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Ahron Appelfeld

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Aharon Appelfeld - TziliAharon Appelfeld, geboren 1932 in der Bukowina, wurde mit acht Jahren von den Deutschen in ein ukrainisches Lager verschleppt, aus dem ihm die Flucht gelang. Im Rahmen der Jugendalijah gelangte er 1946 über Italien nach Erez Israel, damals britisches Mandat Palästina. Heute ist er Professor für Literatur an der Universität von Beer Sheba. Für seine in englischer und hebräischer Sprache erschienenen Romane erhielt er mehrere Literaturpreise.

Der israelische Schriftsteller Aharon Appelfeld:
"Ich glaube an die Stärke und die Vitalität des jüdischen Volkes"

Aharon Appelfeld war acht Jahre alt als seine Mutter im Holocaust ermordet wurde. Als er sein neues Buch, Nacht um Nacht, vorstellt, sagt der in Jerusalem wohnende Schriftsteller, dass sich seine Meinung in bezug auf die Terror-Anschläge von der öffentlichen Meinung Israels unterscheidet: "Ich habe eine andere Einstellung zu Leben und Tod. Ich bin mir sicherlich bewusst, dass Menschen in Gefahr sind und dass es Unruhe und Nervosität gibt. Aber die Dinge werden übertrieben. Es gibt keinen anderen Platz für uns."

Von Giora Eilon, aus "Yeroushalaim" 15. 03. 02

Aharon Appelfeld neuestes Buch, Layla Ve’od Layla (Nacht um Nacht, erschienen bei Keter Publications) wurde vor zwei Wochen veröffentlicht. Als der am meisten gelesene israelische Autor, der auch für den Nobel-Preis in Betracht kommt, schreibt Appelfeld fast ausschließlich über Holocaust-Überlebende, so wie er selbst einer ist.

Eine einfache Sache

In den letzten Wochen zeigten sich Brüche in unserem Selbstvertrauen und in diesen Brüchen waren Stimmen zu hören, die über die Zerstörung des Dritten Tempels sprachen, die vor einem bevorstehenden Holocaust warnten und ernsthaft Ausreiseziele in Betracht zogen ("in einem oder zwei Jahren"). Und wenn wir über Zerstörung sprechen, über den Holocaust und über Wanderungen, wer ist besser dazu geeignet als Aharon Appelfeld, um die Lage zu analysieren und uns einige Hinweise zu geben? Er hört die Stimmen und das Wispern in einer unnachahmlichen Art: "Wenn Menschen beginnen, so zu fühlen, dann kann man diese Eingebung nicht mit dem Ruck einer Faust vom Tisch wischen. Ich empfinde den Schmerz, den solche Ankündigungen begleiten und ich glaube, dass das alles übertrieben ist. Jemand wie ich, der den Holocaust als Kind überlebt hat, hat zum Leben und zum Tod eine andere Einstellung. Die Kinder, die überlebt haben, sind starke Menschen und sie sagen: "Wenn wir in der Lage waren, dies zu überleben – dann ist alles andere eine einfache Sache."

Mit anderen Worten: Diese Stimmen verursachen lediglich Panik?

"Ich sehe durchaus, dass Menschen in Gefahr sind und dass es Unruhe und Nervosität gibt. Aber die Dinge werden übertrieben dargestellt. Ich vergleiche nichts mit dem Holocaust, jeder dieser Vergleiche würde einen Widerspruch darstellen. Ich stelle lediglich fest, dass ich als Kind seit dem Alter von acht Jahren extremen Bedingungen und der permanenten Gefahr des Todes ausgesetzt war und ich sah, wie Menschen damit fertig wurden und wie ich damit fertig wurde."

Nicht alles ist in der Hand des Opfers

"Sein Schicksal liegt zuallererst in seinen eigenen Händen. Es ist der leichteste Weg, alles sofort aufzugeben und unglücklicherweise ziehen es viele Menschen vor, aufzugeben. Sie können den Hunger zum Beispiel akzeptieren, sich damit abfinden und sagen, dass das alles zu viel und zu überwältigend für mich ist. Sie können sich in ihre Höhle zurückziehen, einige Tage untätig herumliegen und vom Erdboden verschwinden, statt Krümel einzusammeln, statt sich neue Lebens-Grundlagen zu schaffen, statt etwas zu stehlen, statt jeden nur möglichen Versuch zu machen, zu überleben. Jeder, der sich dazu entschlossen hat, zu kämpfen, rennt jedem Brotkrümel nach, und es ist etwas tierisches in diesem Rennen, es ist nicht immer edel und es oft nicht schön anzusehen. Aber wenn sie Lebensmittel hatten – dann blieben sie am Leben."

