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Der ewige Sündenbock

Tilman Tarach dokumentiert gründlich und ausführlich „die Verlogenheit der so genannten Linken im Nahostkonflikt“. Er hat die häufigsten Legenden über Israel aufgespürt und demontiert. Und er zitiert dabei auch viele Quellen, die nicht von vornherein als „zionistisch“ abgelehnt werden können…

Eine Rezension von Karl Pfeifer

Einer der „antizionistischen“ Stehsätze ist die Legende von der Gleichberechtigung der Juden in der muslimischen Welt, die angeblich aufgrund der Gründung Israels aufhörte. Er bringt ein Zitat von Karl Marx aus dem folgt, dass die Juden bereits 1854 in Jerusalem die Mehrheit bildeten und „unausgesetzt Gegenstand muselmanischer Unterdrückung und Unduldsamkeit“ waren.

Und was Marx in London, am 28. März 1854 weiters schrieb bleibt bis heute aktuell: „Man wird nun begreifen, weshalb der gemeinsame Gottesdienst der Christen an den Heiligen Stätten sich auflöst in eine Folge wüster Prügeleien zwischen den verschiedenen Sekten der Gläubigen; dass sich andrerseits hinter diesen religiösen Prügeleien nur ein weltlicher Kampf nicht nur von Nationen, sondern von Völkerschaften verbirgt, und dass das Protektorat über die Heiligen Stätten, das dem Westeuropäer so lächerlich, dem Orientalen aber so überaus wichtig erscheint, nur eine der Phasen der orientalischen Frage ist, die sich unaufhörlich erneuert, die stets vertuscht, aber nie gelöst wird.“

Tarachs Buch demontiert gründlich auch andere Legenden und weist auch auf den Grund hin, warum verschiedene zweifelhafte nichtjüdische und jüdische „Antizionisten“ derartig häufig in deutschen und österreichischen Medien auftreten: „Die zu jeder Zeit existierenden willigen, sich überall als Juden aufspielenden, opportunistischen, mitunter masochistischen“ und „gerne vorgeführten „Raus-mit-uns“-Juden sind am ehesten in dieser Ecke zu finden. Einige davon sind übrigens klammheimlich zum Christentum übergetreten, und freiwillige Dhimmis gibt es natürlich auch in Israel. Je nach gesellschaftlichem Umfeld besteht gegenüber Juden ausserhalb Israels sogar ein gewisser gesellschaftlicher Anpassungsdruck, sich in aller Form vom israelischen Staat zu distanzieren, also gewissermassen einen „koscheren“ Antizionismus zu predigen; wer“™s nicht tut, gilt als böser Zionist und halsstarriger „Hardliner“, wer“™s tut, ist ein „guter Jude“ wie weiland Johannes Pfefferkorn oder Pablo Christiani und wird mit Kultur- und Friedenspreisen überhäuft. Man kann dies tatsächlich an vielen prominenteren jüdischen „Israelkritikern“ feststellen.“

Tarach bringt sehr viel Material zur Kenntnis des Lesers. Insbesondere fand ich das Kapitel über die Sowjetunion und die Gründung Israels interessant. Der Autor hat sehr viele Quellen gelesen und das 299 Seiten umfassende Buch wird durch ein Literaturverzeichnis und Personenregister ergänzt, was heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Ich empfehle das Buch, trotzdem sich der Autor durch manche flapsige Formulierung — insbesondere wo es um die katholische Kirche geht — angreifbar macht. Wenn er zum Beispiel aus dem verstorbenen Kurt Waldheim einen „Altnazi“ macht, dann ist das unzulässig, denn dieser war nie Mitglied der NSDAP. Schade, denn „antizionistische“ Bücher werden haufenweise publiziert, solche, die aufklären nur sehr wenige.

Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Heiliger Krieg, die „Protokolle der Weisen von Zion“ und die Verlogenheit der sogenannten Linken im Nahostkonflikt
Edition Telok, Freiburg, 2009, Euro 19,80
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