der die Deutschen mit ihren arabischen Radiosendungen eine zusätzliche Plattform gaben, übernahm ihrerseits von ihren NS-Mentoren das im Islam ursprünglich nicht vorhandene Bild des mächtigen, die Weltherrschaft anstrebenden bösen Juden. Beide Seiten – auf der arabisch-islamischen Seite an prominenter Stelle der palästinensische Kollaborateur al-Husseini – vertraten am Ende gut abgestimmt die Konzeption einer Wesensverwandtschaft zwischen Islam und Nationalsozialismus, die in den drei gemeinsamen Feinden – dem westlichen Imperialismus, der Sowjetunion und dem Judentum – ihren prägnanten Ausdruck fand.

Die militärische Niederlage von Rommels Afrika-Korps und schließlich der Untergang Hitlerdeutschlands hat auch die Legitimation der Verbindung arabisch-nationalistischer und radikal-islamischer Positionen mit dem Antisemitismus erschüttert. Anders als in Europa gab es in der arabischen und islamischen Welt, wie Herf zeigt, aber keine umfassende Diskreditierung des NS-Vermächtnisses. Der „neue“ antiisraelische Antisemitismus unserer Zeit enthält, u. a. in seinen verschwörungstheoretischen Ansätzen, viele Elemente, die bereits in der judenfeindlichen Propaganda von Hitlerdeutschland und seiner damaligen arabischen und sonstigen muslimischen Parteigänger angelegt sind. Er ist ein Hindernis für jeden dauerhaften Frieden zwischen Israel und der Islamwelt. Er hat ebenso negative Auswirkungen auf die Integrationsprozesse in Europa.

Wir sollten uns daran erinnern, dass der negative Beitrag Hitlerdeutschlands zur globalen Politik, auch im Verhältnis zum Judentum und zur Entwicklung im Nahen und Mittleren Osten, nicht erst mit dem Holocaust begonnen hat und nicht mit ihm beendet wurde. Die ideologischen Fernwirkungen der antisemitischen NS-Propaganda sind noch heute zu beobachten, in den islamischen Gesellschaften und Minderheiten und auch im europäischen Mainstream. Jeffrey Herfs Buch gibt eine Grundlage für eine politische Debatte, die in Deutschland erst noch geführt werden muss.

Klaus Faber, Staatssekretär a. D., Rechtsanwalt und Publizist in Potsdam sowie Vorsitzender des Wissenschaftsforums der Sozialdemokratie in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern e. V., veröffentlichte bereits zahlreiche Beiträge u. a. zu bildungs- und wissenschaftspolitischen Fragen, zur Föderalismus- und Verfassungspolitik, zu Nahost-, Menschenrechts- und Antisemitismusthemen.

–> Interview mit Jeffrey Herf

22 comments to Nazipropaganda in der arabischen Welt

  • […] Nazi Propaganda for the Arab World […]

  • Jane

    ‚Jeffrey Herfs Buch korrigiert die auch in Deutschland immer wieder zu hörende Auffassung, die Propaganda Hitlerdeutschlands habe sich im Rahmen einer spezifisch nazistischen „antiimperialistischen“, gegen die Westmächte gerichteten Agitationsvariante an Muslime, insbesondere Araber, und muslimische Nationen mit dem Ziel gewandt, Bündnispartner im Krieg gegen Engländer und Amerikaner zu gewinnen, dabei aber antisemitischen Aspekten eher eine untergeordnete Rolle zugewiesen…‘

    Von dieser Auffassung habe ich noch nie etwas gehört. Natürlich war die Nazi-Agitation keine antiimperialistische. Die Nazis waren ja selber erklärte Imperialisten, führten sie doch erklärtermaßen einen Krieg, um ihr Staatsgebiet auszudehen. Das nennt man Imperialismus in Reinkultur.

    Natürlich war Propaganda der Nazis judenfeindlich und es kann nicht verwundern, dass da, wo sich Muslime in ihrer Exisenz nicht ohne Grund durch die hohe Einwanderung und politische Agitation der Zionisten gefährdet sahen, mitunter glaubten, dass sie von der Judenfeindschaft der Nazis politisch was zu gewinnen hätten.

    Das ändert aber nichts daran, dass der europäische Antisemitismus in der muslimischen Welt so ein Fremdkörper war und dass die Nähe, die der ein oder andere muslimische Führer zu Hitler gesucht haben mag, letztendlich tatsächlich und sehr konkret dem entspringt, was man schlichtweg ‚Selbsterhaltungstrieb‘ nennt mach dem Motto, der Feind meines Feindes ist mein Freund, denn anders als eine angebliche ‚jüdische Gefahr‘ in Deutschland, stellte die massive Einwanderung und nicht zu leugnende Verdrängungspolitik der Zionisten gegenüber der muslimischen Bevölkerung ja keine eingebildete, sondern eine ganz und gar konkrete Gefahr dar. Mit deutschem Rassenwahn und chauvinistischem Ariertum hat das allerdings gar nichts zu tun und lässt sich auch nicht wirklich auf einen Nenner bringen.

    Wenn übrigens sich schon viele Deutsche nicht bewusst waren, was in den Konzentrationslagern geschah, in einer Zeit in der die Massenmedien erste Gehversuche machten, was zum Teufel erwartet man dann denn von den muslimischen Bauern in Palästina?

    Im Nachhinein intendieren dann Thesen, wie die oben genannte Palästinenser hätten grundsätzlich eine Nähe zur Naziagitation und Massenmord, was nicht wirlich redlich ist.

    Dieser Tage haben jüdische Rabbis in Tel Aviv einen Aufruf gestartet keine Wohnungen an Gastarbeiter zu vermieten, weil dies angeblich gegen die Gesetze der Torah verstieße. Wenn sich heute schon manche Juden zu solch fremdenfeindlicher Agitation veranlasst sehen, weil sie glauben dass das Dasein der Gastarbeiter sie irgendwie bedrohen würde, um wieviel mehr ist es nachzuvollziehen, dass sich Palästinenser in den 30ern durch Juden bedroht sahen. Die Gastarbeiter heute in Israel sind zumeist da, weil sie dort gebraucht werden und stellen bestimmt keine Gefährdung Israels dar, das zionistische Projekt war aber sehr konkret und mit militärischen Mitteln tatsächlich auf Verdrängung der einheimischen Bevölkerung angelegt. Daran lassen die historischen Zeugnisse auch keinen Zweifel.

    Durch die Jahrhunderte hat sich der Islam den Juden gegenüber sehr viel toleranter und großmütiger verhalten, als dies in Europa je der Fall war, tatsächlich wurde mit Aufkommen des Islam den Juden in Palästina, das Siedeln dort, anders als im Römischen Reich ausdrücklich gestattet und war zu jeder Zeit möglich.

    Die Konflikte um Palästina in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts mit der rassistischen und chauvinistischen ‚arischen Bewegung‘ in einen Topf zu werfen, missachtet einfach viele eigentlich nicht zu übersehende Komponenten der Geschichte, auf Grundlage einzelner Synergien, die mancher Führer für sich zu nutzen hoffte und die Absicht hinter der Theorie ist recht durchsichtig und bedürfte wohl eines anderen Artikels.

  • Jane

    Die Nazis betrieben also von Berlin aus einen arabischen RadioSender und der Groß-Mufti Husseini war ein Antisemit. Die Propaganda die von diesem Sender ausging war, wen wunderts, judenfeindlich.

    Schön und gut – aber was ist denn mit der palästinensischen Perspektive?

