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Der politische Islam in Österreich

Bereits im Titel wird auf den im Buch geschilderten Sachverhalt „zwischen Gottesstaat und Demokratie“ hingewiesen und mit diesem „Handbuch des politischen Islam“  füllen die Herausgeber Thomas Schmidinger und Dunja Larise eine Lücke, die nicht zufällig ist. Sie haben sich auf ein Minenfeld begeben und beschritten den schmalen mittleren Pfad der Wahrheit und des Gewissens.

Rezension von Karl Pfeifer

Jede Diskussion über Muslime in Österreich birgt Gefahren, denn von offizieller Seite wird ein Bild projiziert, als ob Österreich eine Insel der Seligen für Einwanderer aus der muslimischen Welt wäre und als ob die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) die hunderttausenden Muslime in Österreich wirklich vertreten würde. Von rechtsextremistischer Seite dagegen wird das Bild einer islamischen Gefahr an die Wand gemalt und wie wir heuer im Grazer Wahlkampf erleben konnten, eine explizite Hetze betrieben und drittens benützen konservativ bis integralistische Muslime diese Hetze, um jede sachliche Diskussion über Muslime und über ihre Probleme abzuwürgen, um jeden Kritiker als „rassistisch“, „prozionistisch“ u.ä.m. abzuqualifizieren.

Der nüchterne informative Stil des Buches — dessen AutorInnen zum grossen Teil MuslimInnen sind —  unterscheidet sich angenehm von der emotionalen Art mit der viele zum Thema Stellung beziehen.
Das 320 Seiten umfassende Buch ist in drei Teile gegliedert. Zunächst werden Grundlagen vermittelt, dann einzelne Organisationen und ihre politischen Herkunftsströmungen beschrieben. Schliesslich widmet sich der dritte Teil dem politischen Islam in der offiziellen Glaubensgemeinschaft IGGiÖ.

Die Leser erhalten Einblick in eine Welt, die sonst für sie verschlossen wäre, denn in den meisten Moscheen wird nicht deutsch gepredigt und die dort aufliegende Literatur wird in der Regel aus dem Ausland importiert.

Und so kommt es manchmal zu unglaublichen Widersprüchen. Ein Wiener Imam wurde als besonders tolerant und liberal gepriesen, der aber auf arabisch die Zuhörer anspornte am Djihad teilzunehmen und sich gegen Ehen von Muslimen mit Christinnen aussprach. Ehen von Christen oder Juden mit Musliminnen sind nach islamischen Vorschriften sowieso nicht erlaubt.

Die AutorInnen beleuchten allgemeinverständlich mit den Mitteln der kritischen Wissenschaft einige skandalöse Sachverhalte wie die Vernetzungen des politischen Islams in Österreich. Zum Beispiel Amir Zaidan, der u.a. Koautor der Kamelfatwa ist, eines islamischen Rechtsgutachten, in welcher festgelegt wurde, dass eine muslimische Frau ausserhalb eines Umkreises von 81km (die Strecke, die ein Kamel während eines Tages zurücklegt) des elterlichen oder ehelichen Wohnsitzes nur in Begleitung eines männlichen Verwandten reisen darf.

1990, sieben Jahre nach seiner Einreise nach Deutschland, sagte Amir Zaidan bei seiner Anhörung durch das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge: „Ich bin offiziell kein Mitglied, aber ich vertrete das Gedankengut der Moslem-Bruderschaft…“ und meinte bei seiner Anhörung vor einem deutschen Verwaltungsgericht: „Ich bin kein Moslem-Bruder, aber ich habe viele enge Kontakte zu Moslem-Brüdern sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern und zwar insbesondere Kontakte zu führenden Leuten der Moslem-Bruderschaft.“

Amir Zaidan ist seit September 2003 Direktor des Islamischen Religionspädagogischen Instituts in Wien (IRPI) und benützte auch ein Lehrbuch, dass Passagen enthält, die sehr deutlich gegen andere Religionen gerichtet sind. Von den Autoren wird nicht bestritten, dass die Auffassungen von Zaidan der klassischen islamischen Theologie entsprechen, doch die AutorInnen bemerken: „Problematisch wird es allerdings, wenn diese klassische Theologie als Handlungsanweisung für das Leben in einem gegenwärtigen europäischen Staat übernommen wird.“

