Yitzhak Laor:
Ecce homo
Unionsverlag 2005
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Yitzhak Laor:
Ecce homo
Von Katrin Schuster
Ein versehrter alter Mann vom Militär trifft auf eine
schöne Frau: Der einseitig glasäugige, nur mehr neunfingrige,
israelische General Adam Lotem lernt in der Universitätsbibliothek von
Tel Aviv die unnahbare, wechselhafte Shulamit kennen, die auf beinah all
seine Erzählungen stets nur "Ja, ich weiß" entgegnet.
Während er hinter ihr her ist, ist Professor Gold – im
Gefolge die Herren Silber, Kupfer und Holz – hinter Lotem her, auf dass
ein wenig des soldatischen Glanzes auch auf ihn herniederscheine.
Ständig wiederkehrende Themen der Gespräche sind die Leopardin des
Befehlshabers Mitte und der vergessene Name des
Inlandsgeheimdienstchefs.
Der Autor Yitzhak Laor wird in Israel geliebt wie
gehasst: Als er 1990 den Poesiepreis des Ministerpräsidenten erhielt,
weigerte sich Yithzak Schamir, den Preis zu überreichen. Auch in "Ecce
homo" hat er sich ein weiteres Mal mit der ihm eigenen, deftigen
Respektlosigkeit der israelischen Armee, ihrer Kriege und Verfehlungen
angenommen (Laor selbst hat den Kriegsdienst in den besetzten Gebieten
verweigert): "Krieg am Golf, und aus dem Radio sabbern die
Nachrichtensprecher, schließlich sind sie der Speichel des Staates." Es
ist Shulamit, die Lotem immer wieder an die Orte von Vertreibung und
Verbrechen führt.
Doch "Ecce homo" ist gleichzeitig: ein Campusroman voll
geiler oder eitler Bildungsgecken, eine böse wie bittere Groteske über
die Rückwärtsgewandtheit nationaler und individueller Identität, ein
herrlich verqueres Sammelsurium von Verrückten, die die Liebe, das Leben
oder den Tod suchen – und manchmal sogar finden.
Literatur aus Israel:
Yitzhak Laors "Steine, Gitter,
Stimmen"
Laors hochkomplexes Kunstwerk ermöglicht es dem Leser nicht
ohne weiteres, einen geordneten Handlungsstrang herauszulösen, auch
nicht derer zwei oder drei. Vielmehr erinnert der Roman an ein
pausenloses Abbrennen narrativer bengalischer Feuer...
hagalil.com
08-12-05 |