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Presseinformation

Usama Abu-Gosh:
Der Jude der Juden

Sami, der eigentlich Usama heißt und Araber ist, aber vorgibt, zu der jüdischen Bevölkerung Israels zu gehören, lebt in der ständigen Angst davor, entdeckt zu werden.

Damit niemand seine wahre Identität erfahrt, geht er keine festen Bindungen ein. Bis zu dem Tag, als er die Jüdin Racheli kennen lernt: Trotz aller Hindernisse entwickelt sich zwischen beiden eine langjährige und leidenschaftliche Liebesbeziehung, die allerdings ständig auf die Probe gestellt wird. Und eigentlich weiß Sami, dass die Tatsache, dass Racheli Jüdin und er Araber ist, einem Zusammenleben keine Chance lassen.
Der Jude der Juden handelt von Liebe und Hass, Hoffnung und Enttäuschung und dem Rassismus innerhalb einer jüdischen Gesellschaft, die selber Opfer des Rassismus gewesen ist.

Aus dem Inhalt:
... "Racheli sah mich an und ich ertrank in ihren Augen. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich darüber freute, dass das verborgene Geheimnis aufgedeckt war, und sich sogar über das verbotene Spiel amüsierte. Dann fing sie an zu lachen: „Fallschirmspringer, eh? Ein Held! Bist du immer noch sicher, dass du keine Gebiete zurückgeben willst?" Jetzt war es mir schon gleichgültig, dass sie über meine unmögliche Vortäuschung eines jungen Juden spottete. Hauptsache, dass ich ab jetzt von dem Lügengespinst befreit war, in das ich mich verstrickt hatte. Endlich konnte ich wieder ich selbst sein, musste kein doppeltes Spiel mehr spielen"...
...weitere Leseproben

»Ein Roman, der das spannende Leben eines arabischen Israeli erzählt, der sein Leben lang im Dickicht der Beziehungen zwischen der arabischen Minderheit und der jüdischen Mehrheit in Israel verbracht hat. Es schildert den täglichen Rassismus der israelischen Gesellschaft.«

Der Autor:
Usama Abu-Gosh ist ein arabischer Israeli, der 1948 mit seiner Familie aus dem Geburtsort Jaffa vertrieben wurde und dennoch in einer anderen Stadt innerhalb Israels geblieben und aufgewachsen ist. Er lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Lod, einer gemischt jüdisch-arabischen Stadt in der Nähe von Tel Aviv.

Melzer Verlag, Neu-Isenburg 2004, SEMIT edition, 260 Seiten, Hardcover, ISBN 3-937389-31-8, 24,95 €/41,95 sFr

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pp92 ff...

... Eines Tages erzählte Racheli begeistert, sie habe neue Tapeten für die Küche gekauft, und im Geschäft habe man ihr erklärt, wie man sie selbst ankleben könne. Ich versprach ihr, am Wochenende dabei zu helfen. Schon bald merkte ich, dass das schwieriger war, als ich gedacht hatte. Beim Kleben grübelte ich darüber nach, wieso ich etwas, von dem ich nichts verstehe, auf mich genommen hatte. Doch dann merkte ich je weiter ich voran kam, dass diese Arbeit recht gut zu mir passte. Als schließlich die Küche erfolgreich verschönert war, bat ich Racheli, auch für das Wohnzimmer Tapeten zu kaufen. Racheli, die mir bei der Arbeit zugeschaut und gemerkt hatte, dass ich manchmal nervös wurde, wunderte sich über meinen Vorschlag. Sie hätte gedacht, ich würde nie wieder Tapeten kleben wollen. Nach einiger Zeit brachte sie die Tapeten für das Wohnzimmer und die klebte ich bereits wie ein Meister.
Diese Arbeit passte wirklich zu mir und ich machte einen Beruf daraus. Nach einiger Zeit hatte ich genug Erfahrung und nahm meinen kleinen Bruder zu mir, anfangs als Gehilfen, doch nachdem auch er das Fach gelernt hatte, arbeitete er auch selbständig. Bei dieser Arbeit hatte ich keine Vorgesetzten, und es gefiel mir, nach getaner Arbeit die alten Wände wie neu zu hinterlassen. An Arbeit hat es uns nicht gefehlt — mein Bruder und ich hatten einen guten Ruf bei den Tapetenhändlern, die uns ihren Kunden empfahlen.
Auch bei dieser Arbeit fehlte es nicht an Zwischenfällen, die mir immer wieder die Stimmung verdarben. Eines Tages, als wir in einer Tel Aviver Wohnung gerade bei der Arbeit waren, kam der Tapetenhändler, der uns seinem Kunden empfohlen hatte und verlangte von uns, die Arbeit einzustellen. Ich wusste nicht, um was es ging, bis er schließlich damit herausrückte und schimpfte: »Was redet ihr auch arabisch miteinander? Die Kundin will nicht, dass Araber in ihrer Wohnung arbeiten. Dass jeder Kunde seine Meinung hat, solltet ihr eigentlich wissen. Ich kann nichts dagegen machen. Ich kann nicht dafür, dass ihr jetzt gehen müsst. Ich muss jetzt selber eure Arbeit zu Ende machen. Wenn ihr das nächste Mal bei Juden arbeitet, redet kein Arabisch, dann braucht auch keiner zu wissen, dass ihr Araber seid!«

