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Antisemitismus: unerhellter Trieb

Samuel Salzborn sucht nach einer sozialwissenschaftlichen Theorie des Antisemitismus in modernen Gesellschaften…

Von Martin Jander

Nach der fast vollständigen Vernichtung der europäischen Juden haben Politik und Öffentlichkeit, und mit ihnen die Sozialwissenschaften, lange geglaubt, es gäbe Antisemitismus in Europa nicht mehr. Nach der großen Welle antizionistisch-antisemitischer Schauprozesse in Osteuropa zu Beginn der 50er Jahre, schien der deutsche und europäische Antisemitismus wie vom Erdboden verschluckt. An dieser (Nicht-) Wahrnehmung hat auch die parallel zum 6-Tage-Krieg 1967 in West- und Osteuropa aufflackernde „linke“ Judenfeindschaft nicht wirklich etwas geändert. Nach dem Ende des Kalten Krieges, der Wiederkehr der Nationalismen und dem Erfolg links- und rechtspopulistischer Parteien und Bewegungen sieht das Bild jedoch heute radikal anders aus. Antisemitismus ist unverkennbar wieder sichtbar. Politik und Sozialwissenschaften haben deshalb begonnen, sich dem Thema erneut zuzuwenden.

Da kommt das neue Buch von Samuel Salzborn, Politikwissenschaftler an der Universität Gießen, gerade recht. Er versucht nicht, dem politischen und wissenschaftlichen Streit nachzugehen, welches Gesicht Antisemitismus heute in Europa hat. Er versucht einen Beitrag zur Theorie des Antisemitismus zu leisten. Wie, so könnte man die Fragestellung Salzborns formulieren, ist der Antisemitismus systematisch in den modernen Gesellschaften verankert, woher bezieht er seine Dynamik?

Salzborn beantwortet diese Frage in seinem als Habilitationsschrift entstandenen Buch in drei Schritten. Im ersten und umfangreichsten Teil seines Buches geht er der Frage nach, ob und wie sich die verschiedenen politikwissenschaftlichen, psychologischen und soziologischen Ansätze zu einer Theorie des Antisemitismus in der modernen Gesellschaft ergänzen. Er diskutiert die Annahmen von Sigmund Freud, Talcott Parsons, Jean-Paul Sartre, Ernst Simmel, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Hannah Arendt, Béla Grunberger, Shulamit Volkov, Moishe Postone, Zygmund Baumann, Wolfgang Wippermann, Franz Leopold Neumann und Klaus Holz.

In einem zweiten Teil untersucht der Autor die Frage, ob die verschiedenen Theorien über den Antisemitismus das Erscheinungsbild des antijüdischen Hasses und der Gewalt in der gegenwärtigen Bundesrepublik Deutschland wirklich fassen können. Im dritten Teil der Arbeit entwickelt der Politikwissenschaftler eine integrierte Theorie des Antisemitismus in der modernen Gesellschaft und stellt ungeklärte Forschungsfragen vor.

Elemente einer Theorie des Antisemitismus

Die Sozialwissenschaft – wie auch der politische Diskurs – stehen beim Thema Antisemitismus dabei prinzipiell vor einer schwierigen Aufgabe. Jeder Versuch, so Salzborn, „Antisemitismus durchsichtig und verstehbar zu machen, balanciert auf dem schmalen Grat, in Verständlichmachung abzugleiten und sich damit ins Gegenteil zu verkehren, in dem er Erklärungen für etwas zu liefern suggeriert, das letztlich in der Dialektik von Individuum und Gesellschaft unerklärlich bleiben muss.“ (Salzborn 2010, S. 29) Alle Erklärungsversuche sollten deshalb „nicht als ontologische Weisheiten, sondern als relative Versuche markiert werden, die rationalen wie die irrationalen, die kognitiven wie die emotionalen Aspekte des Antisemitismus verstehbar zu machen, ohne dass sie dabei letztlich von einem vernunftorientierten Standpunkt im Sinne Max Horkheimers (1947) aus auch verständlich würden.“ (Salzborn 2010, S. 29)

