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Jüdische Friedhöfe im Landkreis Rhön-Grabfeld

Kürzlich erschien als Heft 1 der Schriftenreihe der Kulturagentur des Landkreises Rhön-Grabfeld eine bemerkenswerte und sehr interessante Arbeit des Kreisheimat- und Archivpflegers Reinhold Albert…

Israel Schwierz

Nach einem Inhaltsverzeichnis, einem Grußwort von Landrat Thomas Habermann, einem Vorwort zur neuen Schriftenreihe von Dr. Astrid Hedrich-Scherpf von der Kulturagentur sowie einem knappen Geleitwort des Verfassers der Arbeit erfolgt eine kurze Einführung in die Geschichte der Juden im Landkreis Rhön-Grabfeld, in der darauf hingewiesen wird, dass die meisten Juden Bayerns in Unterfranken wohnte, wo aber immer ein latenter Antisemitismus vorhanden war, der dann von 1933 ab mit der Herrschaft des Nationalsozialismus seinem Höhepunkt zustrebte und 1945 im Holocaust und in der Auslöschung aller jüdischen Gemeinden des heutigen Landkreises endete. Auch auf die jüdischen Gemeinden in Unterfranken nach 1945 wird hingewiesen. Sehr eindrucksvoll wird festgestellt, dass die jüdischen Friedhöfe der Region ein Stück Heimat darstellen. Äußerst anschaulich wird ebenfalls der Umgang mit Tod und Trauer im Judentum erläutert – sowohl die Bestattung als die letzte große Ehre als auch die Inschriften auf den heute noch vorhandenen Grabsteinen, wobei die Grabsteininschrift von Abraham ben Zwi auf dem jüdischen Friedhof von Kleinbardorf (übersetzt von Herrn Michael Trüger) exemplarisch für die vielen anderen Grabsteine vorgestellt wird.

Im Anschluss daran wird der ehemalige jüdische Bezirksfriedhof – der größte in Unterfranken und zweitgrößte in Bayern – sehr einprägsam in Wort und Bild dem Leser nahegebracht. Eingegangen wird nicht nur auf die Tatsache, dass heute ein öffentlicher Wanderweg quer durch das Friedhofsgelände führt, es wird auch klar, dass die Begräbnisstätte für viele Gemeinden aus Unterfranken und z.T. auch aus Thüringen nur durch einen beschwerlichen, sehr steilen Aufstieg zu erreichen ist, dass man hier in der Mitte der Friedhofsfläche ein Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten der zum Friedhof gehörenden Kultusgemeinden finden kann, aber auch die traurige und beschämende Tatsache, dass in den Jahren 1925, 1957,1977 Schändungen nicht nur durch Angehörige des RAD, sondern auch andere antisemitische Menschen erfolgten.

Der äußerst einprägsamen und liebevoll gestalteten Beschreibung des Bezirksfriedhofes von Kleinbardorf schließt sich eine sehr beeindruckende Übersicht über alle gegenwärtig noch vorhandenen jüdischen Friedhöfe im heutigen Landkreis Rhön-Grabfeld an: in Oberwaldbehrungen, Sulzdorf an der Lederhecke, Mellrichstadt, Weimarschmieden, Ipthausen, Unsleben und Neustädtles/Willmars. Eingegangenen wird auch auf die urkundlich erwähnten, heute aber nicht mehr vorhandenen jüdischen Friedhöfe – den „Judenkirchhof“ in Bischofsheim, den Friedhof in Roth bei Hausen, an den immer noch der Name einer Flurgemarkung erinnert sowie an den Friedhof bei Sulzfeld, dessen Standort bis heute unbekannt ist.

Eine in Wort und Bild sehr anschauliche Übersicht über Grabsteinsymbole auf jüdischen Friedhöfen, ein ausführliches Literatur- und Quellenverzeichnis sowie eine Landkarte des heutigen Kreises Rhön-Grabfeld runden die exzellente Arbeit harmonisch ab.

Reinhold Albert und seinen Helfern ist es in der Tat gelungen, mit seinem Werk über die jüdischen Friedhöfe im Landkreis Rhön-Grabfeld an die jüdische Vergangenheit seiner Region recht einprägsam zu erinnern. Dafür gebührt ihm und allen seinen Mitarbeitern der tiefe Dank und die größte Hochachtung all‘ derer, denen der ehrliche Umgang mit der Geschichte ihrer fränkischen Heimat ein Herzensanliegen ist.

Das Buch kann zum Preis von 4,80 EUR bei jeder Buchhandlung unter der ISNB-Nr. 978-3-942112 erworben werden.