Abgesehen von Vorkommnissen dieser Art, die meisten mit einem nationalen Beigeschmack, dachte ich, dass mein Leben nun in einer sicheren Bahn verliefe. Ich hatte eine Frau, die ich liebte, eine Arbeit, die mir gefiel und Freude machte und bei der ich auch gut verdiente. Im Inneren aber war ich überzeugt, dass das alles nur Selbstbetrug war und nur nach außen hin diesen Eindruck erweckte. Nicht nur einmal schlug die Wirklichkeit mir ins Gesicht. Als es beispielsweise Racheli seltsam erschien, dass ich mich weigerte, einer Nachbarin die Wohnung zu tapezieren. Ich weigerte mich natürlich nur, weil ich vermeiden wollte, von der Nachbarin als Araber erkannt zu werden. Die schweren Fragen über die Zukunft unserer Beziehung versuchte ich hinauszuschieben. Drei Jahre lebten wir zusammen, und gaben uns Mühe, Themen, die Spannungen zwischen uns heraufbeschwören könnten, zu vermeiden. Wir versuchten so gut es ging, in unserer kleinen Welt unser Leben zu meistern. Tagtäglich genossen wir nach der Arbeit die Wärme in unserer gemütlichen Nische.
Bis zu diesem Sabbat, der mit dem Jom-Kippur-Fest, dem Versöhnungstag zusammenfiel. Ich weiß nicht mehr, weswegen wir gerade an diesem Tag Ärger miteinander hatten und nicht miteinander sprachen. Als aber Racheli Kaffee für sich kochte, brachte sie mir auch eine Tasse. Mir war langweilig und ich fühlte mich wie ein Löwe, der gegen seinen Willen eingesperrt ist. An Jom Kippur herrscht in Israel absolute Stille: kein Radio, kein Fernsehen, keine Verkehrsmittel.
Aus Sorge, dass einer der Nachbarn es eventuell hören könnte, gestattete Racheli mir nicht einmal, einen arabischen Sender im Radio zu hören. Am frühen Nachmittag zerriss dann plötzlich das Heulen von Sirenen die absolute Stille. Die an- und abschwellenden Töne fuhren uns in die Glieder. Racheli schaute aus dem Fenster und sah einen regen Autoverkehr auf der Straße. Nervös sagte sie: »Da geht etwas vor, stell mal das Radio an!« Im Radio hörten wir Marschmusik. An Jom Kippur. Das war schon mehr als merkwürdig, das war beängstigend.
Später, als Nachrichten durchgegeben wurden, und der Aufruf an die Reservisten, sich bei ihren Einheiten zu melden, wurde uns wie allen anderen klar, dass wieder einmal ein Krieg ausgebrochen war. Erregt und deprimiert saßen wir da und schauten einander an. Wir hatten so etwas nicht erwartet. Ich konnte nicht glauben, dass Ägypten und Syrien einen Krieg beginnen würden. Meine Erfahrung mit dem Sechstagekrieg war, dass Israel zwar meldete, es sei angegriffen worden und müsse sich verteidigen, dass es sich tatsächlich aber gerade umgekehrt verhielt. Ich schlug vor, die Nachrichten von den arabischen Sendern zu hören. Im jordanischen Sender hörten wir nichts über einen Krieg, nur Musik, wie gewöhnlich. Auch über den ägyptischen Sender hörten wir zunächst nichts von einem Krieg, doch später meldete der Sprecher in einem arrogant herausfordernden Ton, die ägyptische Armee würde im Sinai den flüchtenden israelischen Soldaten nachjagen.

