Martin Pollack: Anklage Vatermord. Der Fall Philipp Halsmann
Zsolnay, Wien 2002,
Euro 21,50
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Halsmann und Hilsner:
Posen und Possen in Österreich
Von Petr Vašícek
Der SPIEGEL-Redakteur in Wien, Martin Pollack,
hat dieser Tage im renommierten Zsolnay-Verlag ein
Buch über Philip Halsmann herausgebracht, Opfer eines
weiteren antisemitischen Schauprozesses in Österreich – 1928
in Innsbruck, allerdings fast 30 Jahre noch nach der
Causa Hilsner.
Halsmann (wie schon üblich) nur wegen seinem mosaischen
Glaubens und aufgrund von haarsträubenden Indizien der
locals
des Mordes am eigenen Vater angeklagt, verbrachte 2
Jahre im Gefängnis und flüchtete dann über Frankreich in die
USA, wo er es
zu einem hochgeschätzten Fotografen für das LIFE-Magazin
brachte (z.B. von Audrey Hepburn).
Vorsicht jedoch !
– der Unterschied zu Leopold Hilsner wird sofort klar, wenn
man die Reaktionen und Solidaritätskundgebungen damals und
heute betrachtet: hinter den bald Prominenten stellten sich sofort Siegmund
Freud, Albert Einstein, Thomas Mann etc., während bei
Hilsner das ganze
Fin-de-siecle
– Wien penetrant schwieg. Neben den Genannten z.B. auch
Schnitzler, Herzl, Klimt, Mahler, Schönberg usw.
Und auch die posthume "Wiedergutmachung" bei Halsmann 1991
kam auf Betreiben des österreichischen
Wissenschaftsministers Busek zustande. Der beim "Hausierer"
Hilsner selbst 2002 lieber fehlte.
O tempora, O mores !
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