Mit diesen Formulierungen hat Samuel Salzborn bereits den Bezugspunkt seines eigenen Erklärungsversuchs markiert. Er diskutiert in seiner Arbeit vor allem, ob und wie die Theorien von Sigmund Freud, Talcott Parsons und anderen, die von Max Horkheimer und Theodor Adorno in ihren Arbeiten gegebene Analyse erweitern und/oder ergänzen. Er stellt am Ende seinen eigenen Entwurf einer modernen sozialwissenschaftlichen Theorie des Antisemitismus vor, der wird hier in seinen verschiedenen Elementen referiert.

Gesellschaftliche Strukturen

Ausgehend von Horkheimer und Adorno konstatiert Salzborn, dass Antisemitismus in der modernen Gesellschaft Aufklärung zur Voraussetzung hat, gleichzeitig stellt sie jedoch auch seine Begrenzung dar. Erst mit der Aufklärung wird eine Voraussetzung für die naturwissenschaftliche Emanzipation und damit eine wesentliche Möglichkeit der Barbarei geschaffen. Gleichzeitig beinhaltet die Aufklärung jedoch auch das Potential der Selbstreflexion und der kritischen Aufhebung der Unmündigkeit des Menschen. Den Kern des Antisemitismus fassen Horkheimer und Adorno psychologisch als „unerhellten Trieb“, als „Wunsch nach Identität der psychischen Instanzen“ (Salzborn 2010, S. 318), der jedoch angesichts der Triebbeschränkungen in der modernen Gesellschaft unerfüllt bleiben müsse.

Der moderne Antisemitismus nimmt dabei, so formuliert Salzborn unter Rekurs auf Freud, Bilder des christlichen Antijudaismus auf, die Abwehr des jüdischen Monotheismus, der „dem Menschen die Illusion nahm, Gott sein zu können.“ (Salzborn, 2010, S. 319). Er hat jedoch mit den wirklichen Juden, ihrem Glauben und ihrem Leben nichts zu tun, er wählt sie sich lediglich als Projektionsfläche und Feind. Antisemitismus kann deshalb auch „nur durch eine Analyse der Antisemit(inn)en dechiffriert werden – und nicht durch eine des Judentums oder der jüdischen Geschichte.“ (Salzborn 2010, S. 319)

Parsons, Sarte und Arendt aufnehmend formuliert Salzborn, dass die Projektionsfläche des modernen Antisemitismus im 20. Jahrhundert zunehmend instrumentell und willkürlich werde, ihr liege ein zunehmendes Desinteresse und eine Empathielosigkeit gegenüber anderen in der modernen Gesellschaft zu Grunde. Die Gerüchte über „die Juden“ werden zunehmend austauschbar. In den antisemitischen Phantasien könne prinzipiell jeder die Funktion eines Juden einnehmen, was jedoch an der historischen Tatsache nichts ändere, „dass sich der Antisemitismus immer und mit barbarischer Brutalität gegen Jüdinnen und Juden gerichtet hat und richtet.“ (Salzborn 2010, S. 319)

In Anlehnung an Arendt konstatiert der Autor, dass Antisemitismus im 20. Jahrhundert eine „Abstraktionsleistung vollzieht: weg von realen Jüdinnen und Juden als Projektionsobjekte, hin zum fiktiven, völkisch fremd bestimmten „Juden“, der lediglich durch die Antisemit(inn)en definiert wird und für den es keine hypothetische Möglichkeit mehr gibt, sich dem antisemitischen Wahn zu entziehen.“ (Salzborn 2010, S. 319) Für Antisemiten sind nicht die historischen Tatsachen jüdischen Lebens und jüdischer Existenz von Bedeutung, sondern die Vorstellung, die sie sich von „den Juden“ machen.

