Kategorien / Themen

Werbung

Amos Gitai: Gelobtes Land

Eine Nacht in der Sinai-Wüste: Junge Frauen aus Osteuropa werden von der Französin Anne, die einem internationalen Netzwerk aus Menschenhändlern angehört, illegal nach Israel eingeschleust. Eine von ihnen ist Diana aus Estland.

Diana, Katya und Kristina sind junge, osteuropäische Frauen, die unter falschen Versprechungen nach Kleinasien gelockt worden sind. In dem vermeintlich Gelobten Land erwartet die mittellosen Frauen nicht etwa eine bessere Zukunft, sondern ein von Gewalt und Prostitution gekennzeichneter Alltag. Diana und ihre Leidensgenossinnen werden nachts in der Wüste Sinai von Beduinen verkauft und illegal nach Israel eingeschleust. Die Französin Anne, die einem Mädchenhändlerring vorsteht, organisiert die Übergabe.

Als die Frauen in Israel ankommen, werden sie geschlagen, vergewaltigt und genötigt, in einem israelischen Bordell zu arbeiten. Die estnische Zwangsprostituierte Diana ist verzweifelt und zutiefst unglücklich über ihr Sklaven-Dasein. Als eines Tages die Engländerin Rose in dem Bordell aufkreuzt, erzählt Diana ihr von den Misshandlungen, die sie und ihre Kolleginnen über sich ergehen lassen müssen. Diana fleht Rose an, ihr zu helfen und sie aus den Händen der Menschenhändler zu befreien. Rose reagiert ablehnend; wohlwissend, dass sie für die Estin so etwas wie die letzte Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben ist …

Mit „Gelobtes Land“ widmet sich der israelische Regisseur Amos Gitai („Kadosh“, „Plus tard tu comprendras“) den brisanten Themen Menschenhandel und Zwangsprostitution. Herausgekommen ist keine bedrückende Fiktion, sondern eine mit dokumentarischen Mitteln gefilmte Momentaufnahme. Mit zwei Handkameras entwirft Gitai eine hektische Handlung mit verwirrenden Ortswechseln und quietschenden Reifen. Die meisten Aussen-Szenen des Films spielen nachts: Unter Einsatz von Taschenlampen fängt Gitai die Gesichter der verschleppten Frauen und ihre unverständlichen Sprachfetzen ein, wie ein Blitzlicht auf Ungeheuerliches, was da im Dunkeln vor sich geht.

Ein atemloser Film, der in jedem Moment das Gefühl von Gefahr wachhält. „Gelobtes Land“, in dessen Mittelpunkt das schlimme Schicksal der osteuropäischen Frauen steht, ist ein provokatives Statement zum Menschenhandel im Nahen Osten. Für die Menschenhändler sind die Frauen nichts als Ware. Im Vorfeld der filmischen Umsetzung seines Drehbuchs, so Gitai, habe er sich ausführlich mit dem sensiblen Thema des Frauenhandels auseinandergesetzt und mit Betroffenen gesprochen.

IL/F 2004, arte, Mittwoch, 01.15h

Comments are closed.