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leChajim: Arnold Beissers Veränderungstheorie

Beissers Veränderungstheorie hat ihre grosse Bedeutung sicher nicht durch Zufall bekommen, denn sie entspricht einem der wichtigsten Prinzipien der Gestalttherapie, der Betonung der unmittelbaren Erfahrung.

Seine Theorie ist nicht grau; er hat sie nicht am Schreibtisch entworfen. Sie ist vielmehr aus der eigenen, schicksalhaften Erfahrung mit der psychischen Bewältigung einer schweren Körperbehinderung gewonnen. Diese fesselte ihn an den Rollstuhl und zwang ihn, zu leben wie ein Vogel ohne Flügel.

Frank-M. Staemmler

Beisser, ein Schüler, Mitarbeiter und Freund von Fritz Perls, stellte sich seinem Schicksal. Er übernahm die Verantwortung für sein Leben und entdeckte die Möglichkeit, auch ohne Flügel zu „fliegen“. In seiner Autobiographie, die den grössten Teil des vorliegenden Buches ausmacht, schildert er seinen persönlichen Veränderungsprozess. Er lässt die LeserInnen an seiner psychischen Entwicklung als Gelähmter teilnehmen und lädt sie auf diese Weise ein, nachzuvollziehen, was es mit dem Paradoxon menschlicher Veränderung im ganz realen Leben auf sich hat. Ich freue mich sehr, dass ich in Anke und Erhard Doubrawa vom Gestalt-Institut Köln zwei Menschen gefunden habe, die sich dieses bewegenden Textes angenommen und ihn in ihre Edition im Peter Hammer Verlag aufgenommen haben.

Das Buch soll aber nicht nur Arnold Beissers Kraft und Sensibilität auf der Ebene der Verarbeitung seiner Erfahrungen vermitteln, sondern auch seine Fähigkeit zur theoretischen Reflexion. Beide Ebenen gehören zusammen, wenn das Bild dieses Menschen einigermassen vollständig sein soll. Beissers Aufsatz über „die paradoxe Theorie der Veränderung„, den ich bereits 1995 für die Reihe „Gestalt-Publikationen“ am Zentrum für Gestalttherapie, Würzburg, übersetzt und herausgegeben hatte, ist daher ebenfalls in dem vorliegenden Buch enthalten. Dasselbe gilt für einen ausführlichen Kommentar, den mein Kollege Werner Bock dazu verfasst hatte und in dem besonders der Bezug zur gestalttherapeutischen Praxis herausgearbeitet wird. Im Anhang des Buches findet sich schliesslich noch ein weiterer Text von Arnold Beisser, in dem er seine Beziehung zu Fritz Perls schildert.

Ich bin froh über diese umfassende Zusammenstellung und hoffe, dass sie sowohl solche LeserInnen anspricht, die sich für Beissers persönliches Schicksal als Körperbehinderter interessieren, als auch jene, die einen wichtigen theoretischen Aspekt der Gestalttherapie von verschiedenen Seiten her kennenlernen wollen.

Arnold Beisser kann die Übersetzung seiner Texte ins Deutsche leider nicht mehr miterleben. Er starb 1991. Ich danke seiner Frau Rita für ihre Unterstützung, durch die dieses Buch möglich wurde.

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Leseprobe: Kapitel 11 Antäus und das Paradox der Veränderung: Die alten griechischen Mythen haben immer eine spezielle Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Diese Geschichten von olympischen Göttern und Helden scheinen etwas vom Wesen des Menschen wiederzugeben. Sie zeigen unverhüllt unsere Sehnsüchte und Gefühle, die wir üblicherweise unter dem Schleier der Kultur verstecken. Eine Zeit lang hatte es mir ein Mythos besonders angetan, der Mythos von Antäus… weiter…

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