In Anlehnung an Shulamit Volkov fasst Salzborn Antisemitismus als kulturellen Code. Juden werden von Antisemiten zum Symbol für das Abstrakte als solches gemacht. Angeblich sind sie gleichermaßen verantwortlich für Sozialismus, Liberalismus, Kapitalismus, Aufklärung, Urbanität, Mobilität und Intellektualität. Die Moderne selbst wird ihnen von Antisemiten zum Vorwurf gemacht.

Unter Rekurs auf Moishe Postone erläutert Salzborn den Unterschied von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus. Es handelt sich beim Antisemitismus nicht um ein Vorurteil unter vielen anderen. Juden wird nicht nur schlicht ein Anders-Sein zugeschrieben, sondern eine angeblich unfassbare, nicht wirklich benennbare, hinter allem stehende, wurzellose, unkontrollierte und abstrakte All-Macht angedichtet.

Systematisch verdichtet Salzborn unter Rekurs auf Sartre: „Die Ursache für die antisemitische Begeisterung ist Sartre folgend in einer Sehnsucht nach Abgeschlossenheit und einer Angst vor Veränderung zu sehen, wobei diese Angst mit einer Angst vor sich selbst wie vor der Wahrheit korrespondiert. Der Antisemit strebt nach Stillstand und will sich lediglich auf essentialistisch unterstellte Gegebenheiten verlassen, die als angeboren begriffen werden und negiert zugleich das Erworbene und das Soziale. Letztlich geht es im Antisemitismus um den kognitiv wie emotional artikulierten Wunsch nach Unfreiheit und Identität, verbunden mit der Angst vor Freiheit und Ambivalenz.“ (Salzborn 2010, S. 326)

Zur Geschichte des Antisemitismus fasst Salzborn unter Rekurs auf Wolfgang Wippermann zusammen: „Der antisemitische Wahn steigerte sich [im 20. Jahrhundert – d. Verf.] von einem nationalen Konzept der negativen Integration hin zur Vernichtung der als nicht-identisch phantasierten Menschen mit dem konkreten Ziel der Herstellung von völkischer Homogenität und der Vernichtung der abstrakten Möglichkeit von Nicht-Identität und Ambivalenz.“ (Salzborn 2010, S. 323) Nationalstaaten können dabei, so Salzborn unter Rekurs auf Franz Leopold Neumann, „zugleich die Basis für Antisemitismus und völkisches Denken“ bieten und „Garant für ihre Verhinderung“ (Salzborn 2010, S. 325) sein.

Individuelle Prädispositionen

Antisemiten agieren lediglich vordergründig rational intentionslos. Bereits Horkheimer und Adorno haben formuliert, dass „der Antisemitismus nicht nur den ökonomischen Nutzen im Blick hat, sondern dass es vielmehr um psychische Dispositionen geht.“ (Salzborn 2010, S. 327) Die psychische Gemeinsamkeit aller Antisemiten bestehe in einer ähnlichen Prädisponierung des psychischen Apparates von Es, Ich und Über-Ich. Das antisemitische Ich werde durch Projektionen strukturiert. Antisemiten schaffen sich eine Welt von Trugbildern.

Diese Regression des Ich erfasse jedoch auch das Über-Ich. Das „antisemitische Über-Ich hat lediglich die formale Macht, die das Individuum zu den Dressaten zwang, introjeziert – unabhängig von ihrem Inhalt. Da die Projektionen der Antisemit(inn)en unter dem Druck des prägenitalen Über-Ich zustande kommen, kann in den Anschuldigungen gegen die Juden auch ihr prägenitaler Ursprung erkannt und an ihrer Stereotypie ihr regressiv archaischer Charakter abgelesen werden.“ (Salzborn 2010, S. 328)