    — Der Berliner Historiker René Wildangel hat eine Studie über Palästina und den Nationalsozialismus veröffentlicht. Der Titel lautet: „Zwischen Achse und Mandatsmacht“. Darin fragt er auch nach der Rolle des berühmt-berüchtigten Muftis. „Er ist einfach nicht repräsentativ… Wenn man die ganze Zeit nur aus deutschen Geheimdienst- und SS-Berichten (oder Nazi-Radioprogrammen) rekonstruiert“, sagt Wildangel, „dann ergibt sich ein schiefes Bild“.
    Wildangel versucht, dieses schiefe Bild auf mehr als 400 Seiten gerade zu rücken. Er analysiert, wie Nazi-Deutschland in palästinensischen Zeitungen und Schriften der damaligen Zeit dargestellt wurde. So faszinierte die Person Adolf Hitler, die nationale Begeisterung und seine Wirkung auf die Massen die Bevölkerung durchaus. Auch manche NS-Parolen wurden in Palästina positiv aufgenommen. Meistens allerdings weniger aus einer antisemitischen Haltung heraus, wie oft unterstellt, sondern aus einer Opposition gegen die britische Kolonialmacht, getreu dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“.

    Gleichzeitig wurde sehr differenziert über den Diktator und sein politisches Programm berichtet. Selbst in ein und derselben Zeitung diskutierten die Journalisten oft kontrovers über den Nationalsozialismus. Zumindest wer Zeitung las, war also durchaus darüber informiert, welche Ziele der NS-Staat verfolgte. Und auch darüber, dass der Rassismus vor Arabern nicht Halt machte. Palästina sei für Deutschland vor allem wegen der Auswanderung deutscher Juden interessant gewesen, und nicht, weil man das Land bei seinem Kampf gegen die britische Kolonialmacht unterstützen wollte.
    … Die Palästinenser kollektiv als Anhänger des Nazi-Regimes darzustellen, sei vor allem der politischen Entwicklung nach 1945 geschuldet, glaubt Wildangel: „Je stärker der Hass im Nahostkonflikt, desto stärker ist auch die Bereitschaft, solche verfälschten Geschichtsbilder zu transportieren. Die israelischen Autoren verweisen auf den Mufti, und die Araber weigern sich, sich mit dem Antisemitismus und Holocaust überhaupt auseinanderzusetzen.“—
    http://www.dw-world.de/dw/article/0,,3045995,00.html

  • Jane

    In Berlin gab es zur Nazi-Zeit übrigens auch eine  ‚Deutsch-Muslimische Gesellschaft‘ – sie stand unter Beobachtung der National-Sozialisten und es wurde 1936 ihre Schließung empfohlen, weil man herausfand, dass dort im zwanglosen Kreise abfällig über die National-Sozialisten geredet wurden, dass sie auch jüdische Mitglieder hatte und außerdem mitunter Juden Zuflucht gewährte.

    Die Geschichte ist also ein derart vielfältiges, komplexes Gebilde, so wie das Leben von Millionen und Milliarden Menschen es eben nur sein kann – und da kann sich dann jeder das sein Augenmerk auf das ein oder andere Element richten und die Dinge so darstellen – ‚als ob‘.
    Der reiche Fundus bietet aber eben auch ganz anderes Material, was die einseitige Sicht der Dinge in Frage stellt.

    Letztendlich wäre es wünschenswert, dass die Besatzung ein Ende findet und sie wird nie ein Ende finden, wenn man sie nicht, und das mit guten Grund, deutlich kritisiert. Die Kritik als solche zu diffamieren, indem man den arabischen Widerstand mit den Greueln der Nazis und jenen, die für die Nazigreuel Verständnis aufbringen, gleichsetzt, dient auf jeden Fall der Legitimation der Besatzung und der Expansion Israels über seine anerkannten Grenzen hinweg. Darüber mag man denken was man will, aber dieser Umstand ist nicht zu leugnen.

    Es mag interessant sein, die arabisch-sprachigen Radioprogramme der Nazis auszuwerten und das ist sicherlich ein Gegenstand der Geschichte, der Beachtung verdient – solche Radioprogramme sagen aber mehr über die Nazis aus, als über die Muslime und bzgl. letzterem macht es Sinn die muslimischen Medien auszuwerten und da stellen sich die Dinge eben, wie zu erwarten, sehr viel differenzierter dar.

    Nicht zu letzt muss auch eines klar sein. Für die National-Sozialisten waren auch die Muslime letztendlich semitische Untermenschen und nur ebenfalls nur dann interessant, wenn sie ihrer politischen Agenda in irgend einer Form nützlich waren.
    Deutscher Rassismus und deutscher Chauvnismus hat wenig übrig für islamische, braune, glutäugige Muslime. Aus der Ecke betrachtet sehen die Dinge dann nämlich auch noch mal ganz anders aus.
    So das wars jetzt erst mal – wär schön wenn meine Beiträge zur Sache trotz der Fülle veröffentlicht würden – zumindest der zweite und der dritte.

  • Lisa

    @ Jane
    ‘Jeffrey Herfs Buch korrigiert die auch in Deutschland immer wieder zu hörende Auffassung, die Propaganda Hitlerdeutschlands habe sich im Rahmen einer spezifisch nazistischen „antiimperialistischen“, gegen die Westmächte gerichteten Agitationsvariante an Muslime, insbesondere Araber, und muslimische Nationen mit dem Ziel gewandt, Bündnispartner im Krieg gegen Engländer und Amerikaner zu gewinnen, dabei aber antisemitischen Aspekten eher eine untergeordnete Rolle zugewiesen…’
    Dazu schreiben Sie zuerst:
    „Von dieser Auffassung habe ich noch nie etwas gehört. Natürlich war die Nazi-Agitation keine antiimperialistische. Die Nazis waren ja selber erklärte Imperialisten, führten sie doch erklärtermaßen einen Krieg, um ihr Staatsgebiet auszudehen. Das nennt man Imperialismus in Reinkultur.“
    In einem späteren Kommentar referieren Sie:
    „Wildangel versucht, dieses schiefe Bild auf mehr als 400 Seiten gerade zu rücken. Er analysiert, wie Nazi-Deutschland in palästinensischen Zeitungen und Schriften der damaligen Zeit dargestellt wurde. So faszinierte die Person Adolf Hitler, die nationale Begeisterung und seine Wirkung auf die Massen die Bevölkerung durchaus. Auch manche NS-Parolen wurden in Palästina positiv aufgenommen. Meistens allerdings weniger aus einer antisemitischen Haltung heraus, wie oft unterstellt, sondern aus einer Opposition gegen die britische Kolonialmacht, getreu dem Motto “Der Feind meines Feindes ist mein Freund”“
    Also haben Sie von dieser Auffassung – wenn nicht gehört – so doch gelesen…
    Wieso stellt es für Sie ein Problem dar, dass historische Forschung zur Rezeption nationalsozialistischer Propaganda und zur Beziehungsgeschichte zwischen dem Dritten Reich und muslimischen Staaten und Politikern nicht eingestellt wird, solange der Konflikt nicht gelöst wird?
    Vielleicht gehören auf arabischer Seite im allgemeinen und palästinensischer Seite im speziellen diejenigen zu den Wegbereitern eines Friedens oder zumindest einer tragbaren Konfliktlösung, die sich mit dieser Frage beschäftigen.
    Wieso meinen Sie, dass es um den einfachen Bauern geht? Den Schwerpunkt sehe ich in dem Artikel eher bei politischen Führungskräften.
     