Ich versprach, durchzuhalten

" Meine Mutter wurde gleich zu Beginn des Krieges ermordet, als die Rumänen und die Deutschen unser Gebiet an der Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine besetzten. Ich wurde zusammen mit meinem Vater zu einem zentralen Sammel-Ort gebracht, wo die ungeheuer lange Marsch begann. Wir gingen ohne Essen; es war ein kalter Winter und die Menschen fielen einfach zu Boden – und wenn sie fielen, dann wurden sie erschossen. Wir gingen weiter, bis wir zu einem geschlossenen Platz kamen, wo sie mich von meinem Vater trennten und ich sollte ihn nie wiedersehen. Bei ihm zu sein, war viel besser gewesen. Mein Vater hatte sich um mich gekümmert, er beschützte mich, wir verkauften unsere Kleidung, einen Mantel, einen Pullover, alles was wir am Leibe trugen trotz der bitteren Kälte – nur um Lebensmittel zu kaufen. Ich war ein achteinhalb Jahre altes Kind, ich musste fünf Jahre lang Krieg überstehen und ich hatte die Eingebung, dass ich mein jüdische Herkunft und meine Identität verbergen musste.

"Ich stellte mir vor, dass meine Mutter auf mich wartete, dass sie mich abholen würde – ich hatte daran keinen Zweifel. Sie war so voller Liebe und hing so an mir, dass es für mich keinen Zweifel gab, dass sie nicht kommen würde. Ich wusste, dass sie nicht mehr auf dieser Erde weilte, aber es war eine Phantasie, die mich den ganzen Krieg über am Leben erhielt."

Und in Augenblicken der Schwäche, haben Sie sich nie gesagt: Wenn ich meinen Kopf auf die Erde lege und aufgebe, werde ich meine Mutter treffen, wo immer sie auch sein sollte?

"Nein, im Gegenteil. Ich sagte mir, dass ich stark sein musste, sodass sie mich hier finden kann; Es war, als ob ich ihr versprochen hätte, dass ich durchhalten würde."

Wohin wurde ein solches Kind geschickt?

"Es wurde nicht geschickt. Es wurde mit toten Menschen zurückgelassen, die überall herumlagen, und es tat, was immer auch nötig war, um am Leben zu bleiben."

Wo lebten Sie; wer passte auf Sie auf?

"Ich passte auf mich selbst auf und ich lebte meist mit Menschen aus der Unterwelt zusammen. Sie nahmen mich nicht aus Mitleid auf; ich arbeitete und verdiente mir meinen Lebensunterhalt. Als ich 11 Jahre alt war, wohnte ich bei einer Prostituierten. Ich brachte ihr Lebensmittel, putzte ihr Haus, bediente ihre Kundschaft. Ihre Kunden schauten mich nicht einmal an, weil ich wie ein ukrainisches Kind aussah und ihre Sprache sprach. Eines Abends kam ein großer Nicht-Jude auf mich zu und sagte: Du verfaulter Jude, was machst du hier? Ich erstarrte und war mir sicher, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: Entweder nimmt er ein Messer und schlachtet mich ab, oder er fesselt mich und übergibt mich der Polizei. Das war es; die Wahl zwischen einem schnellen und sofortigen Tod und einem langen sich hinauszögernden – und die Wahl lag nicht in meinen Händen. Dann erholte ich mich von dem Schrecken und sagte in einer gereizten Stimme: Wie können Sie es wagen, ein gutes christliches Kind als Jude zu bezeichnen? Er zog die Schultern nach oben, ließ mich los und ging weg."

Blieben Sie bei der Prostituierten bis zum Ende des Krieges?

"Ich verschwand sofort. Ich sagte mir, wenn eine Person erkennen könnte, dass ich jüdisch war, dann bestand die Möglichkeit, dass auch andere bemerken könnten, dass etwas an mir ‚falsch’ war. Ich machte mich davon und lebte und arbeitete mit Pferde-Dieben. Sie ließen mich durch ein kleines Fenster in die Ställe und ich öffnete die Türe von innen."

Wussten die Menschen, die Ihnen ein Obdach gaben – die Prostituierte und die Pferde-Diebe, zum Beispiel, - dass Sie ein Jude waren?

"Nein. Gott stehe mir bei, wenn sie es gewusst hätten. Deshalb zog ich es vor, immer in einem Stall oder in einem Warenlager zu schlafen, weg von ihnen und nicht im Haus."