»Ich glaube, dass man diesmal mit euch das macht, was ihr im Sechstagekrieg gemacht habt«, sagte ich zu Racheli, aber ohne Schadenfreude zu Verspüren. Sie antwortete nicht, aber sie sah besorgt und verängstigt aus. Über uns selbst sprachen wir jetzt nicht. Die Gedanken über unsere Zukunft belasteten uns. Wie würde es in dieser neuen Lage mit uns weitergehen? Jetzt, da eine Realität über uns hereingebrochen war, die die zerbrechliche Basis, auf der wir ein gemeinsames Leben aufzubauen hofften, bedrohte. Wir vergaßen, warum wir eben noch böse auf einander gewesen waren. Wir gingen hinunter auf die Straße. In kleinen Gruppen standen da Leute, die nicht weniger verwirrt und besorgt waren als wir. Als wir wieder hinaufgingen, kam uns im Treppenhaus ein Offizier entgegen, der noch in aller Eile sein Hemd zuknöpfte. Dann hörten wir wieder Sirenengeheul und liefen mit allen anderen zum nächsten öffentlichen Luftschutzkeller. Plötzlich wurde mir klar, dass für mich in diesem Unterstand kein Platz war. Ich blieb draußen am Eingang stehen und sagte zu Racheli, dass ich nicht rein könnte. Sie würden fragen, wie es sein könnte, dass ein junger gesunder Mann wie ich sich im Unterstand versteckt, anstatt in den Krieg zu ziehen. Schnell liefen wir die Treppen hinauf zurück nach Hause, verriegelten die Tür hinter uns und setzten uns hin.

Schwitzend und außer Atem sah ich auf die Wände, die mir während der ganzen Jahre Schutz gegen die draußen herrschende Realität gegeben hatten, so wie ich aus der Liebe zwischen Racheli und mir immer Kraft und Mut geschöpft hatte. Ich glaubte, jetzt würde alles zusammenbrechen und ich würde allein dastehen, rechtlos und Gewalttätigkeiten ausgesetzt. Ich sagte zu Racheli, ich glaubte nicht, dass außer mir und den Alten, Frauen und Kindern noch jemand im Haus bleiben würde - ein einziger Mann, der nicht in den Krieg gezogen ist. Das würde bei den Leuten sicher Aufmerksamkeit, Staunen und Verwunderung erregen. Es gäbe keine andere Möglichkeit, ich müsste so schnell wie möglich von hier weg. Sie weinte und bat mich, doch bei ihr zu bleiben.
Doch schließlich sah sie ein, dass das zu gefährlich wäre, und dass wir uns vorläufig trennen müssten. Ich wollte sie mit meiner ganzen Kraft beruhigen und sagte ihr, sie brauche sich keine Sorgen zu machen, und dass der Krieg nicht bis hierher kommen würde. »Sobald alles vorbei ist, leben wir unser Leben weiter wie früher«, sagte ich ihr, obwohl ich selbst nicht wusste, wie es zwischen uns weiter gehen würde. Schweren Herzens trennten wir uns.
An Busbahnhof standen hauptsächlich Soldaten in Uniform in einer langen Schlange. Sie unterhielten sich über die Lage, was wohl wirklich geschehen wäre, und warum sie nicht früher über den kommenden Krieg informiert worden wären. Sonderbar, dass sie auch jetzt noch nicht wussten, was los war.
Als ich in mein Wohnviertel und zum Haus meiner Eltern kam, sah ich Leute von der Haga, der Luftschutzorganisation, am Eingang, die nur Bewohnern den Eintritt gestatteten, aber bis auf Ausnahmefälle niemanden hinausließen. Ich saß mit einem Freund, der zu Besuch war, im Garten und wir verfolgten die Nachrichten. Wir wechselten von einem Sender zum anderen und konzentrierten uns schließlich auf den ägyptischen. Anders als im Sechstagekrieg klangen die Nachrichten dort glaubwürdig. In unserem Haus konnten wir aus den nahe gelegenen Wohnungen jüdischer Nachbarn oft Weinen hören und auch herzzerreißendes Schreien, das uns sehr erschütterte. Später erfuhren wir, dass ein Familienmitglied gefallen war. Neben dem Mitgefühl über den Verlust eines Lieben befürchtete ich aber auch, dass einer der Hinterbliebenen die Fassung verlieren und versuchen könnte, sich an uns zu rächen. Aber nichts dergleichen geschah, obwohl die Stimmung sehr gedrückt war. Die Trennung von Racheli wurde mir immer schwerer. Täglich rief ich sie an, um mich zu versichern, dass alles bei ihr in Ordnung war und ihr zu sagen, dass ich mich nach einem Wiedersehen sehnte.
Als der Krieg vorbei war, ging ich zu Racheli zurück. Alles schien unverändert. Unsere freie Zeit verbrachten wir hauptsächlich in der Wohnung. Im Gegensatz zu mir vertrieb sich Racheli lieber zuhause die Zeit statt auszugehen.