Salzborn resümiert: „Menschen mit antisemitischen Einstellungen haben die narzisstische Kränkung ihres Selbstwertgefühls nie zu korrigieren vermocht und sind damit am ödipalen Konflikt gescheitert. Mit der individuellen Kränkung korrespondiert die von Freud beschriebene kollektive Kränkung, die sich in der christlichen Eifersucht auf die religiöse Auserwähltheit des Judentums und der projektiven Phantasie einer „jüdischen Weltverschwörung“ ausdrückt.“ (Salzborn 2010, S. 329) Die eigenen Konflikte der antisemitischen Psyche werden nicht mehr ausgehalten, die Ambivalenz gegenüber den verdrängten Triebregungen des Es und der verinnerlichten Vater-Autorität des Über-Ich wird so unerträglich, dass sie nur noch durch Projektion aushaltbar scheint. Das Gerücht über die Juden dient der Abreaktion der eigenen, auf Juden projizierten, Zerstörungslust.

Der antisemitische Begriff vom Juden „ist“, so Salzborn, „als irrational anzusehen und kann insofern auch nicht durch konkrete Erfahrungen mit Juden verändert werden.“ (Salzborn 2010, S. 331) Der Antisemit ist der Auffassung, dass der jüdische Gott – und damit auch jeder Jude – der Teufel und der Antichrist sei, das Böse, das antigöttliche Prinzip, auf dessen Grundlage Gott ans Kreuz geschlagen worden sei.

Antisemitismus sei, so resümiert Salzborn die Forschungen zu den individuellen Prädispositionen von Antisemiten, „letztlich eine Art zu denken und […] zu fühlen. Antisemitismus ist zugleich Unfähigkeit wie Unwilligkeit, abstrakt zu denken und konkret zu fühlen; im Antisemitismus wird beides vertauscht, das Denken soll konkret, das Fühlen aber abstrakt sein. So bleiben alle Ambivalenzen der modernen Gesellschaft kognitiv nicht nur unverstanden und unreflektiert, sondern affektiv auch der emotionalen Bearbeitung vorenthalten, da Gefühle abstrahiert werden und damit die ambivalente Zerrissenheit des modernen Subjekts nicht ertragen wird.“ (Salzborn 2010, S. 334)

Antisemitismus als kultureller Code

Gesellschaftlich vollzieht sich der Prozess individueller und kollektiver Prädispositionen zu antijüdischem Hass und Gewalt als kulturelle Formierung. Der Antisemitismus wird damit zu einem Bündel von Ideen, Werten und Normen zu einer weit verbreiteten Kultur. Unter Verweis auf Shulamit Volkov formuliert Salzborn: „Volkov interpretiert diesen Sinnstiftungsprozess auf der semantischen Ebene unter einem symbolischen Gesichtspunkt als Formierung eines kulturellen Codes, als Etablierung einer sprachlichen Formel, die einerseits bestimmte Assoziationen und Kontexte abrufbar macht, andererseits wiederum selbst als kommunikative Chiffre fungiert, die die explizite Nennung der dem Antisemitismus eigenen Ressentiments als symbolische Kommunikation zur kulturellen Sinnstiftung erübrigt.“ (Salzborn 2010, S. 336)

Die Kommunikations- und Interaktionsstruktur antisemitischer Ressentiments im gesellschaftlichen Raum, erläutert Salzborn unter Rekurs auf Klaus Holz, sei dadurch geprägt, dass Juden als nicht-identisch wahrgenommen werden. Juden personifizieren in den antisemitischen Phantasien die Möglichkeit, dass die nationale Ordnung der Welt zusammenbrechen kann. In diesem Denkvorgang liegt eine Zuwendung zum ethnischen Konzept von Nation, zum völkischen Antisemitismus. Juden werden darin als nicht dazugehörig, nicht-identisch verortet. Durch die Abgabe „individueller Verantwortung wird der antisemitische Massenmensch zum egalitären Bestandteil der Masse, zu dem, was von Sartre unter dem Begriff der „Mittelmäßigkeit“ der an der Masse partizipierenden Individuen gefasst wurde: Individuum ohne Verantwortung, phantasiertes Kollektiv-Ich mit externalisiertem Über-Ich.“ (Salzborn 2010, S. 340)

