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Gisela Dachs (Hrsg.):
Jüdischer Almanach, Kindheit
Jüdischer Verlag bei Suhrkamp 2003
Euro 14,80

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Jüdischer Almanach 2003:
Vom Essen


Jüdischer Almanach 2002:
Orte und Räume

"Die Kindheit ist unsere Heimat":
Jüdischer Almanach über die Kindheit

Von Andrea Livnat

Der aktuelle jüdische Almanach dreht sich um das Thema "Kindheit", es geht um Eltern und deren Erwartungen, Kindheitserfahrungen verschiedener Zeiten, um das Großwerden in Europa, Bagdad, Tel Aviv, im Ghetto.

Die Herausgeberin Gisela Dachs weist im Vorwort darauf hin, dass es schon einmal einen Jüdischen Almanach gab, der sich mit "Kindheit" beschäftigte, 1937. Der Band erschien damals in Prag, in einer "von Beklommenheit und Zukunftsangst geprägten Atmosphäre". Felix Weltsch schrieb in seinem Geleitwort, warum gerade dieses Thema besonders wichtig erschien: "Weil dies der natürlichste und wahrhafteste Trost ist, denn das Leben uns bietet." Auch wenn das jüdische Kind nicht nur Trost sei, denn es sei auch ein Problem. "Alle Fragen unseres Erwachsenen-Lebens spiegeln sich nämlich in zarter, aber nicht weniger ernsten Form im Leben des jüdischen Kindes wider."

Auch im Almanach für 2004 spiegeln sich die Freuden, Ängste und Sorgen der Erwachsenen in der jüdischen Kindheit wider. Immer wieder drehen sich die Beiträge um Heimat, Entwurzeltsein, Umzug und Neuanfang, am eindrucksvollsten thematisiert bei Robert Schopflochers "Kindheitsheimat". Er schreibt von der "inneren Heimat", die man immer mit sich herumträgt, eine Erfahrung, die alle Ausgewanderten irgendwann machen. In Schopflochers Fall, der Schriftsteller lebt seit 1937 in Buenos Aires, ist diese Heimat Fürth, die Erinnerungen an Geruch und Geschmack der fränkischen Küche, die Mutter im Dirndlkleid, Karl May und Spaziergänge mit dem Vater wach halten, "latente, stets abrufbare Erinnerungsfetzen". Adin Talbar berichtet von seiner Schulzeit in einem "zionistischen Biotop", an der Theodor-Herzl-Schule in Berlin. Von einer Kindheit in Österreich handelt Avi Raths Beitrag über sein "Bar-Mizwa-Fahrrad".

Zohar Shavit gibt einen Überblick, was jüdische Kinder im Dritten Reich lasen. Im Anschluss daran findet der Leser einen Aufsatz von Ivan Polak, der als 14-Jähriger in Theresienstadt unter dem Pseudonym "Zgebanina" die Zeitschrift Kamarad herausgab. Ivan wurde von Theresienstadt aus im Oktober 1944 nach Birkenau deportiert. Von dort kam er in das Dachauer Außenlager Kaufering, wo er im Alter von fünfzehn Jahren am 19. Januat 1945 umkam. Seiner Zeitschrift Kamarad ist derzeit eine Ausstellung in der israelischen Gedenkstätte Beit Terezin gewidmet, in der alle zweiundzwanzig Originale zu sehen sind.

Der israelische Schriftsteller Sami Michael berichtet von seiner Kindheit in Bagdad und den schmerzlichen Erfahrungen, die er in einem traditionellen "Cheder" sammeln musste. Die israelische Perspektive wird durch den Beitrag von Michael Dak eingeleitet, der als israelisches Diplomatenkind immer wieder seine Heimat verlassen musste. David Tartakover gibt Einblick in israelische Kinderspiele und den Pionier der Spielzeugfertigung in Erez Israel, Benjamin Barlevi.

Von einer besonderen Freundschaft handelt Sylke Tempels Beitrag, ein Auszug aus dem Buch "Wir wollen beide hier leben". Von Mitte August bis November 2002 tauschten sich die muslimische Palästinenserin Amal und die jüdische Israelin Odelia, beide 18 Jahre alt, in Briefen über ihr Leben, ihren Alltag, ihre Zukunftswünsche aus. Amal schreibt, sie würde lieber an die Zukunft als an die Vergangenheit denken, "und daran, was ich mit meinem Leben anfangen werde. Aber da dieser Krieg anhält, kann ich die Vergangenheit einfach nicht vergessen". Odelia hatte ihr zuvor geschrieben, dass sie beide in Jerusalem zu Hause seien, auch sie wurde, wie Amal, erst vor 18 Jahren dort geboren. "Das hier ist meine Heimat. Was kann ich da machen? Und deshalb müssen wir lernen, miteinander zu leben. Auch wenn das wie eine Platitüde klingt. Ich liebe diese Stadt, mögen mich die Europäer deswegen ruhig für verrückt halten. Aber sie ist unser Zuhause."

hagalil.com 02-01-04











 

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