Ich zog es vor, auch nicht mehr allein auszugehen, es war mir klar, dass ich mich nicht mehr wie früher würde allein vergnügen können. Man könnte sagen, dass wir wie andere Pärchen lebten: Arbeit, gemeinsames Essen, Zeitung lesen, Fernsehen und Gespräche über alltägliche Dinge; manchmal auch kleine Streitigkeiten, die zu längerem Schweigen führten, kleine Aufmerksamkeiten und sexuelle Liebe. Ich vertraute ihr wie niemandem sonst. Ich fand bei ihr eine seltene Kombination aus naiver Ehrlichkeit, Edelmut und Zartgefühl — und eine starke Persönlichkeit, die genau wusste was sie wollte. Ich fühlte mich in ihrer Gegenwart immer sicher und ausgeglichen. Während dieser Zeit konnte Racheli sich ein kleines Auto kaufen, mit dem sie mich morgens zur Arbeit brachte. Ganze Tage und manchmal auch Wochen lang kümmerten wir uns nur um unser tägliches Leben. Ohne uns Rechenschaft abzulegen, Fragen zu stellen oder an die Zukunft zu denken.
Wie viele andere Leute im Land wurden auch wir von dem Lotto-Virus angesteckt. Auf die eine Hälfte des Scheins schrieben wir ihren Namen und auf die andere Hälfte meinen. Nie schrieben wir beide Namen auf denselben Schein. Sogar dabei war Racheli besorgt, jemand könnte merken, dass sie eine Verbindung mit einem Araber hat. Sie bat mich sogar, die Scheine bei zwei verschiedenen Kiosken abzugeben. Ihren Schein in der Nähe ihrer Wohnung und meinen weit davon entfernt. Sie wollte keinerlei Zeichen oder Hinweise, dass wir zusammen wohnten. Aber wir hatten abgemacht, dass, falls einer gewinnt, er dem anderen die Hälfte abgibt. Das ist nur ein kleines Beispiel für unser Leben, das sich einerseits quasi im Untergrund abspielte, wir einander anderseits jedoch absolut vertrauten.

Racheli kochte ausgezeichnet. Sie konnte jedes Rezept, dass sie von einer ihrer Freundinnen bekommen oder in einem Kochbuch gefunden hatte, in einen Leckerbissen verwandeln. Mein Lieblingsgericht war eine Pilzsuppe, die sie kochte, bis schließlich auch ich ein Meister im Zubereiten dieser Suppe wurde. Wenn sie die Suppe zu lange auf dem Feuer ließ, machte ich sie darauf aufmerksam, dass sie diesmal die Suppe länger als nötig auf dem Feuer ließ, und wenn sie die Suppe mal vor der Zeit von Feuer nahm, wusste ich ihr genau zu sagen, wie viele Minuten das waren. Sie war nicht beleidigt, ganz im Gegenteil, sie lachte, da sie wusste, dass ich recht hatte. Pilzsuppe kam des öfteren auf den Tisch. Eines Tages fragte Racheli mich, ob ich sie noch nicht über hätte. »An dem Tag, an dem mir diese Suppe überdrüssig wird, werde ich auch aufhören dich zu lieben«, antwortete ich. Obwohl ich es mit Humor sagte, erinnerte sie sich oft daran und fragte mich von Zeit zu Zeit, »Magst du diese Suppe immer noch?«, und schaute mir dabei mit einem Lächeln in die Augen. »Ja, sicher, ich liebe sie!«, antwortete ich dann.