Christen haben während des Krieges eine beträchtliche Anzahl von jüdischen Kindern aufgenommen. Wie haben Sie sich überhaupt daran erinnert, dass Sie jüdisch waren?

"Sie ließen es mich nicht vergessen. Ich wusste, dass ich die ganze Zeit über bedroht war, weil ich jüdisch war und ich passte auf, dass ich nie meine Hosen auszog, aus Angst, dass sie sehen könnten, dass ich beschnitten war. Noch einige Jahr lang nach dem Krieg hatte ich Ausschläge an meinem Bauch, weil ich meine Hosen so eng trug und sie auch so viele Jahre lang nicht ausgezogen hatte."

Der Willen hielt mich am Leben

Nach dem Europa dieser Jahre ist nun der Nahe Osten der einzige Ort, wo Menschen getötet werden, weil sie jüdisch sind. Wie konnte ein Überlebens-Künstler wie Sie in diese Falle geraten und hierher kommen?

"Wer in Europa wollte ein jüdisches Waisenkind adoptieren? Nur die Soldaten der Jüdischen Brigade, die uns aufsammelten und uns hierher brachten."

Und so kamen Sie hierher und begannen als Kind noch einmal von vorne?

"Was ich nicht während des Krieges erlebte, das erlebte ich in dem Jahr danach, als ich als Küchenhilfe bei der Sowjetischen Roten Armee arbeitete, wo ich lernte zu trinken und zu rauchen. Ich kam im Alter von 14 Jahren nach Israel. Ich wurde auf die Unterrichts-Farm von Rachel Yana’it – Ben Zvi in der Nähe von Armon Hanatziv (Jerusalem) gebracht. Wir betraten die Klassenzimmer und eine kleine weibliche Lehrerin sagte zu uns in einer Art Baby-Stimme: ‚Jetzt schreiben wir auf die Tafel’, und ich schaute sie an: ‚Was will sie von mir?’ Aber ich war darin trainiert mich anzupassen. Hier lernte ich eine Sprache, die mein Werkzeug wurde."

War der Wille zum Leben wiedergeboren?

"Ja, und er war sehr stark, aber das ist nicht genug. Man muss an etwas glauben, man muss einen Sinn und Zweck im Leben haben. Der Psychologe Victor Frankel sagte, als er ein Gefangener in Auschwitz war, dass die Menschen, die einen Lebenssinn sahen – egal, ob es die Beendigung eines Forschungsprojektes war, ob es die Wiederbegegnung mit der Ehefrau war, ob es darum ging zu überleben, um die Kinder wieder zu sehen – sie überlebten meist. Der Glaube muss auch berücksichtigt werden."

Religiöser Glaube?

"Nicht notwendigerweise. Es kann der Glaube an den Kommunismus sein, solange er dir den Weg weist und dich mit anderen Menschen verbindet."

Schauen Sie, wie viele religiöse Menschen nicht zurückkehrten.

"Ich spreche von Menschen, die sich an Orten befanden, auch in Lagern, von denen Menschen gerettet wurden. Natürlich sind der Glaube und der Lebenssinn nicht genug; sie müssen sich auch in einer starken geistigen Verfassung befinden."

Aus Ihrer Sicht, wie sehen Sie die Überlebenschancen der Gesellschaft Israels?

"Als ich hier im Jahre 1946 ankam, betrug die Zahl der jüdischen Bevölkerung eine halbe Million und war von einer wachsenden Feindschaft umgeben. Aber die Menschen hatten einen Glauben. Sie waren Kibbuzniks und Menschen, die sich in Landwirtschaft hatten ausbilden lassen, es gab die Hagannah und die Untergrund-Bewegungen. Es waren Menschen, die dir das Gefühl gaben, dass sie der Glauben aufrecht erhielt. Der Glaube daran, was sie taten, der Glaube, dass sie die Vorhut waren und dass ihnen andere nachfolgen würden, dass wir nach dem Holocaust keine andere Wahl hatten als hierher zu kommen und unsere Heimat aufzubauen. Das war ein religiöser Glaube, an den nichtreligiöse Menschen glaubten."

Sie waren auch damals eine Minderheit.  