  • Lisa

    ‘Jeffrey Herfs Buch korrigiert die auch in Deutschland immer wieder zu hörende Auffassung, die Propaganda Hitlerdeutschlands habe sich im Rahmen einer spezifisch nazistischen „antiimperialistischen“, gegen die Westmächte gerichteten Agitationsvariante an Muslime, insbesondere Araber, und muslimische Nationen mit dem Ziel gewandt, Bündnispartner im Krieg gegen Engländer und Amerikaner zu gewinnen, dabei aber antisemitischen Aspekten eher eine untergeordnete Rolle zugewiesen…’
    @ Jane
    Dazu schreiben Sie:
    „Von dieser Auffassung habe ich noch nie etwas gehört. Natürlich war die Nazi-Agitation keine antiimperialistische. Die Nazis waren ja selber erklärte Imperialisten, führten sie doch erklärtermaßen einen Krieg, um ihr Staatsgebiet auszudehen. Das nennt man Imperialismus in Reinkultur.“
    In einem späteren Kommentar referieren Sie:
    „— Der Berliner Historiker René Wildangel hat eine Studie über Palästina und den Nationalsozialismus veröffentlicht. Der Titel lautet: “Zwischen Achse und Mandatsmacht”. Darin fragt er auch nach der Rolle des berühmt-berüchtigten Muftis. “Er ist einfach nicht repräsentativ… Wenn man die ganze Zeit nur aus deutschen Geheimdienst- und SS-Berichten (oder Nazi-Radioprogrammen) rekonstruiert”, sagt Wildangel, “dann ergibt sich ein schiefes Bild”.
    Wildangel versucht, dieses schiefe Bild auf mehr als 400 Seiten gerade zu rücken. Er analysiert, wie Nazi-Deutschland in palästinensischen Zeitungen und Schriften der damaligen Zeit dargestellt wurde. So faszinierte die Person Adolf Hitler, die nationale Begeisterung und seine Wirkung auf die Massen die Bevölkerung durchaus. Auch manche NS-Parolen wurden in Palästina positiv aufgenommen. Meistens allerdings weniger aus einer antisemitischen Haltung heraus, wie oft unterstellt, sondern aus einer Opposition gegen die britische Kolonialmacht, getreu dem Motto “Der Feind meines Feindes ist mein Freund”.“
    Wenn nicht gehört, so doch gelesen… Wenn aber belegt ist, dass der „berühmt-berüchtigte“ Mufti – wie Sie schreiben – in Bosnien unter der muslimischen Bevölkerung Leute rekrutiert hatte, die einen Hilfstrupp für NS-Einheiten bei der Deportation und Ermordung ungarischer Juden gestellt haben, hat das ja wohl nichts mehr mit zeitgenössischer Situation im Nahen Osten zu tun.
    Haben z.B. deutsche protestantische Templer weniger „verdrängt“ als „die Juden“, zumindest die neu zuziehenden?. Erstere lebten dort ja wohl wirklich nicht seit Jahrhunderten… Solange gibt’s die Templer gar nicht.
    Sie schrieben:
    „Für die National-Sozialisten waren auch die Muslime letztendlich semitische Untermenschen und nur ebenfalls nur dann interessant, wenn sie ihrer politischen Agenda in irgend einer Form nützlich waren.“
    Inwieweit sollten Perser, die ja auch zu der Zeit mehrheitlich Muslime waren, semitische Untermenschen sein? Zu dem Spagat zwischen Rassenideologie und Diplomatie findet sich im Artikel ein Abschnitt. Von Massenerschießungen von Muslimen bzw. Arabern in den Gebieten, die in Nordafrika im Zugriff deutscher Soldaten waren, habe ich noch nichts gelesen. Sie sind da vielleicht besser informiert. Und mit Massenerschießungen meine ich Massenerschießungen, mit Tötungslisten wie bei den polnischen Führungsschichten oder infrastruktureller Organisation wie bei der Ermordung der Juden, die ja mit Massenerschießungen begonnen hat.
    Damit dass deutscher Rassismus wenig übrig hat für islamische glutäugige Muslime, aber jezidische glutäugige Jeziden kommen vielleicht auch nicht gut, zumal man muslimische und jezidische Kurden nicht auf den ersten Blick auseinanderhalten kann. Allerdings immerhin schätzt der deutsche Rassismus auch nicht unbedingt christliche Afrikaner.
    Ich hätte es nicht so verstanden, dass es in dem Artikel in erster Linie um die nationalsozialistische Rassenideologie ging (bei der die slawischen Wurzeln der Deutschen eher ausgeklammert wurden). Das Thema sehe ich eher bei der Frage, wie die Propaganda aufgenommen wurde und wie sich das heute auf die Haltung zu Israel auswirkt – und zwar nicht in erster Linie vom arabischen Bauern in Palästina, sondern vielmehr bei arabischen politischen und geistlichen Führern.

  • Jane

    ‚Inwieweit sollten Perser, die ja auch zu der Zeit mehrheitlich Muslime waren, semitische Untermenschen sein? Zu dem Spagat zwischen Rassenideologie und Diplomatie findet sich im Artikel ein Abschnitt. Von Massenerschießungen von Muslimen bzw. Arabern in den Gebieten, die in Nordafrika im Zugriff deutscher Soldaten waren, habe ich noch nichts gelesen‘

    Lisa – natürlich können Sie alles durcheinanderschmeißen, um dann zu deklarieren – so ist das ja gar nicht.

    Perser sind keine Semiten und Perser waren auch nicht mein Thema – Al Husseine hat sich im Exil im Schulterschluss mit Nazis betätigt – wie das einzuschätzen ist, ist die eine Sache – eine andere ist es, daraus die Haltung ‚der Palästinenser‘ zu machen.

    Das ist nicht anders, als wenn man das Verhalten, bzw. Missverhalten einzelner Juden, vielleicht auch der ein oder anderen politischen Gruppierung auf ‚die Juden‘ überträgt. Solche Urteile und Rückschlüsse sind nicht korrekt und haben eine demagogische Qualität, die darauf abzielt Millionen von Menschen zu dehumanisieren und den Auftakt für Schlimmeres zu legen. Deshalb sollte man mit sowas vorsichtig sein.
    Jeffrey Herf scheint aber genau dieser Absicht zu folgen.

    Es ist natürlich ganz einfach, den Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis auf ‚exportierten Anti-Semitismus‘ zu reduzieren, wenn man die kleine Petitesse, dass die einen einen Staat auf Grund und Boden der anderen anstrebten und dabei zumindest in politisch maßgeblichen Teilen ganz klar auf Verdrängung angelegt waren, einfach auszublenden.

    „Palästina hat bereits seine Einwohner… deshalb müssen wir uns darauf vorbereiten, die eingesessenen Stämme entweder mit dem Schwert zu verjagen, wie das unsere Vorfahren getan haben, oder mit dem Problem zu kämpfen, das eine große, fremde Bevölkerung darstellt“

    Israel Zangwill in The Voice of Jerusalem. London 1920: 88

    „Hat man je gesehen, dass ein Volk sein Land  freiwillig aufgibt? In derselben Weise werden auch die Araber Palästinas nicht ohne Gewalt ihre Herrschaft aufgeben.”
    Vladimir Jabotinsky (the founder and advocate of the Zionist terrorist organizations), Quoted by Maxime Rodinson in Peuple Juif ou Problem Juif. (Jewish People or Jewish Problem)

    „Eine freiwillige Versöhnung mit den Arabern kommt nicht in Frage – weder jetzt  noch in der Zukunft. Wenn man ein Land kolonisieren will, in dem schon ein anderes Volk lebt, muss man um seinetwillen eine Garnison aufbauen. (…) Zionismus ist ein Kolonisationsabenteuer und deshalb steht oder fällt er mit der Frage bewaffneter Kräfte. Es ist wichtig, hebräisch zu sprechen, aber leider ist es noch wichtiger, schießen zu können. Sonst ist die Sache mit der Kolonisierung für mich  erledigt.“
    Vladimir Jabotinsky, Gründer des revisionistischen Zionismus, Vordenker der Likud-Partei von Netanjahu; The Iron Wall, 1923

    All diese Zionisten sagen ja nichts anderes, als ich auch und sie sind Zeugen ihrer Zeit.