An Tagen, an denen ich wegen Schwierigkeiten bei der Arbeit nervös und angespannt heimkam, konnte Racheli mich beruhigen, und ich zog Kraft aus ihren Worten, wenn sie mit Sicherheit sagte: »Mach dir keine Sorgen, Sami, alles wird gut.« Ich brauchte diese Sicherheit und Gelassenheit, die sie ausstrahlte. Oft kam ich erregt nach Hause und erzählte Racheli, was mir alles bei der Arbeit passiert war. Als ich in einem Wohnhaus gegen Abend mit dem Tapezieren fertig war, kam der Eigentümer und sagte, dass es bereits zu spät sei um jetzt noch abzurechnen, und wir sollten uns morgen um acht Uhr mit ihm treffen und abrechnen. Ich war damit einverstanden. Als ich am nächsten Morgen pünktlich mit meinem Mitarbeiter dort ankam, war der Mann nicht da. Ich hatte geplant, direkt anschließend eine neue Arbeit zu beginnen, so aber mussten wir auf der Straße herumstehen und auf den Kunden warten. Dabei sah ich, dass uns eine Frau hinter einem Fensterladen im ersten Stock beobachtet. Ich bekam ein ungutes Gefühl und schlug vor, unterdessen in der Nähe einen Kaffee trinken zu gehen. Der Kunde komme sowieso zu spät. Als wir zurückkamen, war der Kunde immer noch nicht da. Auch eine halbe Stunde später nicht. Ich regte mich auf. Wir sagten uns: »Wenn jemand etwas von dir will, kommt er schnell und jagt dich, wenn er aber bezahlen muss, dann eilt nichts mehr.« Ich schickte meinen Mitarbeiter in das nur hundert Meter entfernte Möbelgeschäft des Kunden, um nachzusehen, ob er dort vielleicht wäre. Ich blieb wo ich war, um auf ihn zu warten. Nach fünf Minuten sah ich mich von drei Männern umringt.

