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Der Fall Mohammed al-Durah

Die Geschichte begann vor 15 Jahren, am 30. September 2000 als ein arabischer Kameramann in Gaza einen Vorfall filmte und seinen Film Charles Enderlin, dem Israelkorrespondenten von France 2 übergab. Weltweit wurde gesehen, was Enderlin zeigen wollte, nämlich dass das israelische Militär in Gaza den 12jährigen arabischen Buben al-Durah erschoss. Das israelische Militär machte das, was es immer in solchen Fällen tut, es versprach, den Tathergang zu untersuchen…

Von Karl Pfeifer

Doch das interessierte keine Zeitung, Radio- oder TV-Anstalt. Wenn ein kleines israelisches Baby von einem arabischen Terroristen ermordet wird, so gibt es darüber wenn überhaupt eine kleine Meldung oder höchstens einen Absatz in einem Artikel, wenn aber jemand ein arabisches Kind zeigt, das von Zahal-Soldaten angeblich erschossen wurde, dann erwacht das Weltgewissen. Wäre ich ein Zyniker, dann würde ich auf den alten Spruch hinweisen, wenn ein Hund einen Menschen beißt, dann ist das Routine und wird in der Chronik erwähnt, beißt aber ein Mensch einen Hund, dann kommt es auf die Titelseite. Oder, wenn im Nahen Osten zehntausende Kinder ermordet, viele als Sexsklavinnen verkauft werden, dann regt sich das Weltgewissen nicht. Wenn aber vorgeblich ein Kind aus Gaza erschossen wird, dann wird der moralische Zeigefinger erhoben. Das angeblich erschossene arabische Kind wurde zur Ikone der zweiten Intifada und zum Vorwand der PLO sich zu rächen.

Der deutschen Journalistin Esther Schapira ließ dies keine Ruhe. Sie recherchierte den Fall gründlich und äußerte in einem 2009 gezeigten ARD-Film ihre begründeten Zweifel. In Frankreich zweifelte auch der Geschäftsmann Philippe Karsenty am von France 2 gezeigten Hergang und wurde von Charles Enderlin und France 2 geklagt.

Die Journalisten Georg M. Hafner und Esther Schapira haben mit diesem 2014 publiziertem Taschenbuch aufgezeigt, was investigative Journalisten können.

Ich habe gerade nach den Pariser Terroranschlägen das Buch in ein paar Stunden gelesen, denn ich konnte es nicht aus der Hand geben. Manches was in Frankreich geschieht wird einem nach der Lektüre klarer. Vielleicht hat France 2 mit seiner fragwürdigen Nahostberichterstattung dazu beigetragen, dass es 2012 wegen der Ermordung eines Rabbiners und drei jüdischer Kinder im Alter von vier, fünf und sieben Jahren, zu keiner nationalen Empörung in Frankreich kam, wie im Fall des jüdischen Supermarket unlängst.

Hier gebe ich nur die Titel der letzten drei Kapitel an: „Das ist kein Theater, das ist Realität“. France 2 und der Nahostkonflikt; „Palästina blutet“, Wie Kinder als Waffe missbraucht werden und „Wir haben einige Geheimnisse“. Wer ist im Besitz der letzten Wahrheit?

Dieses spannende, 164 Seiten umfassende Taschenbuch liest sich wie ein guter Krimi und zeigt auch auf, mit welchen Methoden Palästinenser Propaganda machen und wie ihnen gewisse Journalisten zur Seite stehen.

Georg M. Hafner/Esther Schapira: Das Kind, der Tod und die Medienschlacht um die Wahrheit. Der Fall Mohammed al-Dura, Edition Critic Berlin, 2014, € 18, Bestellen?