    Es ist schlichtweg nicht zu leugnen, dass die Masseneinwanderung von Juden in Palästina für die einheimische Bevölkerung eine reale existentielle Bedrohung war und was sie befürchteten, wurde dann 1948 ja auch Realität. Eine dreiviertel Millionen Palästinenser wurden von jüdischen Truppen gewaltsam vertrieben.

    Es ist einfach nicht redlich so zu tun, als ob es nicht das natürlichste auf der Welt wäre, dass das für die Palästinenser – nicht akzeptabel ist, um es mal milde auszudrücken und natürlich begann der Konflikt mit Beginn des Zionismus also schon mit Beginn des 20. Jahrhunderts.

    Ihre Wut mit dem Chauvnismus und dem Rassismus der Nazis in einen Topf zu werfen, leugnet die reale Situation jener Zeit vor Ort ganz gewaltig. Dazu ausgerechnet deutsche Sender zu nutzen ist auch nicht ganz ‚koscher‘, sagen doch diese in erster Linie etwas über die Nazis aus. Die Palsätinenser können ja nichts dafür, was die Nazis und auch nicht was Husseini aus dem Exil so sendet.

    Es ist sehr viel aufschlussreicher sich die palsätinensischen Medien jener Zeit anzusehen, um auf die tatsächliche Befindlichkeit der Palästinenser zu schließen und da scheint mir doch Wildhagens Ansatz sehr viel redlicher, ausgewogener und auch sehr viel differenzierter zu sein.

    Ich kritisiere nicht den Gegenstand der Untersuchung, sondern die angeblich ‚allgemeingültigen Schlüsse‘ derselben, denen recht durchsichtig eine politische Agenda zu Grunde liegt, die ich auch nur als rassistisch und chauvinistisch bezeichnen kann – die Dehumanisierung eines ganzen Volks, dass seit zig Jahren unter Besatzung leidet und deren potentiellem, eigentlich zu bildendem Staat nun seit zig Jahren in Wort und Tat das Existenzrecht genommen wird.

    Und zu den ‚braunhäutigen Untermenschen‘. Es ist schon wahnsinnig genug, dass die Nazis ab einem bestimmten Zeitpunkt dazu übergingen ‚das jüdische Problem‘ dahingehend zu lösen, dass sie Millionen Menschen in Tötungslager verbrachten.
    D.h. nicht, dass Sie sich das noch größere und genauso wahnsinnige ‚Projekt‘ gestellt hätten, den ganzen Rest der Welt umzubringen.

    Wenn man freilich den kleinbürgerlichen Rassismus gegen andersfarbige Menschen anderer Kultur kennt, dann weiß man, dass das genau die Wurzeln sind, aus denen auch der Siegeszug des Anti-Semitismus der Nazis erwuchs. Sie können mir glauben, ein ‚rechter deutscher Arier‘ ist großgewachsen, blond und blauäugig und palästinensische Beduinen-Bauern sind für ihn nur Abschaum und wie Wildhagens Untersuchung palästinensischer Medien jener Zeit belegt, ist dass den Palästinensern durchaus nicht entgangen.

  • Karl Pfeifer

     Jane schwadroniert, was das Zeug hält. Für die Nazis waren die Muslime „letztendlich semitische Untermenschen und nur ebenfalls nur dann interessant, wenn sie ihrer politischen Agenda in irgend einer Form nützlich waren.“
    Das ist die übliche Verwischung der Geschichte. Es ging ja nicht nur um Propaganda die aus Berlin an Araber und Muslime gerichtet war, sondern auch um handfeste Rekrutierung von Muslimen zur Waffen SS. Himmler sorgte auch, dass die kein Alkohol vorgesetzt bekamen und für rituell geschlachtetes Fleisch.
    Die Tatsache, dass 1947/48 die palästinensische Elite unter Führung des Nazikollaborateurs Amin el Husseini weigerte irgendein Kompromiss mit Juden einzugehen, hatte ja mit seinen genozidalen Ideen zu tun, die in Berlin noch bestärkt wurden. Diese Haltung führte dann dazu, dass die Araber angriffen. Denn sie sahen das Land als muslimisch an, wo Juden höchstens als dhimmis leben durften. Und sie bekannten sich noch stolz dazu, die Juden angegriffen zu haben. Heute fälschen „Neue Historiker“ die Geschichte und leugnen diese Fakten, vor allem, dass es schon 1948 einen Aufruf zum Jihad gab.
    Und heute versuchen sich viele Palästinenser als die „wahren Opfer des Holocausts“ hinzustellen und in ihren Medien wird häufig die Behauptung aufgestellt, was die Juden in Palästina machten, das ist „schlimmer als das was den Juden von den Nazis angetan wurde“. Und viele Araber, darunter palästinensische Politiker und Journalisten rechtfertigten und rechtfertigen den Holocaust. Aber dazu haben die Israelbasher nichts zu sagen. Denn in ihrem antiararabischen Rassismus, gestehen sie doch das denen da unten zu, das gehört doch zu deren „Kultur“ und eher würde ein Kamel durchs Nadelöhr gehen, denn ein Israelbasher seine selektive Wahrnehmung aufgibt.

  • Jane

    ‚Sie können mir glauben, ein ‘rechter deutscher Arier’ ist großgewachsen, blond und blauäugig und palästinensische Beduinen-Bauern sind für ihn nur Abschaum und wie Wildhagens Untersuchung palästinensischer Medien jener Zeit belegt, ist dass den Palästinensern durchaus nicht entgangen.‘

    Die Nürnberger Rassengesetze und die Verbote von ‚Mischehen‘ bezogen sich ja nicht nur auf das Verbot von Liebesbeziehungen und Ehen zwischen Juden und ‚Ariern‘, sondern auch Farbigen, Sinti und Roma mit ‚Ariern‘. (diese deutschen Arier sind eigentlich eine national-sozialistische Erfindung).

    Hitler galten die ‚Arier‘ als überlegene Rasse und diese identifizierte er mit der ’nordischen Rasse‘ möglichst hellhäutig, blond und blauäugig. Das ging soweit, dass es tatsächlich Projekte zur ‚Rassenzucht‘ gab, der ‚Lebensborn‘ in dem SS Männer und möglichst ‚arisch aussehende Frauen‘ – anonym Babys zeugten, die nach rassich ‚hochwertigen‘ Kriterien ‚gezüchtet‘ wurden.

    //..Gemäß der nationalsozialistischen »Rassenlehre« sollte in den Kolonien scharf zwischen dem »Herrenvolk« mit »Herrenpflichten« und den geistig zurückgebliebenen Massen der schwarzen »Untermenschen« unterschieden werden. Die »Rassenhygiene« verlangte strenge Segregation in Wohngebieten und allen öffentlichen und privaten Bereichen. Die afrikanischen Arbeiter sollten sich nur zum Arbeiten in die Nähe von Europäern begeben dürfen, keine europäische Sprache lernen und die »widernatürlich« gebildeten Schwarzen, zum Beispiel die »Zivilisationskaffern« Südafrikas, »die zu unangemessenem Eigendünkel und sogar blasierter Geringschätzung des Weißen gelangt sind« wenn möglich »beseitigt« werden.

    »Der Neger [ist] von Natur aus ein sprachloser Sklave. Er braucht den ›Meister‹ wie der Fisch das Wasser
    H.E. Pfeiffer, Eigenleben und Eigenkultur der afrikanischen Eingeborenen, 1936

    ..Die NS-Juristen entwarfen Gesetze, die die »Rassenmischung« unterbinden sollten. Das so genannte Kolonialblutschutzgesetz untersagte »Eheschließungen Deutscher oder Fremder« mit »Eingeborenen«, »Angehörigen der farbigen bodenstämmigen Bevölkerung aus den nichtdeutschen Gebieten« und »Mischlingen«. Bei Zuwiderhandlung drohte den Einheimischen die Todesstrafe; auch der außereheliche Geschlechtsverkehr sollte verboten werden.

