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Die Juden, das „Dritte Reich“ und die Sowjetunion

Die Frage wird oft gestellt, wieso gewisse Juden alles daran setzen, Verleumdungen über den jüdischen und demokratischen Staat Israel zu verbreiten. Das Phänomen ist jedoch keineswegs neu. Als 1952 in der Tschechoslowakei der Schauprozess gegen Rudolf Slansky und Genossen stattfand und von den 14 zum Tod durch den Strang verurteilten Kommunisten 11 „jüdischer Abstammung“ waren, als kurz vor Stalins Tod in der UdSSR eine antisemitische Hetze durchgeführt wurde, gab es jüdische Kommunisten in Wien, die bei dieser schändlichen Hetze mitmachten… 

Von Karl Pfeifer

Daran wurde ich erinnert, als ich den neuen Arte Film über Molotow anschaute. Dieser sowjetische Staatsmann, lange Zeit Nr. 2 hinter Stalin hatte eine jüdische Frau, die 1949 wegen „Spionage für Israel“ verhaftet wurde. Molotov rührte kein Finger für sie. Im Film erfahren wir, dass sie nach vier Jahren Haft zu ihrem „lieben“ Gatten zurückkehrte und 1970 als noch immer glühende Stalinistin verstarb. Das ist die totale Identifikation mit dem ärgsten Feind.

The Jewish Factor in the Relations Between Nazi Germany and the Soviet UnionDiese Tage las ich ein Buch von Josef Govrin über den jüdischen Faktor im Verhältnis zwischen Nazideutschland und der Sowjetunion in der Zeit von 1933-1941.

Der lediglich 143 Seiten umfassende Band hat es in sich. Der Kampf der Nazi gegen den angeblich jüdischen Bolschewismus nahm 1939 ein Ende, sie arrangierten sich mit der Sowjetunion, um freie Hand gegen Polen und die Westmächte zu bekommen.

Das gleiche gilt auch für die Sowjetunion, ihr oft deklarierter Antifaschismus wurde in der Zeit des deutsch-sowjetischen Nichtangriff-Pakt, unterzeichnet in Moskau  am 23. August 1939, außer Kraft gesetzt und die Gemeinsamkeiten mit den Nazi betont. Die Sowjetunion lieferte nach dem Abkommen viele Kommunisten, darunter einen hohen Prozentsatz von Juden an die Gestapo aus.
Während der jüdische Faktor bei Hitler eine zentrale Rolle spielte, betrachtete Stalin dies als ein taktisches Element, dass je nach dem Verhältnis mit dem Deutschen Reich geändert werden konnte.

Mit dem Schweigen über die antijüdischen Gräuel im „Dritten Reich“ bis zum deutschen Angriff auf die Sowjetunion signalisierte er den Wunsch diese gute Beziehungen aufrechtzuerhalten. Dieses Schweigen führte dazu, dass die sowjetischen Juden, die in dem Teil des von Deutschen besetzten Territoriums lebten, nicht informiert waren, welches schreckliche Schicksal sie erwartete. Hätte die Sowjetunion dieses Thema nicht tabuisiert, dann wäre die Anzahl der jüdischen Opfer niedriger ausgefallen.

Ein ausgezeichnetes Buch mit außerordentlich interessanten Bildern.

Yosef Govrin, „The Jewish Factor in the Relations between Nazi Germany and the Soviet Union 1933 -1941, Vallentine Mitchell, London, 2009.

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