"Sie waren eine führende Minderheit, einen führende Elite. Sie wurden nicht als besondere Menschen betrachtet und die Araber hatten keine Chance gegen sie. Der Wille macht sie stark. Diejenigen von uns zum Beispiel, die auf der Unterrichts-Farm lebten, waren von Jerusalem abgeschnitten; es gab einige Dutzend Jugendliche im Alter zwischen 15 bis 17 Jahre, die Pistolen hatten, einige Jagd-Gewehre, Handgranaten und Maschinen-Pistolen. Wir gruben Gräben und standen Wache gegen die arabischen Horden um uns herum, die uns, aus welchen Gründen auch immer, nicht angriffen. Denn wenn sie dies getan hätten, hätten sie uns abgeschlachtet. Wir standen hier, jeder mit seiner eigenen persönlichen Geschichte, und wir sprachen nicht über die Zerstörung des Tempels oder unsere Auswanderung, auch nicht für ein oder zwei Jahre. Wir hatten den Glauben."

Und jetzt haben sich die Vorzeichen verändert

"Ich glaube, dass der Glaube untergraben wurde. Wir haben Zweifel darüber, ob wir überhaupt hierher gehören, so als ob dieser Platz uns nicht gehören würde – wir sind die Outsider, wir sind Eroberer, wir gehören nicht hierher. Juden sind sehr gut darin, sich Kritik zu verinnerlichen. Es ist charakteristisch für die Schwachen, sich die Klagen, welche die Starken gegen sie vorbringen, zu verinnerlichen.

Wer ist schwach?  

Vor 55 Jahren hatten wir nicht das Gefühl, schwach zu sein. Jetzt fühlen wir uns verwundbar. Wir haben den Glauben auch deshalb verloren, weil wir die westliche Ideologie der "Selbstverwirklichung" übernommen haben. Die Selbsterfüllung hat den Nationalismus und das Stammesdenken verdrängt; was zählt ist der Einzelne, nicht die Gesellschaft. Also, wenn das Leben unbequem wird, dann ist die Ausreise der einfache Ausweg."

Sind die Araber nun dort, wo wir 1948 waren?

"Es gibt keinen Zweifel, dass sie glauben, besser als wir zu sein, zusammen mit einer Entschlossenheit und einer Lebensauffassung, dass das Leben nicht das wichtigste in der Welt ist."

Die Charaktere in Ihrem neuen Buch, Nacht um Nacht, haben sich die Selbsterfüllung nicht verinnerlicht.

"Das Buch erzählt aus den 50er Jahren, über Menschen nach dem Holocaust, die in einem Mietshaus in Jerusalem leben und das Gefühl haben, dass wenn sie sich zu sehr mit sich selbst beschäftigen, ihr Leben keinen Sinn haben würde. Sie sagen sich: "Wir haben den Holocaust überlebt, wir haben überlebt, was für einen Sinn hat unser Leben, wenn wir nicht etwas für andere tun?"

Sind Sie auch so?

"Absolut. Meine Hingabe gilt der Sprache und der Kultur."

Glauben Sie, dass sich unsere Existenz in Gefahr befindet?

"Bis jetzt erscheint dies als eine unrealistische Möglichkeit. Die Araber stellen für uns keine existenzielle Gefahr dar. Es kann ein Selbstmordattentäter kommen und noch einer und weitere 80 und physisch können wir damit fertig werden – und mit noch viel mehr. Nur wenn sich der Iran, der Irak und Syrien zusammenschließen, dann würde sich die Lage ändern. Der Krieg gegen die Palästinenser ist von seiner Art her mehr eine geistige Bedrohung. Dieser Krieg wird mit uns selbst geführt: Was ist wichtig, was ist nicht wichtig, was ist notwendig, was ist es wert, dafür zu kämpfen."

Und kontrollieren wir die Entscheidungen?

"Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Entscheidungen von uns gemacht werden. Ich komme auf meine Geschichte von dem Ukrainer zurück, der einen kleinen Jungen Angst einjagte und auf den Augenblick, in dem der letztere sich dazu entschloss zu leben, er fand den Mut zurückzuschlagen und er wurde gerettet."

Zur gleichen Zeit sehen wir jüdische Soldaten, die davor zurückschrecken, anzugreifen. Dies gibt Anlass zur Sorge, nicht wahr?

"Ich möchte nicht zu optimistisch klingen, aber ich glaube an die Stärke des jüdischen Volkes und ich hoffe, dass wir noch genügend Lebenskraft haben, um weiter zu existieren."

