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Es begann in Altötting

Ein linker Jude zwischen Altötting, Waldkraiburg, München und Prishtina…

Es begann in AltöttingVon Agron Sadiku

Der SWB Verlag in Stuttgart hat ein neues Buch unter dem Titel „Es begann in Altötting“ von Max Brym veröffentlicht. Aufgrund eines biologischen Zufalls wurde Max Brym in eine jüdische Familie in dem stockkatholischen oberbayerischen Altötting geboren. Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und prickelnd. Man erfährt viel über das Leben von Schoah Überlebenden nach der Befreiung vom Faschismus in Südostoberbayern. Bryms Vater verlor fast die komplette Familie in Auschwitz. Nach der Befreiung vom Faschismus gab es in dem Wallfahrtsort eine relativ starke jüdische Gemeinde.

Max Brym radikalisierte sich Anfang der siebziger Jahre auch aufgrund der Verhältnisse in Altötting und Waldkraiburg sehr stark nach links hin. Zu seiner Person enthüllt Max Brym einige interessante Geheimnisse. Als sehr junger Mensch war er in Altötting und Waldkraiburg, zuerst Mitglied der DKP und nach einem für ihn frustrierendem DDR Aufenthalt, jahrelang Mitglied des „Arbeiterbundes für den Wiederaufbau der KPD“. Später wechselte er zur trotzkistischen Konkurrenz. Das Buch ist voller witziger und humorvoller Geschichten. Über einige Jahre wurde Brym von einem Waldkraiburger CSU Stadtrat „schwarz“ finanziert. Der Herr wollte eine Lebensversicherung gegen die eventl. drohende russische Invasion abschließen. Brym nennt in dem Buch viele Personen aus der örtlichen politischen Prominenz. Darunter den ehemaligen Kreisvorsitzenden der DKP Gerorg Kellner aus Burghausen, aber auch damalige „Arbeiterbuntführer„ wie Harald Haugwitz, aus Altötting und Helge Sommerrock aus München.

Viel kann man darüber lernen wie stark auch die südostoberbayrische Provinz Anfang der siebziger Jahre von den den Auswirkungen der Studentenbewegung betroffen war. Es bildete sich nicht nur die DKP, sondern auch viele unterschiedliche maoistische Gruppen auf dem tiefkatholischen Boden heraus. Intensiv berichtet Brym über die damaligen Auseinandersetzungen in der sogenannten Vertriebenenstadt Waldkraiburg. Personen wie die ehemaligen Bürgermeister Dr. Kriegisch (SPD) und Jochen Fischer ( CSU) kommen vor. Aber das Büchlein ist nicht nur eine Lokalgeschichte. Später zog Brym nach München und traf sich mit so unterschiedlichen Personen wie Enver Hoxha in Albanien, Ernest Mandel in München und Albin Kurti in Prishtina. Brym trat kürzlich aus der SAV aus. Diese neueste Entwicklung findet sich nicht im Buch. Es scheint das Schicksal von Max Brym zu sein, ewig in der linken Dissidentenschar zu verbleiben. Richtig ergreifend sind die Passagen in denen Max Brym sich an seine Eltern erinnert. An den Vater, welcher in Israel verstarb, aber auch an seine verstorbene Mutter.

Immer führte Brym, ob lokal, national und bisweilen international den Kampf gegen den Kapitalismus und Imperialismus. Irrtümer und Fehler verschweigt Max Brym dabei nicht. Stets war er besonders am Kampf gegen den Antisemitismus beteiligt. Brym schrieb jahrelang für die jüdische Zeitung haGalil und war so auch an der Hohmann-Affäre beteiligt. Heute ist Brym Mitglied der Partei die „Linke“ in Bayern. Auch über die Konflikte in diesem Landesverband findet sich viel in dem Buch von Max Brym. Personen wie Fritz Schmalzbauer, Klaus Ernst oder MdB Harald Weinberg, werden benannt.

Für mich als gebürtigem Kosova- Albaner waren insbesondere die Erinnerungen an die albanische Emigration interessant. Max Brym unterstützte lange Zeit die „Bewegung für eine albanische Republik in Jugoslawien“ in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Erhellend sind auch seine Deutschlandreise 2007 mit Hysen Durmishi und Liburn Aliu. Immer verteidigte Brym das Selbstbestimmungsrecht Kosovas. Er traf in seinem Leben Personen wie Hysen Terpeza, Fehmi Ladrovci und andere zum Teil sehr verschiedene Personen.
Ich habe das locker und leicht zu lesende Buch, mit 166 Seiten auf einen Rutsch gelesen.

Max Brym, Es begann in Altötting, SWB Media Publishing 2014, 166 S., Euro 11,80, Bestellen?

Fernsehbeitrag zu Max Brym

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