Zaidan betreibt die Internetseite www.islamophobie.at und versucht Kritiker mundtot zu machen in dem er diese als „islamophob“ auflistet, er scheut sich auch nicht zu behaupten, dass eine von Thomas Schmidinger mitbegründete, im Irak tätige Hilfsorganisation eine Tarnorganisation des CIA wäre: „Das der Islamophobie-Vorwurf der Relativierung des Antisemitismus-Vorwurfs dient, wird auch an der Wortwahl dieser Website deutlich. Ein externer Link ist etwa als "Judeophobie und Muslimophobie"™ betitelt. Von Antisemitismus wird nicht mehr gesprochen. Stattdessen wird die Kritik am politischen Islam als Islamo- oder Muslimophobie bezeichnet und mit einer "Judeophobie"™ auf eine Ebene gestellt. Weitere externe Links verweisen neben seriösen Artikeln auch zu Verschwörungstheorien über verschiedene weltpolitische Ereignisse. Ein zwischenzeitlich entfernter Link verwies im Herbst 2007 sogar auf eine offen rechtsextreme Publikation des Deutschen Buchdienstes — FZ Freiheitlicher Buch- und Zeitschriften-Verlag GmbH mit dem Titel "Das Lexikon der antideutschen Fälschungen. Lügen über die Wehrmacht. Fehler und Fälschungen in deutschen Schulbüchern.“ Und dieser Mann bildet Religionslehrer in Wien aus.

Das Buch informiert über die Vielfalt des Islam, über alle Gruppierungen und Ausrichtungen. Und mitunter auch über solche, die mit der europäischen Gesellschaftsordnung nicht einverstanden sind, die eine ganz andere in ihren Gemeinden praktizieren. Die Illusion, es gäbe lediglich in den anderen Staaten Westeuropas Hassprediger, aber keine in Österreich kann man nach Lesen dieses Buches nicht mehr hegen.

Die AutorInnen haben ein gutes Buch vorgelegt, das aufzeigt, dass das vom offiziellen Österreich aufgezeigte Bild eines idealen Zustandes nicht stimmt. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die im Buch dokumentierte Tatsache, dass islamische Funktionäre, die durch ihr Verhalten in Deutschland bei den Behörden aufgefallen sind, in Österreich problemlos wirken können. Das nützliche Buch verdient grösstmöglichste Verbreitung.

Handbuch des politischen IslamDunja Larise/Thomas Schmidinger (Hrsg):
Zwischen Gottesstaat und Demokratie. Handbuch des politischen Islam
Deuticke Wien, 2008, Euro 19.90 (D), Euro 20,50 (A)
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3 comments to Der politische Islam in Österreich

  • Pfeifenkarl

    ich werd aus euren meldungen nicht schlau. auf der einen seite basht ihr den stefan grigat mit dem artikel „Debatte um die „Antideutschen“: Juden als nützliche Idioten““ – auf der anderen seite übernehmt ihr den lobgesang vom karl pfeifer AUF EIN BUCH DASS VON EINEM FREUND GRIGATS – UND EBENFALLS ANTIDEUTSCHEN KUMPANEN – geschrieben wurde.

    das ist nicht nur widersprüchlich – sondern unprofessionell und peinlich.

    nix für ungut.

    lg, ein_leser

    ps: ihr braucht das auch nicht abdrucken, wenn es euch JETZT peinlich ist. wollt euch nur auf den sachverhalt hinweisen. entscheidet euch – und gebt zumindest einen der beiden artikel runter.

  • Indra

    Ja und?
    haGalil hat, wie jeder weiss, der sich damit ein wenig beschäftigt, einen sehr pluralistischen Ansatz, wo eben die unterschiedlichsten Meinungen, auch zu ein und demselben Thema geäussert werden.
    Ich finde das keinesfalls peinlich, sondern wunderbar erfrischend und mutig.
    Schade, dass manch einer so ideologisch verbohrt ist, dass er das nicht kapiert..

    Indra

  • Gulaschsuppe

    Und warum bitte sind Schmidinger oder Larise Freunde von Grigat? Was ich weiss kandidiert Larise für die von Grigat und seiner Antideutschentruppe schwer verhassten KPÖ und Schmidinger gibt sich mit ihm ständig Streitereien über den Iran. Auch im Wiener POWI-Institut gelten die Beiden als alles andere als befreundet. Ausser einigen Islamisten bezeichnet hier eigentlich niemand Schmidinger als Antideutscher. Und Larise glaub ich gar niemand. Dieser „Pfeifenkarl“ scheint nicht wirklich einen Tau von den Wiener Verhältnissen zu haben.