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Umgangsformen: Eine Kultur des Hinschauens

Ein Mensch wird bedroht, bedrängt, beraubt, angegriffen – sei es tätlich oder mit Worten. Oft genug geschieht das unter den Augen vieler, am helllichten Tag: beim Einkaufen, in der U-Bahn, in der Schule, am Arbeitsplatz. Dann Zivilcourage zu beweisen, wird immer wichtiger. Doch die meisten wenden sich einfach ab oder schweigen. Die einen aus Desinteresse, die anderen aus Angst, manche aus Hilflosigkeit oder einer Mischung von allem…

Empfehlungen des Arbeitskreis Umgangsformen International (AUI)

Leben Sie die Kultur des Hinschauens, indem Sie einige Grundregeln sinnvoll eingesetzter Zivilcourage beherzigen. Oberstes Gebot: Ich helfe – jedoch ohne mich selbst in Gefahr zu bringen. Niemand ist verpflichtet, die eigene Gesundheit oder gar das Leben aufs Spiel zu setzen. Jeder Mensch kann aber dafür sorgen, dass ein Opfer Hilfe bekommt, und sollte das als Verpflichtung empfinden. Sind andere in der Nähe, fordern Sie diese mit direkter Ansprache zur Mithilfe auf: „Sie, in dem roten Mantel, und Sie mit dem grauen Pullover, helfen Sie mir!“, oder: „Sie, die Dame mit dem weißen Hut, rufen Sie die Polizei!“

Solchen direkten Appellen können sich die wenigsten Menschen entziehen, was bei Sätzen wie: „Nun hilf doch mal einer!“, oder „Warum tut denn niemand was“, sehr stark der Fall ist. Eine weitere Möglichkeit: Sie organisieren Hilfe, indem Sie unter dem Notruf 110 die Polizei alarmieren. In öffentlichen Verkehrsmitteln können Sie auch die Fahrerin oder den Fahrer informieren, die einen Notruf weitergeben.

Bedenken Sie, bitte: Zivilcourage beginnt nicht erst beim Einschreiten zur Verhinderung von Straftaten und körperlicher Gewalt. Wichtig ist auch, für andere einzutreten, die gehänselt oder diskriminiert werden.

Derekh Erez

Eine Umfrage der „Apotheken Umschau“ befasste sich unterdessen mit den wichtigsten Höflichkeitsregeln der Deutschen. Hier zeigte es sich, dass es für fast alle das A und O guten Benehmens ist, Älteren in öffentlichen Verkehrsmitteln einen Sitzplatz anzubieten.*

Wenn es um die Grundregeln für ein respektvolles und zivilisiertes Miteinanders geht sind sich die Deutschen laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der „Apotheken Umschau“ einig wie selten. Als fast schon ungeschriebenes Höflichkeitsgesetz werten demnach nahezu alle Bundesbürger (95,7 %), Schwangeren oder älteren Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln unaufgefordert den eigenen Sitzplatz anzubieten. Auf der Liste für gutes Benehmen an zweiter Stelle steht die sofortige Entschuldigung, wenn man jemanden versehentlich angerempelt hat (95,1 %).

Jeweils mehr als neun von zehn halten es zudem für äusserst wichtig, gebrechlichen Mitmenschen beim Tragen schwerer Lasten oder beim Überqueren der Strasse Hilfe anzubieten (92,5 %) und sich bei einer Warteschlange an der Supermarktkasse oder beim Einsteigen in den Bus nicht vorzudrängeln (91,3 %). Für mehr als acht von zehn (83,4 %) gebietet es auch die Höflichkeit, Nachbarn auf der Strasse zu grüssen – egal, ob man mit ihnen nun näher bekannt ist oder nicht.

Weit weniger als drei Viertel aller Bundesbürger (70,6 %) sind hingegen noch der Meinung, man sollte anderen Menschen nach Möglichkeit immer die Tür aufhalten. Und dass ein Mann zur Begrüssung aufstehen sollte, wenn jemand Neues an einen Tisch herantritt, das hält nicht einmal mehr die Hälfte aller Männer und Frauen (48,2 %) für nötig.

*) Repräsentative Umfrage des Apothekenmagazins „Apotheken Umschau“, durchgeführt von der GfK Marktforschung Nürnberg bei 2.020 Befragten ab 14 Jahren.

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