    ..Die deutschen Kolonien waren ein Experimentierfeld für eine nach »Rassekriterien« organisierte Gesellschaft. Darum betrachtete Hannah Arendt den Kolonialismus als eine Vorform des Faschismus und eine von vielen Wurzeln des »Dritten Reiches«. Aber erst die Nazis regelten mit Verfügungen wie dem Kolonialblutschutzgesetz bereits vorab eine zukünftige Apartheid, die sich nahtlos und systematisch an die Nürnberger Rasseschutzgesetze anschloss.

    ..Die Ausplünderung afrikanischer Länder während der Kolonialzeit und die geplante Versklavung fast des gesamten Kontinents durch die Nazis wurden von offizieller Seite nie aufgearbeitet. Heute sprechen Politiker und Wirtschaftsvertreter lieber von »traditionellen« Beziehungen zwischen Deutschland und Afrika.//

    http://www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/Nazi-Kolonialplaene.htm

    Man kann davon ausgehen, dass nicht nur überzeugte Nazis keinerlei Sinn für die muslimische oder afrikanische Kultur hatten – auch Muslime, Palästinenser und Nord-Afrikaner hatten doch keinerlei Zugang und Einsicht in das, was deutsche National-Sozialisten motivierte, sehr viel mehr noch als heute im Zeitalter nie gekannter Mobilität, Tourismus, Massenmedien etc. hätte die einheimische Bevölkerung Palästinas damals überhaupt irgend eine Einsicht in deutsche Befindlichkeiten und umgekehrt. 

    Dass freilich die Politik immer wieder wechselnde Zweckbündnisse hervorbringt ist ja nichts neues und betrifft Israel in nicht weniger zweifelhafter Weise. Wie Wildhagen sagte ist Husseini und was er machte, aber eben auch nicht repräsentativ.

    Wie Wildhagen schreibt gaben palsätinensische Medien der Zeit durchaus Auskunft über die Ziele der National-Sozialisten und diese wurden keineswegs einmütig sondern kontrovers behandelt, es stellt sich aber die Frage wie offen die National-Sozialisten selbst ihre Pläne publik machten. Vieles was uns heute selbstverständliches Wissen ist, war damals wahrscheinlich nur einigen weitsichtigen klugen Menschen klar. Es ist ja nicht so, dass die Nazis in Zeitungen schrieben – wir bringen die Juden alle um und die barbarischen Völker werden wir versklaven, jedenfalls nicht in diesem Klartext.

    Dass die Palästinenser die massenhafte Invasion von Juden in Palästina und deren erklärtes Projekt dort ihren Staat zu gründen nicht gerade begrüßten kann nicht weiter verwundern, dass daher manch judenfeindliche Parolen der Nazis bei manchen Palästinensern Anklang fanden auch nicht. Juden hatten vor Beginn des zionistischen Projekts friedlich mit Muslimen in der Region gelebt, aber das zionistische Projekt war nun einmal tatsächlich mit der Verdrängung der muslimischen Bevölkerung verknüpft. Daher ist das, was hinter den Animositäten steht etwas völlig anderes und eine nachträgliche Vermengung dieser völlig unterschiedlichen Ausgangspositionen ist nicht wirklich stimmig und auch die dafür herangezogenen Begründungen sind doch sehr fadenscheinig.

    Jeder überzeugte National-Sozialist hätte das jedenfalls eine solche ‚Vermengung‘ vermutlich empört von sich gewiesen, weil die National-Sozialisten auch die semitischen Muslime und Farbige generell als minderwertige Rasse betrachteten.

  • Jane

    ‚Vielleicht gehören auf arabischer Seite im allgemeinen und palästinensischer Seite im speziellen diejenigen zu den Wegbereitern eines Friedens oder zumindest einer tragbaren Konfliktlösung, die sich mit dieser Frage beschäftigen.‘

    Zum einen trifft der europäische Antisemitismus auf die Palästinenser so einfach nicht zu, zum anderen sind die Palästinenser in der gegenwärtigen Situation einfach nicht in der Bringschuld, schon gar nicht was die Aufarbeitung des Holocaust anbetrifft. Auch wenn ein Husseini irgendwo irgendwo in Bosnien irgendwelche Soldaten für die Nazis rekrutiert hat, ist es doch völlig daneben den Palästinensern den Holocaust in die Schuhe schieben zu wollen.

    Ich sehe die Unfähigkeit zum Frieden auch sehr viel mehr auf israelischer Seite. Die meisten Israelis sagen zwar, sie sind für ein Land für Frieden abkommen und einen palsätinensischen Staat, nur wenn es konkret wird, sind sie gegen alles was diesen Wirklichkeit lassen werden könnte – nicht mal ein Baustopp ist durchsetzbar.

    Die Palästinenser hingegen hatten Israel 1993 anerkannt und die Arabische Liga hat Israel eine umfassende Friedenslösung mit den Palästinensern und der ganzen Region angeboten – sie war den Israelis bislang nicht mal eine parlamentarische Debatte wert.

    So lange man die Israelis nicht in die Pflicht nimmt und die Verantwortung für alles bei den de facto völlig machtlosen und entrechteten Palästinensern sucht, läuft alles im Sinne der maßgeblichen politischen Kreise in Israel – das Kolonisierungsprojekt in der West-Bank geht weiter und Gaza wird ein großes Deportationslager für renitente und unerwünschte Palästinenser aus der West-Bank.

  • Jane

    ‚Die Tatsache, dass 1947/48 die palästinensische Elite unter Führung des Nazikollaborateurs Amin el Husseini weigerte irgendein Kompromiss mit Juden einzugehen, hatte ja mit seinen genozidalen Ideen zu tun, die in Berlin noch bestärkt wurden‘

    Es gab einen großen Unterschied, bzgl. dem Angebot der UNO an die Palästinenser und die Juden – während den Juden etwas angeboten wurden, was ihnen zuvor nicht gehörte, sollte den Palästinensern etwas weggenommen werden, was sie nun einmal mit gutem Grund als ihre Heimat betrachten durften und genommen werden sollten ihnen 55% davon.

    Welches Volk der Erde würde denn ein solches Angebot annehmen – eine ehrliche Antwort ist – KEINES!

    Ehud Barak wurde einmal gefragt, was er täte, wenn er Palästinenser wäre. Seine undiplomatische, aber ehrliche Antwort:  „Ich würde gegen Israel kämpfen.“

    Die frühen Zionisten, die ich zitierte, waren da auch zumindest ehrlicher Herr Pfeiffer.

    Arafat jedenfalls war bereit mit Israel Frieden zu schließen und hat den Siedlern 1994 angeboten in einem zukünftigen palsätinensischen Staat zu bleiben. Genozidal ist daran gar nichts – im Gegenteil es zeugt von Großmut und Toleranz.

    Die Palästinenser sind Israel mit der Anerkennung soweit entgegengekommen, wie es überhaupt möglich ist, um die Voraussetzung für Frieden zu schaffen.

    Seither ist Israel in der Bringschuld und es kümmert sich einen feuchten Kehricht darum und baut in den besetzten Gebieten weiter und weiter, wohin zum Teufel soll das denn führen?