»Was machst du hier?«, fragte einer in scharfem Ton, »gib mir deinen Personalausweis!« »Wer bist du, dass ich dir meinen Ausweis zeigen muss?«, fragte ich zurück. »Ich bin von der Polizei«, antwortete er. »Dann zeig du mir deinen Ausweis.« Er zeigte ihn mir und fragte, wo der Mann wäre, der vorhin bei mir gewesen sei. Ich erklärte ihm, weshalb ich dort stünde und wohin ich meinen Gehilfen geschickt hatte.
»Geh dort in den Hauseingang, nimm deine Hände hoch und lehne dich an die Wand«, befahl mir der Polizist. Es blieb mir nichts anderes übrig, ich tat, was er befahl. Aber ich konnte es mir nicht verkneifen, ihn zu fragen: »Hast du etwa gestern Abend >Hawaii Fünf-Null< gesehen?«
In diesem Moment kam mein Gehilfe zurück. Obwohl er erschrak, als er mich so sah, sagte er mir, der Hausherr lasse mir ausrichten, dass er noch kurz beschäftigt sei und in zehn Minuten kommen würde.
»Komm her«, befahl ihm der Polizist, »nimm du auch deine Hände hoch und stütz dich hier an die Wand.« Der Polizist und seine Kollegen tasteten uns ab und dann fragte er meinen Gehilfen, einen jungen Burschen von erst siebzehn Jahren, dem die Angst vom Gesicht abzulesen war: »Woher kommt er?«, und zeigte auf mich. »Er kommt von seiner Freundin«, antwortete er. »Und wo wohnt die?« Der Junge nannte den Namen der Stadt. Jetzt fühlte ich die Angst in mir aufsteigen und innerlich verfluchte ich seine dumme Naivität. Ein Polizist sagte zu einem Kollegen mit beißendem Spott: »Schau mal an, es sieht ganz so aus, als hätte er eine jüdische Freundin.«
Zum Glück kam in dieser Minute der Hausherr, in Begleitung seiner Frau. Die wussten natürlich nicht, dass die Männer bei uns Polizisten waren. Der Wohnungsinhaber sagte zu mir: »Die Verspätung tut mir Leid, komm in die Wohnung damit wir abrechnen können.«
»Dadurch dass du zu spät gekommen bist, hast du mich ganz schön in Bedrängnis gebracht«, sagte ich zu ihm.
»Wer sind Sie«, fragte der Polizist den Eigentümer der Wohnung. Er erklärte es ihm, und auf eine weitere Frage sagte er, dass wir für ihn die Wohnung tapeziert hätten und er uns jetzt bezahlen wolle.
Aber die Polizisten gaben nicht nach, sie wollten ihre Beute — und zwar sofort. Seine Frau konnte nicht verstehen, um was es ging. Sie wollte abrechnen und gehen. »Was ist denn mit diesen Burschen?«, fragte sie, »was haben sie verbrochen?« Der Polizist herrschte sie an: »Scheren sie sich weg!« »Wo sind wir denn hier? In Russland?«, entgegnete die Frau empört. »Noch ein Wort und ich verhafte Sie!«, drohte der Polizist. Die Frau wurde bleich, hielt sich am Arm ihres Mannes fest, und beide gingen fort.
Mir und meinem Gehilfen befahlen die Beamten, mit ihnen zu kommen. Ich war schockiert. Ich konnte keinen Grund der Welt sehen, weswegen ich mit ihnen gehen sollte, außer dem einen immer gleichen. Wir stiegen in einen weißen Ford Cortina ein. Zwei von ihnen saßen vorne und der Dritte saß mit uns hinten. Er hatte nicht vergessen, dass ich von meiner jüdischen Freundin gekommen war und sagte zu seinen Kollegen:
»Dieser Araber hat 'ne jüdische Freundin, bei der er wohnt«, und dann wandte er sich an mich und wollte wissen, wer sie sei und ihre Adresse.
»Versuch doch, es mit Gewalt herauszubekommen«, war meine Antwort, »du hast kein Recht mich über meine Freundin auszufragen. Es gibt kein Gesetz, das mir als Araber verbietet, der Freund einer Jüdin zu sein. Sobald es mal so ein Gesetz gibt, werde ich dir auch auf deine Frage antworten.« Noch hatte ich meine Antwort nicht zu Ende gesprochen, da wusste ich schon, dass ich in eine Falle geraten war. Die Polizisten wussten genau, dass ich mir nichts hatte zuschulden kommen lassen, sie suchten nur irgendetwas, um es mir anzuhängen. Als wir zum nördlichen Polizeirevier kamen, wurden wir von einem jungen uniformierten Polizisten in sein Zimmer gebracht. Er blätterte in den Papieren, die vor ihm auf seinem Tisch lagen, und es war zu erkennen, dass er nicht genau wusste womit zu beginnen. Aber für uns hatte er nicht mal ein leichtes Lächeln übrig.
»Wo ist es?«, fragte er schließlich. »Was meinst du?«, wollten wir wissen. »Die Uhr!«, sagte er, wandte sich an mich und erklärte: »Du wärst beschuldigt, eine Uhr aus der Wohnung gestohlen zu haben.« »Du machst Spaß«, reagierte ich. »Sag mir, wie viel du verdienst.« »Ich verdiene in zwei, drei Tagen soviel wie du in einem Monat, ich hab es nicht nötig, eine Uhr zu stehlen, und jetzt kommst du und sagst mir, dass ich eine Uhr gestohlen habe. Zeig mir den Menschen, der dir das gesagt hat.« »Gut, ich weiß es nicht, mein Job ist es, dich zu verhören.«
Er rief den Polizisten, der uns verhaftet hatte, zeigte ihm die Papiere mit unserer Erklärung ... pp 106, 107ff...

hagalil.com 27-03-04











 

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