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Ernst Federn über die Anarchistin, Schriftstellerin und Übersetzerin Etta Federn

Etta Federn-Kohlhaus, 1883 als Tochter eines Arztes und einer Frauenrechtlerin in Wien geboren, war eine jüdische Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in Wien in einer bekannten jüdisch – assimilierten Familie auf; einer ihrer Brüder war der Psychoanalytiker und Arzt Paul Federn, der Stellvertreter Freuds. Dessen Sohn Ernst Federn wurde ein Pionier einer Psychologie des Terrors. Etta Federn ging 22-jährig nach Berlin, verkehrte in libertär-anarchistischen Kreisen und floh 1932 vor den Nationalsozialisten nach Spanien. Marianne Kröger legte vor zehn Jahren eine Studie über Etta Federn vor, zu der der seinerzeit 82-jährige Ernst Federn ein Vorwort verfasste…

Von Ernst Federn

Es ist erfreulich, dass eine Arbeit von Etta Federn-Kohlhaas dem deutschen Leser wieder vorgelegt wird. Sie war vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1932 von Berlin nach Spanien geflohen und war eine bekannte Schriftstellerin und Übersetzerin. Die Biographien von Goethes Frau Christiane und von Walther Rathenau waren erfolgreiche Bücher gewesen. Die Übersetzung der Gurrelieder wurde noch vor einigen Jahren in einer deutschen Zeitung besonders gelobt. Etta Federn musste aus Deutschland fliehen, nicht nur, weil sie Jüdin war, sondern auch, weil sie eine Verfechterin sehr freiheitlicher Gedanken war. Mit zwei Söhnen von zwei Männern ging sie nach Spanien, wo sie bald eine führende Rolle in der syndikalistischen Frauenbewegung übernehmen konnte. Vor dem Sieg Francos floh sie nach Paris. Ihr ältester Sohn fiel als Mitglied des französischen Widerstandes und wurde posthumus ausgezeichnet. Etta Federn starb in den fünfziger Jahren.

Sie war die jüngste Tochter des angesehenen Wiener Arztes Salomon Federn und machte sich bald von der Familie unabhängig, indem sie nach Berlin übersiedelte, wo zwei Brüder, Karl und Robert, sich als Schriftsteller und Buchhändler einen Namen machten. Eine Schwester, Else, und zwei Brüder, Walter und Paul, blieben in Wien, wo sie alle drei angesehene Persönlichkeiten waren. Else als Leiterin des Vereines Settlement von 1902 bis 1938, Paul als Psychoanalytiker und Walter als Journalist.

Etta Federn entsprang einer an die bürgerliche Gesellschaft angepassten jüdischen Familie, die versucht hat, sich völlig zu assimilieren; teils durch Taufe, teils durch Aufgeben alles jüdischen Verhaltens. Allerdings heiratete Walter eine führende Zionistin und bekannte Malerin, Blanka. Diese Assimilationsbewegung war in Berlin und Wien um die Jahrhundertwende und nach dem 1. Weltkrieg sehr stark, verlor aber durch Hitlers Machtergreifung ihre historische Bedeutung. Etta Federn lebte diese Assimilierung, hatte nie Geld und wurde von reichen Verwandten in den Vereinigten Staaten zeit ihres Lebens unterstützt.

Als ihr jüngster Neffe freue ich mich sehr, dass ihr Name heute der Vergangenheit wieder entrissen wird.

Auszug aus: Etta Federn: Revolutionär auf ihre Art. Von Angelica Balabanoff bis Madame Roland – 12 Skizzen unkonventioneller Frauen -. Mit einem Vorwort von Ernst Federn. Herausgegeben, aus dem Spanischen übersetzt, mit Anmerkungen, einem Nachwort und einem bibliographischen Anhang versehen von Marianne Kröger. Psychosozial Verlag: Gießen, 1997, S. 9f.

Links zum Thema:

Erinnerung an einen Pionier der psychoanalytischen Pädagogik und Sozialarbeiter: Ernst Federn (26.8.1914 – 24.6.2007)
Gespräche zwischen Bruno Bettelheim, Dr. Brief und Ernst Federn
Zum Briefwechsel zwischen Ernst Federn und Bruno Bettelheim (1945 – 1989)
Themenschwerpunkt Bruno Bettelheim

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