  • E-Punkt

    Herr Herf sollte als Historiker wissen, wie man quellenkritisch arbeitet. Eine Untersuchung der NS Rezeption in der arabischen Welt, muss auf arabischen Quellen basieren. Leider ist dieser Historiker, ebenso wie auch andere Scharlatane, dazu nicht in der Lage.
    Was sie untersucht haben war die NS-Propaganda, die an die arabische Welt gerichtet war und die Akten des auswärtigen Amtes. In jedem Proseminar würde man sagen: Thema verfehlt.
    Allen, die an einer differenzierten Sichtweise interessiert sind, seien die Arbeiten von Israel Gershoni zu empfehlen, der anhand einer der auflagenstärksten ägyptischen Zeitungen (ar-Risala), die in fast allen arabsichen Ländern zu erhalten war, das Deutschlandbild jener Zeit untersucht hat.
    E.

  • A.mOr

    Nachruf auf meine liebe kleine Schwester,

    Jassi K. ihr Herz ist rein vor Haschem!,

    ist Anfang dieser Woche tot aufgefunden worden.
    Unsere jüdische Schwester ist zu früh genommen…

    Ich bitte um Anteilnahme in dieser traurigen Zeit, schließt sie in die Gebete ein.
    Wir beten für meine kleine Schwester und für alle „Verlorenen“ auf dieser Welt.

    Haschem wird sie an sein Herz nehmen, da, wo ihr Ursprung ist.
    Diese Welt aber war eine Prüfung unter den Menschen.

    Die Dunkelheit ist nun stärker geworden.
    Möge der Ewige uns erleuchten!

    A.mOr.

    El male rachamim

  • Karl Pfeifer

    @Jane@ Als erstklassige Rassenkundlerin müßten Sie wissen, dass Adolf Hitler den Hadj Amin el Husseini höchstpersönlich empfangen hat und dass Antisemitismus für die Nazi sich auf Feindschaft gegen Juden beschränkt hat [zum Beispiel „Antisemit m, ~en/-en, Gegner der Juden; antisemitisch, judenfeindlich“, Volks-Brockhaus, 1937, Seite 23 ]. Schwadronieren Sie nur ruhig weiter. Es gab muslimische SS-Divisionen und die wurden bevorzugt behandelt. Das sind Fakten, die sich auch durch ihre Logorrhoe mittels des PC nicht beseiten lassen.

    @E-Punkt@ bevor sie Herf Scharlatanerie vorwerfen, erklären Sie uns bitte, warum die Übersetzungen der arabischen Sendungen ins Englische nicht gute Quellen sein sollen, wenn es keine Aufzeichnung der arabischsprachigen Sendungen gibt und wenn diese Dokumente aus den Kriegsjahren stammen.?
    Übrigens schauen Sie sich doch das Buch des sicher nicht zionismusverdächtigen Khalidi an:
    Rashid Khalidi, The Iron Cage: The Story of the Palestinian Struggle for Statehood (Boston: Beacon Press, 2006). See the references in the index to anti-Semitism and to al-Husseini, where Khalidi explains why he failed as a leader and was discredited because of his alliance with the Nazis (62, 114, 127). See also Khalidi’s criticism of Arafat (158-164).
    Gerschoni hat nur ein dünnes Segment untersucht. Er hat sich nicht mit dem Schrifttum der Moslembruderschaft auseinandergesetzt.
    Natürlich waren nicht alle Araber nazifreundlich, aber viele waren es damals und viele sind es noch heute. Holocaustleugnung und Holocaustrechtfertigung sind anzutreffen.
     

  • Sabugo Avril

    Ich finde das sehr interessant, gerade die Diskussion. Janes Argumente sind sachlich sehr gut nachvollziehbar, und sie erläutert bei Widerspruch wiederum sachlich und auf das gesagte bezogen.
    Warum wird dann aber so böse reagiert? Sofort mit Unterstellungen, Beleidigungen, Verächtlichmachung („schwadronieren“, „Rassenkundlerin“)?

  • Jane

    Herr Pfeifer,

    ’schwadronieren‘ SIE ruhig weiter und werfen Sie mit ihren Verallgemeinerungen und Unterstellungen ruhig um sich, das differenzieren scheint ihre Sache nicht zu sein.

    1. Ich habe nirgendwo Herrn Herf als Scharlatan bezeichnet. Ich bin lediglich mit manchen Schlussolgerungen, welche seine Thesen nahe legen nicht einverstanden.

    Ein gutes Beispiel für soche, wie ich meine völlig irreführenden Schlussfolgerungen, ist ihre Behauptung, die Palästinenser hätten den Teilungsvorschlag der UNO nicht angenommen, weil sie der Nazi-ideologie anhingen.

    Das ist völlig absurd. Wer nicht begreifen will, warum die Palästinenser diesen Vorschlag nicht angenommen haben, ist doch ein Heuchler, denn das liegt auf der Hand. Ich sage das ausdrücklich, obwohl ich gut verstehen kann, dass sich Juden in Palästina niederließen und dort eine eigene Heimat gründeten.

    2. Ich habe nirgendwo gesagt, dass die Untersuchung des arabischen Nazi-Senders kein würdiger und sinnvoller Gegenstand der Untersuchung sei und auch nicht die Allianz von Husseinis (der damals im Exil weilte und seinerzeit von den Briten zum Mufti ernannt wurde) mit Hitler – im Gegenteil. Ich habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das ein interessanter und würdiger Untersuchungsgegenstand ist.

    Ich halte es lediglich nicht für redlich auf diese Art und Weise aus den Palätinensern eine Art ‚Tätervolk‘ zu machen, um dann im Nachhinein, ihre Vertreibung mit dem Holocaust zu rechtfertigen, der ein gewaltiges Jahrhundertverbrechen ist und von Deutschen in Europa betrieben wurde auch wenn es Ihnen offensichtlich am Liebsten wäre die Palästinenser dafür verantwortlich machen zu können und das alles weil es ein paar bosnische Muslime in der SS gab, die Herr Husseini im Auftrag der Nazis angeheuert hatte. Ich sage ja nicht, dass Herrn Husseinis Allianzen nicht fragwürdig seien – ich halte es allerdings auch für sehr fragwürdig auszublenden, dass der Grund der Animositäten im Nahen Osten nicht irgend welche rassistischen Ideologien sind, die im damals fernen Deutschland erdacht wurden, sondern schlicht und ergreifend der Kampf um ein und das selbe Stück Land, dessen in Besitznahme durch das jüdische Volk eine reale Bedrohung für die Muslime der Region war, wurde und immer noch ist, weil ein Ende der Expansion Israels ja immer noch nicht abzusehen ist.

    ‚und dass Antisemitismus für die Nazi sich auf Feindschaft gegen Juden beschränkt hat [zum Beispiel „Antisemit m, ~en/-en, Gegner der Juden; antisemitisch, judenfeindlich“, Volks-Brockhaus, 1937, Seite 23 ].‘

    Tut mir leid, wenn ich ihr ‚ExklusivRecht‘ auf Naziopfertum anzweifle, wenn ich Sie mit meinem Beitrag darauf hinweise, dass der Überlegenheitswahn der Nazis nicht alleine einem angeblich ‚minderwertigen‘ jüdischem Volk galt, sondern sich auch auf Menschen anderer Hautfarbe und Regionen erstreckte. Der Begriff ‚Anti-Semitismus‘ freilich bezieht sich natürlich per Definition nur auf Juden. Das ändert aber nichts daran, dass die Nazis im Glauben an eine überlegene nordische ‚arische‘ Rasse anderen Völkern mit Verachtung und dem Willen zur Unterwerfung und Versklavung begegneten.

    Die Slawen zum Beispiel wurden von den National-Sozialisten ganz klar als ‚minderwertige Rasse‘ bezeichnet. Von 5,7 Millionen russischen Gefangenen wurden über 3 Millionen dem Hungertod preisgegeben.
    Die polnische Intelligenz wurde beim Einmarsch in Polen komplett umgebracht und die Menschen sollten den Deutschen ebenfalls als Arbeitssklaven zur Verfügung stehen (und waren auch dazu gezwungen). Nicht anders sah es mit den Nord-Afrikanischen Regionen aus.

