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Ofer Grosbard: Israel auf der Couch

Ofer Grosbard rückt in seinem Buch die psychologischen Besonderheiten des Konflikts ins Zentrum seiner Betrachtung. Er zeigt erstaunliche Parallelen zur psychologischen Praxis auf und bringt so einen völlig neuen Aspekt in die Diskussion ein…

In Israel bekämpfen sich Linke und Rechte ebenso unerbittlich wie Juden, Palästinenser und Araber. Dies zeigt: Nicht Gebietsansprüche begründen die Kontroversen, vielmehr geht es um ein Geflecht von Beziehungen. Die emotionale Seite des Konflikts sieht Grosbard als Schlüssel zum Verständnis der komplexen Situation. Aus diesem interpersonellen Ansatz heraus beleuchtet er die Standpunkte und politischen Überzeugungen der einzelnen Gruppen. Seine selbstkritische Innenansicht führt zu neuen, ungewöhnlichen Erklärungen und macht die Konflikte für Aussenstehende erst verstehbar.

Der Autor, Ofer Grosbard, geboren 1954 in Israel, stammt aus einer deutsch-litauischen, jüdischen Familie. 1973 nahm er am Jom-Kippur-Krieg teil. Er ist klinischer Psychologe und Psychoanalytiker sowie Autor mehrerer Bücher.

US-Präsident Bill Clinton zeigte sich begeistert und meinte: „Ihre Gedanken, wie der Frieden im Mittleren Osten erreicht werden kann, sind beachtenswert… Ich beglückwünsche Sie dazu, Ihre Zeit, Ihr Talent und Ihre Energie dafür aufzubringen, Frieden für die Region zu schaffen.“

Zurückhaltender äussert sich Andreas Vierecke (Amazon.de-Redaktion): Der 1954 in Tel Aviv geborene Ofer Grosbard ist klinischer Psychologe. Geschult am Denken und am therapeutischen Konzept Sigmund Freuds, versucht er in dem vorliegenden Buch, sein Heimatland Israel „auf die Couch zu legen“, das heisst dessen Konflikte mit sich und den Palästinensern psychoanalytisch zu deuten und ein dem psychoanalytischem Therapiekonzept analoges Lösungsmuster aufzuzeigen. Ein solches Unterfangen ist freilich aus mehrerlei Gründen problematisch. Erstens steht und fällt es mit den der Psychoanalyse zu Grunde liegenden Prämissen. Zweitens setzt es voraus, dass sich das psychoanalytische Modell auch auf Gruppen und auf Staaten übertragen liesse…

Trotz aller Vorbehalte, nicht zuletzt gegen die Psychoanalyse als therapeutische Methode ganz grundsätzlich, meint auch Vierecke, dass die Psychoanalyse nicht nur als Therapiekonzept, sondern auch als wissenschaftliches Erkenntnismittel, in Betracht gezogen werden muss. Gerade angesichts der Tatsache, dass der Friedensprozess unübersehbar in eine Sackgasse geraten ist, von der bislang niemand so recht weiss, wie man da wieder herauskommt. Man sollte also nach jedem Strohhalm greifen und deshalb verdiene das Buch eine Chance! Und deshalb habe man es gelesen, so Vierecke.

Und was hat er dabei gelernt? Dass die psychoanalytische Perspektive des Autors auf die Beteiligten in vielem sehr provozierend wirken muss — so vergleicht Grosbard beispielsweise das Verhältnis zwischen Palästinensern und Israelis mit dem von pubertierenden Jugendlichen zu ihren Eltern –, aber auch, dass eine solche (zugegeben politisch häufig recht naive) Perspektive, gerade dann, wenn man ihr skeptisch gegenübersteht, durchaus zu neuen Einsichten führen kann.

Schaden kann es also nichts. Ob es umgekehrt wirklich weiterhilft? Aber, wie sonst lassen sich die fatalen und selbstzerstörerischen Entwicklungen verstehen? Die Betrachtung der historischen und politischen Bedingungen allein reicht jedenfalls nicht aus.

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