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Rumänien: Die sprechenden Steine von Siret

Der älteste erhaltene Grabstein der drei jüdischen Friedhöfe auf den Hügeln von Siret trägt die Jahreszahl 1510. Er ist eines der unzähligen Zeugnisse unverwechselbarer, eindrucksvoller Steinmetzkunst und tiefer jüdischer Religiosität und Ehrfurcht vor den Verstorbenen…

Dr. Thomas Weggemann, Herausgeber

Siret: Schmelztiegel östlicher und westlicher Kulturen im 13 Jahrhundert, bedeutendes Kulturzentrum der Moldau im 14.Jahrhundert. Ab dem 18. Jahrhundert Teil der k.u.k. Monarchie bis zum 1.Weltkrieg. Durch gut zwei Jahrhunderte geprägt vom blühenden gesellschaftlichen und religiösen Zusammenleben der Menschen verschiedener Kulturen im „Grenzland Bukowina“. Seit 1918 gehört die Bukowina, somit auch Siret zu Rumänien. Die kulturelle „Schwesterstadt“ Cernowitz mit gleicher auch jüdischer Vergangenheit liegt heute in der Ukraine.

Die Grabsteine sind vorwiegend aus dem 18.- 20. Jahrhundert, der Blütezeit der Steinmetze. Ein Stück in Stein gehauene jüdische Geschichte eröffnet Einblicke in jüdische Trauerriten, Symbole und Schrift, in die jüdische Zeitrechnung, in tief greifende Veränderungen bis herauf in unsere Tage, ausgelöst durch unvorstellbare Tragödien.

Herbert Gropper – letzter Sireter Jude und Zeitzeuge – der den Verstorbenen „ihre Ehre zurückgab“, ist am 1.September 2000 gestorben. Sein mit großer Liebe behütetes Vermächtnis „Die sprechenden Steine von Siret“, ein bedeutendes erhaltungswürdiges Kulturerbe, war Anlass für ein prächtiges Buch. Peppi Hanser hat sein künstlerisches Schaffen als Grafiker schon den verschiedensten Projekten der Rumänienhilfe unentgeltlich zur Verfügung gestellt und auch dieses Buch gestaltet.

Die Autoren, Christian und Brigitta Meyer sowie John und Vreni Montigel, zwei Schweizer Ehepaare, betreuen seit 1992 Familien in Selbsthilfeprojekten im Nordosten Rumäniens. Der Artikel von Inge Santner in der Schweizer Weltwoche „Herr Gropper gibt den Verstorbenen ihre Würde zurück“, führte zum Besuch des jüdischen Friedhofes in Siret sowie zum Kennenlernen von Herbert Gropper.

Dr. Thomas Weggemann, der Herausgeber, berät seit 1995 die Caritas Bukarest in Behindertenfragen. Er ist in Bukarest am Aufbau eines Kindergartens und einer Beschützenden Werkstätte für Menschen mit Down Syndrom, dem Straßenkinderhaus St. Johann sowie beim Aufbau einer ambulanten und familiären Betreuung von HIV-positiven Kindern tätig. Auf einer Fahrt in den Nordosten Rumäniens kam es zu einer spontanen Begegnung mit Herbert Gropper. Dies war der Beginn einer Freundschaft über seinen Tod hinaus. Durch ihn erfolgte das Kennenlernen der Schweizer Freunde in der Heimat jenseits des Rheines, eine rege Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe in der Rumänienarbeit über die österreichisch-schweizerische Grenze hinweg.

„Die sprechenden Steine von Siret“ ist im Eigenverlag der Herausgeber Weggemann, Meyer und Montigel erschienen. Zu beziehen ist es bei den Herausgebern oder über das Jüdische Museum Hohenems. Preis: € 35,-/ ATS 480,-/SFr 55,-. Der Erlös des Buches kommt der Erhaltung des jüdischen Friedhofs in Siret zugute.
http://www.jm-hohenems.at