    Wenn Ihnen nicht klar ist, dass die Nazis ganz generell Rassisten waren, die allen möglichen Völkern und vor allem Menschen anderer Hautfarbe mit Verachtung und Geringschätzung begegneten, dann haben Sie ganz einfach keine Ahnung, aber das glaube ich nicht – es passt Ihnen einfach nicht in den Kram, das zuzugeben.
    Mit den oben von mir zitierten Rassegesetzen und Erlassen der National-Sozialisten bzgl. der nord-afrikanischen Regionen, habe ich glaube ich in ausreichender Art und Weise dargelegt, dass auch nicht-jüdische Menschen Opfer der Nazis wurden, teils aus politischen, teils aus rassistischen Gründen.

    Natürlich suchen Politiker alle möglichen Kräfte für sich nutzbar zu machen und gehen alle möglichen Bündnisse ein, um ihre Ziele zu erreichen. Israel zum Beispiel war ja auch ganz gut mit dem Apartheids-Staat Süd-Afrika verbandelt. Natürlich hofieren Sie dann mitunter sogar den, den Sie bei nächster Gelgenheit von der Klippe schubsen würden (Hitler/Stalin)  und natürlich finden sich in wirren Zeiten immer Söldner aller möglichen Völker – deshalb aber von einer Nazi-Islam-Allianz zu reden ist völlig überzogen und blendet ganz bewusst die eigentliche Ursache für den Konflikt im Nahen Osten aus – und das ist wie es aussieht auch der Zweck der Übung.

  • Jane

    Noch was Herr Pfeifer,

    ich habe hier ein paar sehr drastische Beispiele für die menschenverachtenden Rassengesetze der Nazis eingestellt, die vor allem Juden, aber eben nicht nur Juden galten.

    Vor lauter Ärger, dass die Verachtung der Nazis sich ganz offensichtlich nicht alleine auf Juden bezog, titulieren Sie mich in Ihrem Groll als ‚Rassenkundlerin‘.

    Das ist einfach niederträchtig und (den Rest spare ich mir lieber).
     

  • tzw

    Also, lieber Herr Pfeifer,
    ich versuche es noch einmal zu erklären. Die Sendungen des deutschen Propagandafunks sagen natürlich etwas darüber aus, auf welche Weise die Deutschen hofften Erfolge zu erzielen. Mit welchen Argumenten usw.

    Die REZEPTION der NS-Ideologie und NS Politik in der Arabischen Welt (also wie kamen diese Sendungen an, wie wurde Deutschland und seine Politik, der Krieg, die Massenmorde …) kann NUR anhand arabischer Quellen untersucht werden. Sind wir und da einig?
    Das haben jedoch weder Küntzel noch Herf getan.
    Ihr Anspruch, Aussagen über die REZEPTION zu treffen, ist daher wissenschaftlich durchaus fragwürdig.

  • tzw

    Gerschoni hat übrigens eine der führenden Liberalen Zeitungen Ägyptens, mit Verbreitung in der gesamten arabischen Welt untersucht.
    Einverstanden, er hat die Muslimbruderschaft nicht untersucht. Er hat jedoch eine detaillierte und gründlich recherchierte Studie eines einflussreichen gesellschaftlichen Akteurs in Ägypten untersucht.
    Das ist allemal überzeugender, als ein Rundumschlag a la Küntzel, der sich auf die extrem Nationalistische Gruppe „Junges Ägypten“, deren Äusserungen und Symbolik beruft, ohne zu erwähnen, dass diese Gruppe gerade einmal 2000 Mitglieder hatte.
     
    Aber anstatt darauf zu bestehen ein Feindbild aufzubauen, sollten Sie vielleicht Gershonis Arbeiten einmal lesen.

  • Karl Pfeifer

    @Jane@, ich habe gehofft, dass Sie wenigstens lesen können. Ich habe Ihnen nicht unterstellt, dass Sie Herf Scharlatanerie vorwerfen. Das hat E-Punkt getan und ihm habe ich separat geantwortet.
    Es ist lächerlich davon zu sprechen, dass jemand den Palästinensern vorwirft ein „Tätervolk“ zu sein. Ich habe das sicher nicht getan, Herf hat es nicht getan und somit rennen Sie wie schon oft zuvor gegen offene Türen.
    Ich befinde mich nicht zuhause, arbeite und habe einfach keine Lust auf ihre superlangen Schriften zu antworten. Es ermüdet.
    @tzw@ ich besitze Gershonis hebräischsprachiges Buch über Ägypten und habe es gelesen, daher ist Ihr Ratschlag überflüssig.

  • Karl Pfeifer

    tzw oder E-punkt falls sie mit M. Küntzel diskutieren wollen, sollten sie dies unbedingt tun. Doch hier oben steht eine Rezension über das Buch von Jeffrey Herf. Und das sollte eigentlich das Thema sein.
    wenn es Sie interessiert, dann lesen Sie mein Interview mit Jeffrey Herf in der aktuellen Jungle World. eine erweiterte fassung dieses interviews wird nächste woche in den USA in englischer Sprache erscheinen.
     
     
     

  • Jane

    ‚ Es ist lächerlich davon zu sprechen, dass jemand den Palästinensern vorwirft ein “Tätervolk” zu sein. ‚

    Dann haben Sie nicht ‚DEN Palästinensern‘ vorgeworfen, sie hätten den Teilungsplan auf Grundlage genozidaler Ideologien, die sich an den National-Sozialismus anlehnen, verworfen?

    “Die Tatsache, dass 1947/48 die palästinensische Elite unter Führung des Nazikollaborateurs Amin el Husseini weigerte irgendein Kompromiss mit Juden einzugehen, hatte ja mit seinen genozidalen Ideen zu tun, die in Berlin noch bestärkt wurden.
    ..Diese Haltung führte dann dazu, dass die Araber angriffen. ….Und viele Araber, darunter palästinensische Politiker und Journalisten rechtfertigten und rechtfertigen den Holocaust….“

    Herr Pfeifer – davon, dass es einen über hundert Jahre alten Konflikt zwischen Palästinensern und Juden um die Region Israel/Palästina gibt, gehen wir ja wohl alle aus. So wie Sie die Dinge hier z.Bsp. darstellen, wird der Eindruck erzeugt, es gäbe keinen Konflikt um Land und Heimatrecht, sondern die Ablehnung des Teilungsplanes durch die muslimische Führung könne nur auf Grund national-sozialistischer Ideen basieren und die kurz darauf folgende gewaltsame Vertreibung von 700.000 Palästinensern hätten diese sich daher vermutlich selbst zuzuschreiben.

    Oder sehen Sie dann die Vertreibung von 700.000 Menschen doch als Verbrechen an?

    Die Ablehnung des Teilungsplanes konnte Ihrer Meinung nach nur auf Grund national-sozialistischer Ideen basieren. Das finde ich doch sehr vewegen.
    In Anbetracht des in der Tat sehr handfesten Konflikts um das Existenzrecht der Palästinenser in ihrer Heimat, wird hier doch ein falscher Eindruck erzeugt. Die eigentliche Ursache wird als ursächlich gar nicht erwähnt, statt dessen nehmen national-sozialistische Ideologien ihren Platz ein – Ideologien, die sich auch gegenüber Palästinensern nicht wirklich freundlich ausnehmen.

