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Extrem Rechte in Österreich und Ungarn sowie in Osteuropa

Nachdem die FPÖ bei den Wahlen zum Wiener Landtag über ein Viertel aller Stimmen erhielt, schrieb mir ein italienischer Kollege eine mail und fragte, ob sich denn H.C. Strache und seine Partei von Wilders unterscheide. Ich griff zum Buch „HC Strache, sein Aufstieg, seine Hintermänner, seine Feinde“ von Nina Horaczek und Claudia Reiterer und scannte das Bild, das Strache im Parlament zusammen mit dem verurteilten Holocaustleugner Bruno Gollnisch zeigt und ersparte mir dadurch eine lange Antwort geben zu müssen…

Eine Rezension von Karl Pfeifer

Tatsächlich haben solche ausgezeichnete Bücher wie das oben erwähnte, ein Problem, sie zeigen eine Momentaufnahme und schon binnen kürzester Zeit kann sich die politische Situation radikal ändern. Solche Bücher dokumentieren aber auch den Zustand einer Gesellschaft, in diesem Fall der österreichischen. In diesem Buch ist das Interview, dass Jörg Haider nach den Nationalratswahlen 2008 gegeben hat publiziert. Auf die Frage „Ist Strache ein mutiger Mensch?“ betonte Haider, dass Strache kein Akademiker ist, „er hat nicht einmal eine Matura, ihm ist auf einmal so wichtig, dass er aufgenommen ist, bei diesen Waffenstudenten, dass er eine Couleur hat. [d.h. Mitglied einer Burschenschaft ist K.P.] Das ist bei ihm so, wie wenn ein anderer einen Ehrendoktor kriegt, der selbst noch nie auf einer Uni war.“
Es gibt konstante Fehler der „staatstragenden“ Parteien in Österreich, die es möglich machten, dass ein HC Strache die gleichen politischen Erfolge erzielt, wie sein Vorbild Haider.

Es wäre interessant zu untersuchen, weshalb die Protestwähler in Österreich und in Ungarn dazu neigen ihre Stimme einer rechtsextremen Partei zu geben. Eines der Ursachen ist vielleicht die Tatsache, dass sich in beiden Ländern die kommunistische Partei durch ihre Praxis nach 1945 gründlich diskreditiert hat.

Die österreichischen Journalisten Gregor Mayer und Bernhard Odehnal dokumentieren „Die rechte Gefahr aus Osteuropa“ in ihrem 2010 veröffentlichtem Buch „Aufmarsch“.  Das Buch zeigt eine erschreckende Realität auf, die bislang in Westeuropa nicht richtig eingeschätzt wird.

Es wäre ein gründlicher Fehler nicht den Unterschied zwischen den verschiedenen Ländern zu sehen. Während heuer bei den Parlamentswahlen in Ungarn die national-sozialistische Jobbik fast 17 Prozent der Stimmen errang, kam die Meciar-Partei nicht ins slowakische Parlament und die Slota-Partei erreichte auch nur knapp die 5% Hürde.
Journalisten, die solche Bücher schreiben wissen, dass sie damit (fast) keine Wähler beeinflussen können und trotzdem leisten sie einen wichtigen Beitrag dazu, dass Politiker und andere Medienmacher sich nicht darauf berufen werden können, „das haben wir nicht gewusst“.

Beide Bücher empfehle ich allen politisch interessierten Menschen und hoffe, dass die hier erwähnten Autoren uns bald mit einer aktualisierten Neuauflage überraschen.

Nina Horaczek, Claudia Reiterer: HC Strache. Sein Aufstieg, seine Hintermänner, seine Feinde, 2009, Ueberreuter,
Gregor Mayer, Bernhard Odehnal: Aufmarsch: Die rechte Gefahr aus Osteuropa, mit einem Geleitwort von Paul Lendvai, 2010 Residenz Verlag.