Unter Juden leben

Ich erzählte Aharon Appelfeld von einer Person, die mir nahe steht, und die als Kind aus Polen entkommen war. Er befestigte sich an die Räder eines Zuges und eingepresst und gebunden unter die Waggons, reiste er Tausende von Kilometern Richtung Osten nach Russland, wo er weiter wanderte, bis er aus dem Osten kommend hierher kam. Seitdem achtet er immer darauf, dass er eine große Menge Bargeld in seiner Tasche hat und vor seiner Tür steht immer ein Auto bereit, falls er einmal schnell fliehen müsste. Aber während des Golf-Krieges bestand er darauf, weiterhin inmitten der Gegend A zu wohnen, in einer Nachbarschaft, wo Scuds und Teile von Patriot-Raketen auf den Boden fielen – trotz unserer Versuche, ihn davon zu überzeugen, für die Dauer des Krieges bei uns zu wohnen, außer Gefahr. Obwohl er keinen Grund für seine Sturheit angab, sagte er uns doch ohne Worte: "Ich ziehe aus diesem Haus nicht aus. Ich habe es satt, wegzulaufen. Was auch immer kommen möge, ich habe aufgehört herumzuwandern."

Appelfeld: "Auch ich denke so. Ich möchte unter Juden leben, denn ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben. Ich bin wegen Studien außer Landes gewesen, meine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden, und ich reise viel. Aber ich lehne es ab, an einem Ort zu leben, wo kein Hebräisch auf den Strassen und in den Schulen gesprochen wird. Es freut mich, dass meine Nachbarn Juden sind, dass es in den Läden jüdische Verkäufer gibt, und dass ich mich wegen der unmittelbaren Nachbarschaft keine Sorgen machen muss, aber das kann auch mit meinem Alter zusammenhängen."

Haben Sie verlockende Angebote erhalten, im Ausland zu leben?

"Ich war Professor in Harvard und in Yale."

Sie sagen nicht mit voller Entschlossenheit: "Als ein Mensch, der aus erster Hand das letzte Kapitel der Erzählungen der Wanderung und des einsamen Juden erlebt hat, werde ich nicht wieder umziehen." Sie sagen dies nicht in dieser Ausschließlichkeit.

"Nein, ich werde dies nicht mit dieser Ausschließlichkeit sagen, aber so fühle ich mehr oder weniger. Ich bin kein Mann, der Dinge mit äußerstem Selbstvertrauen sagt."

Ich habe aufgehört zu wandern

Die erste Geschichte, die Appelfeld veröffentlichte, Aviv Kar (Kalter Frühling), die er im Alter von 22 Jahren schrieb, enthält eine Stelle, die meiner Meinung nach eine der bewegendsten und schönsten ist, die jemals in Hebräisch geschrieben wurde:

"Wir erfuhren vom Ende des Krieges mit einer Woche Verspätung. Uns wurde gesagt, dass am ersten Tag nach Ende des Krieges ein großer Jubel ausbrach. Tatsächlich, durch den Verhang des Geheimnisses und in den Bunker hinein erreichten uns Stimmen, die auf den Beginn des Krieges zurückwarfen und hätten wir nichts weiter gewusst, als dass es Nachkriegs-Feiern gab, so wären wir dennoch erstarrt und hätten diese Stimmen in uns aufgesogen. Für uns war alles anders. Als wir die Deckung des Bunkers entfernten, und das Licht des Tages mit all seiner Eindringlichkeit auf uns schien, wussten wir nicht, was wir tun sollten. Welch unschuldiges Erstaunen legte sich auf die Gesichter der Menschen, das ihnen den Ausdruck eines Stotterers verlieh. Tzeitl sagte: ‚Eile nicht in die Kälte hinaus.’ Beryl und Herschel drehten sich um und lehnten es ab, hinauszugehen. Der erste, der sprang, indem er seinen Körper kraftvoll bewegte, war Rav Yitzhak der Ältere. ‚Sonja," rief er, als ob er erwartete, dass er sie am Eingang vorfinden würde, wie sie auf ihn wartete. Draußen war der Winter klar, die weiten Flächen leuchteten mit großen Lichtern, zu stark für menschliche Augen. Der Himmel war ein starkes Blau. In der Nacht gingen wir wieder in den Bunker hinein. ‚Was seht Ihr?’ fragte Tzeitl in der Mitte der Nacht, aber da wir müde waren, sagten wir ihr: ‚Nichts, gar nichts.’ Danach schliefen wir ein."

Sind Sie nicht müde, Aharon Appelfeld?

"Nein, ich bin nicht müde. Ich kam hierher ohne Kinder, ohne eine lebende Seele, ohne eine Sprache oder eine Kultur. Und das Land hat mir soviel gegeben, dass ich den Tag bereuen würde, an dem ich fühle, dass mein Haus mein Feind ist, dass ich davon weglaufen muss."

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SCHOAH: Erinnerungen, Romane, Geschichte, Aufarbeitung, Sonstiges...

hagalil.com 31-03-05











 

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