    “Das ist die übliche Verwischung der Geschichte. Es ging ja nicht nur um Propaganda die aus Berlin an Araber und Muslime gerichtet war, sondern auch um handfeste Rekrutierung von Muslimen zur Waffen SS“

    Was ist das denn für eine Verwischung – es waren ja nicht mal Palästinenser, sondern Bosnier, die Husseini für die SS anwarb. Oder wollen Sie jetzt grundsätzlich zur Formel Islam und National-Sozialismus  als ’natürliche Verbündete‘ darstellen?

    Husseini hat Hitler umworben und Himmler Husseini, weil sie sich alle Vorteile davon erhofften. Dass ich das zweifelhaft finde, habe ich bereits mitgeteilt, allerdings erklärt sich der muslimische Widerstand in Palästina in keiner Weise ohne Blick auf die eigentliche Ursache des Konflikts und es hilft dem Verständnis ganz gewiss nicht weiter, diese nach und nach ‚zu verwischen‘, denn dieser kommt doch in all diesen gewichtigen ‚Analysen‘ gar nicht vor.

    Zudem ließen sich diese primär wohl anwerben, weil sie sich durch diese Kollaboration Schutz für ihre Städte und Dörfer erhofften.

    Und wissen Sie woran mich das erinnert? Es standen auch viele Deutsche, bis zu 150.000, ohne Ariernachweis, d.h. mit jüdischer Herkunft oder jüdisch im Dienst der Wehrmacht, viele von Ihnen hofften durch ihren Dienst, ihre Familie vor Verfolgung zu schützen, was ein Trugbild war. Zu diesem Zweck erhielten sie von Hitler eine ‚Deutschblütigkeitserklärung‘ – dies betraf zum guten Teil Menschen jüdischer Abstammung, aber auch Juden – die sonst der Verfolgung durch das Nazi-Regime preisgegeben gewesen wären.

    “  „Mischlings- und jüdische Soldaten dienten nicht nur in einer Wehrmacht, die einem Regime unterstand, das sie als rassisch minderwertige Wesen hasste; viele erlebten auch das Verschwinden und gelegentlich den Tod ihrer Verwandten“, schreibt Rigg. Doch „nur wenige sahen Greueltaten mit eigenen Augen“. Über das Ausmaß der Vernichtung, ist sich der Yale- und Cambridge-Absolvent sicher, wusste die überwiegende Mehrheit seiner Gesprächspartner nichts. Erst nach 1945 erfuhren sie vom Umfang des Massenmordes.

    Die Tatsache, dass mindestens 150 000 Soldaten jüdischer Abstammung im Waffenrock der deutschen Armee an den Fronten standen und Hitler selbst akribisch über deren Schicksal wachte, ist für Rigg ein Indiz dafür, dass der Diktator über den Verlauf des Holocaust genauestens im Bilde war. „Hitler ordnete den Holocaust an und überwachte seine Durchführung, obwohl bis heute keine von ihm unterzeichnete Anweisung mit dem Befehl zur ‚Endlösung‘ gefunden worden ist.“ “

    http://www.stern.de/politik/geschichte/wehrmacht-hitlers-juedische-soldaten-514034.html

    Ihre Kapriolen Herr Pfeifer sind wirklich abenteuerlich.

    “Aber dazu haben die Israelbasher nichts zu sagen. Denn in ihrem antiararabischen Rassismus, gestehen sie doch das denen da unten zu, das gehört doch zu deren “Kultur” “

    Ich nehme für mich ausdrück in Anspruch nicht ‚anti-arabisch‘ zu sein. Ich bin überhaupt nicht ‚anti-irgend-ein-volk‘, auch nicht ‚anti-israelisch‘; ich denke ‚anti-arabisch‘, das trifft doch sehr viel besser auf Sie und Herrn Herf zu, die doch einiges dazu beitragen die Muslime unter Generalverdacht zu stellen.

    Ich habe wohl auch hinreichend dargelegt, dass ich es für absurd halte, dass national-sozialistisches Gedankengut ‚zu deren Kultur gehört‘. Dass allerdings in den Wirren des Konfliktes Synergien entstanden, die zu mancher Allianz zwischen Muslimen, Husseini und National-Sozialismus führten, sehe ich weder unkritisch noch bestreite ich es. Ich denke nur, man sollte hier die Proportionen wahren und die werden doch in der Darstellung von Ihnen oder Herrn Herf sehr verzerrt.

    D.h. auch nicht ich wäre ‚pro-islamistisch‘, was Sie natürlich dann gleich gerne als nächstes unterstellen würde. Ich habe keine Sympathien für fundamentalistische und frauenfeindliche Ideologien, ganz gleich ob ihr Ursprung nun christlich, muslimisch oder jüdisch ist und ich bin keine Anhängerin des Islam, alleine weil ich von unserer westlichen Wertegemeinschaft erwarte, dass sie sich in moralisch angemessener Weise verhält, was man real-politisch im Allgemeinen leider nicht immer behaupten kann, im Nah-Ost-Konflikt, so denke ich, leider überhaupt nicht.

    Ich sehe auch in der arabischen Welt vieles sehr kritisch. Ich widersetze mich lediglich der Argumentationslinie, dass die Missstände in der arabischen Welt oder auch der ewige Verweis auf manche muslimische Fundamentalisten und Bewegungen ein guter Grund wären, die Besatzungspolitik aufrecht zu erhalten, die britisch-amerikanische Politik in den muslimischen Ländern und auch die koloniale Vergangenheit Europas nicht deutlich zu hinterfragen. In dieser Hinsicht sehe ich die Art und Weise, wie Herf die Versuche der Nazis Palästinenser für ihre Sache zu gewinnen, darstellt, sehr kritisch, denn sie legt den Schluss nahe, man dürfe Israel nicht deutlich kritisieren, weil das dann angeblich eine Sympathie für national-sozialistisches Gedankengut (oder sollen wir das schon durch ‚Islam‘ ersetzen?) bedeuten würde.

    So schreibt Herf:

    “ Anders als in Europa gab es in der arabischen und islamischen Welt, wie Herf zeigt, aber keine umfassende Diskreditierung des NS-Vermächtnisses……

    Er ist ein Hindernis für jeden dauerhaften Frieden zwischen Israel und der Islamwelt. Er hat ebenso negative Auswirkungen auf die Integrationsprozesse in Europa.“

    Ja – da haben wirs dann – die Unmöglichkeit mit dem Islam friedlich zusammen zu leben und einen Staat Palästina jenseits der Grünen Linie zu errichten, liegt ursächlich angeblich an dessen ‚judenfeindlichem, anitsemitischen Gehalt‘, nicht etwa der Unwillen Israels ihre eigenen Grenzen zu akzeptieren und einer palästinensichen Staatsgründung nicht mehr weiter im Wege zu stehen, so wie dies mit Arafat und der gesamten Arabischen Liga möglich wäre.

    Selbst die Hamas hat ihr Entgegenkommen bereits angedeutet, würde man denn auch mal ihr entgegenkommen.

    Aber man kann nach nunmehr vielen Jahre leider nur noch zu dem Schluss kommen, dass sich Israel die West-Bank einverleiben will, was eindeutig völkerrechtswidrig ist und deshalb geht es konsequent jedem arabischen Angebot, welches sich völlig akurat, an das Völkerrecht anlehnt, aus dem Weg.
    Darin sehe ich eines der Haupthindernisse für die schlechten Beziehungen zwischen der arabischen und westlichen Welt und auch für den Terrorismus, der sich ja auch hier mitunter seine Opfer sucht.

    Damit befinde ich mich in guter Gesellschaft, hat nicht zuletzt auch der amerikanische General Petreus, die unnachgiebige Haltung Israels, als Gefährdung westlicher Sicherheitsinteressen angedeutet.
     
     Die angeblich ‚antisemitische Gesinnung‘ der Muslime spielt hierbei nur eine ganz geringe Rolle – das festzustellen ist mein Anliegen.