Juden als Projektionsobjekte des Antisemitismus seien, so Salzborn unter Verweis auf Ernst Simmel, „das schlechte Gewissen der christlichen Zivilisation. Durch die Anklage eines anderen statt des Selbst wird jedes Schuldgefühl vermieden, was zur Abwehr der Erkenntnis eigener Schuld“ diene. (Salzborn 2010, S. 340) Hier verortet Salzborn ein wesentliches Defizit der theoretischen Durchdringung des Antisemitismus in den modernen Gesellschaften: „Allen diskutierten sozialwissenschaftlichen Antisemitismus-Theorien ist gemein, dass sie mit Bezugnahme auf das Christentum oder auf christlich geprägte Gesellschaften formuliert worden sind.“ (Salzborn 2010, S. 341) Damit falle der gegenwärtig überaus relevante islamische Antisemitismus aus der Betrachtung heraus. Die gegenwärtige Transformation des globalen Antisemitismus, der neben einer islamischen auch eine antiamerikanische Spielart auspräge, sei somit noch nicht wirklich hinreichend analysierbar.

Resümee

Samuel Salzborn liefert mit diesem Buch möglicherweise nicht die neue Theorie zum Thema Antisemitismus, er integriert jedoch die vorliegenden Analyseversuche und sucht selbst nach einem Weg, wie Antisemitismus als individuell psychisches und gleichzeitig gesellschaftlich-strukturelles Phänomen der modernen bürgerlichen, christlich geprägten Gesellschaften Europas untersucht und erkannt werden kann. Der große Gewinn für den Leser besteht zunächst vor allem darin, dass auf knappem Raum wesentliche Theorieanstrengungen zum Thema Antisemitismus für Forscher und Studierende verfügbar und diskutierbar werden.

Der Versuch der Integration der unterschiedlichen Analyseansätze ist möglicherweise gerade für das politische Milieu der Linken, Grünen und Sozialdemokraten in der Bundesrepublik entscheidend. Salzborn weitet den Blick über die marxistische Analyse der Gesellschaft hinaus. Intellektuell ist dies als ein entscheidender Schritt anzusehen, den eben dieses Milieu der Linken in Europa bis heute nur zögernd nachvollzieht und u. a. sich auch deshalb, trotz vieler Anrufe von Autoren wie Henryk Broder, Martin Kloke, Andrei Markovits, Thomas Haury, Anetta Kahane u. v. a. bis heute beharrlich einer nachhaltigen Kritik seiner antisemitischen Stereotype, seiner Feindschaft bis hin zur manifesten Gewalt gegenüber Juden und dem Staat Israel verweigert. Das Ausbleiben dieser nachhaltigen Selbstkritik, in deren Kontext sich Salzborn deutlich publizistisch betätigt, macht im krisengeschüttelten Europa heute viele Linke zu Bündnispartnern populistischer und antisemitischer Bewegungen. Salzborn setzt mit der Diskussion der verschiedenen Analyseansätze auf die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis.

Kritisch anzumerken bleibt hier vielleicht allenfalls, dass Samuel Salzborn die nationalrevolutionären und antiimperialistischen Weltbilder dieser Linken, aus denen sich heute ihre antiwestlichen, antisemitischen und antiglobalistischen Haltungen speisen, nicht explizit zum Gegenstand seiner Darstellung macht. Die Marxismen im Westen nach dem Holocaust und die marxistisch-leninistischen Diktaturen sowjetischen Typs sind leider nicht Gegenstand dieses Buches geworden. Aus irgendeinem, dem Rezensenten nicht wirklich verstehbaren Grund, sieht der Autor offenbar die Diktaturen sowjetischen Typs nicht als moderne Gesellschaften an, trotz aller lobenswerter Weiterung des linken Blickfeldes.

Samuel Salzborn: Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne. Sozialwissenschaftliche Theorien im Vergleich, Frankfurt 2010, 378 S., 29.90 €, Bestellen?