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Mamma mia: Der Streit um die Lasagne

Ein im "Spiegel" nicht veröffentlichter Leserbrief von Jossi Reich an Henryk Broder bzgl. dessen Beitrag über Maxim Billers neues Buch "Der gebrauchte Jude""

Jossi Reich

Hallo Henryk, ich bin´s, Jossi aus Tel-Aviv. Erinnerst Du Dich, wir haben einige Male zu Mittag gegessen, als Du hier warst. Du warst auch in meinem Büro, zum Pippimachen und email-Checken. Als ich mich einfach nicht dazu durchringen konnte, in Deine Website achgut.de zu investieren, hat dann der Kontakt zwischen uns irgendwann wieder aufgehört.

Meine Frau findet Dich super nett — und hat viel Mitgefühl mit Dir, weil sie auch gerade mal nur 1,50 geworden ist. In Maxims Buch bin ich Donni Gold, sein bester Freund, ein bisschen so, wie ich das ja auch im Leben bin. Ob Du und Maxim damals in den 80ern in Jerusalem zusammen essen wart, weiss ich nicht, aber in Tel-Aviv waren wir tatsächlich zu dritt essen. Seltsam, dass Du dich nicht daran erinnerst. Obwohl ich den Schwachsinn, den er mir da in den Mund gelegt hat, so nie gesagt habe, und überhaupt diese etwas bemitleidenswerte Figur, die er da aus mir macht, nicht besonders mag.

Magst Du Billers Beschreibung von Dir? Wenn er schreibt: "So einer fängt früher oder später etwas mit der Frau des Kantors an, und an Roschaschana hält er in der Synagoge eine giftige Rede, in der er den Leuten vorwirft, sie hätten dieses Jahr zu wenig für Israel gespendet und fürchteten Gott nur, wenn sie beim Lügen erwischt wurden."

Sind die grossen, verfemten Romanciers oft nicht gerade die, die in ihrer Phantasie unvorteilhafte Abziehfiguren der von Ihnen Potraitierten entwerfen? Offen gibst Du allerdings zu, dass Du neidisch bist. Weil seine Eltern keine KZ-Krüppel sind, er jünger und grösser gewachsen ist, und weil er im Gegensatz zu Dir über den Fakten schweben kann, Künstler sein darf, erfinden darf.

Geht mit Dir dann also die Eifersucht des zum blossen Journalisten Verurteilten durch? Gönnst Du ihm einfach nicht, ein deutscher Philip Roth zu sein, sondern höchstens einer von dessen Figuren, so z.B. ein Portnoy? Oder hast Du am Ende gar recht? Irgend ein Reich-Ranicki-Nachfolger wird unseren belesenen Nachkommen im 22. oder 23. Jahrhundert diese Fragen sicherlich beantworten.

Maxim Biller: Der gebrauchte Jude (auch als Hörbuch")…

Beitrag im „Spiegel“

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