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Bernd Späth: Über das Glück der Depperten

Wieder, wie in „Trümmerkind“, dem ersten Teil seiner Brucker-Trilogie,  führt uns Bernd Späth in seine bayerische Heimatstadt, Fürstenfeldbruck, genannt Bruck, Anfang der 50iger Jahre des letzten Jahrhunderts…

Der bereits aus Trümmerkind als Erzähler bekannte Wolfi Achinger berichtet diesmal von seinem Mitschüler, dem Listl Toni, der behindert, also „deppert“ ist, obendrauf noch ein Bluter.

Er erzählt vom Racker Sepp, vom Ernstl und vom Manni, alle mit einer Behinderung: „Beim Hitler hätten s’den weg! Dann tät‘ er den Staat kein Geld kosten! Hauptsach‘, mir dürfen zahlen, mir zahlen ja eh für alles. Wenns überlegst, was mir inzwischen für Schecks nach Israel  ´nüberschicken, dann sollert ja wenigstens noch a bissel was über bleiben für a deutsches Kind. Und wenn er noch a so deppert ist, das ist mir allweil noch lieber, als wenn mir`s dene` Langnaserten nachschmeißen…“

„Die Depperten“ und der Sanitäter Danzinger erweisen in dramatischen Situationen Fürsorglichkeit, Menschlichkeit und Anstand, die  den „normalen“ Stadtbewohnern fehlen, die alle lieber ihre dunklen Geheimnisse tagtäglich in den Wirtshäusern mit Bier und Schnaps ertränken.

„Eine Stadt ist stets ein Gruppenphänomen. Verfügt eine Stadt nicht über die nötige Anzahl von Depperten, dann beginnen die angeblich Normalen sofort damit, sich untereinander hoffnungslos zu zerstreiten.
Eine Stadt ohne Depperte ist keine Stadt. Erst die Depperten verleihen ihr Würde.“

Trotz der teilweise derben Sprache ist das Buch sehr liebenswert, humorvoll und feinfühlig geschrieben, es mutet zum Schmunzeln und zum Nachdenken an.

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