DIE POLNISCHEN JUDEN IN DEUTSCHLAND
Vor der Entstehung der Zweiten Polnischen Republik
Vor mehreren Jahrhunderten vollzogen sich auf dem europäischen Kontinent
Wanderungsbewegungen verschiedener Bevölkerungsgruppen von West nach Ost. Die
einen suchten bessere Lebensbedingungen und fanden sie beispielsweise auf dem
Territorium des polnischen Staates. Die anderen - besonders die Juden - flohen
vor religiösen Verfolgungen und fanden Zuflucht im weitgehend toleranten Polen,
dessen Monarchen dörfliche und städtische Siedler benötigten, um mit ihrer
Niederlassung dauerhaft für sich selbst und die königlichen Finanzen geregelte
Einkommen zu erhalten. Seit dem 17.Jahrhundert verschlechterte sich ihre
Situation jedoch spürbar, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet. Die
Kosakenkriege vernichteten die jüdischen Gemeinden in der Ukraine und hatten
eine Flüchtlingswelle, diesmal in Richtung Westen, zur Folge. In der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sich Polen unter der Herrschaft der
Teilungsmächte Russland, Preußen und Österreich befand, kam es zu einer
endgültigen Umkehrung der jüdischen Wanderungsbewegung, und die Nachkommen der
Menschen, die vor Jahrhunderten Asyl in Polen gefunden hatten, machten sich auf
in die westeuropäischen Länder und in andere Kontinente.
Arbeitsemigration zählte zu einem stetigen Faktum in allen drei
Teilungsgebieten Polens, besonders aber im österreichischen und russischen Teil
Polens. Sie umfasste die armen Bevölkerungsschichten, die Weißrussen, Litauer,
Polen, Ukrainer und Juden. Menschen, die in ihrer Heimat keine Aussicht mehr
hatten, Arbeit und Lebensunterhalt zu finden, entschieden sich zur Auswanderung
in ein anderes Land, oft nach Amerika, über das die unterschiedlichsten Mythen
im Umlauf waren. Als wesentliches Motiv für die Emigration kamen auch die
politischen Verhältnisse hinzu, besonders in Russland. Nationale Unterdrückung
und alle möglichen Einschränkungen für "Fremdstämmige" führten zur Suche nach
einem Land, wo gleiches Recht für alle galt. In einer besonders schwierigen Lage
befanden sich die Juden, die drastischen Einschränkungen in Bezug auf die Wahl
ihres Wohnortes und im Zivilrecht unterlagen; sogar das russische Strafrecht sah
für sie härtere Strafen bei bestimmten Vergehen und Gesetzesübertretungen vor
als für Christen. Das entscheidende Kriterium war das Glaubensbekenntnis.
Als in den achtziger Jahren eine Pogromwelle das Zarenreich überzog (1881
fand auch ein Judenpogrom in Warschau statt), verstärkten sich die...
Deutsches Historisches Institut Warschau
Niemiecki
Instytut Historyczny w Warszawie
Titel der polnischen Originalausgabe:
Jerzy
Tomaszewski
Preludium zaglady
Wygnanie Zydów polskich z Niemiec
w 1938r.
Für die deutsche Ausgabe überarbeitete Fassung
2002:
Copyright fibre Verlag, Osnabrück 2002, Alle Rechte vorbehalten
ISBN 3-929759-63-2
fibre Verlag,
info@fibre-verlag.de,
www.fibre-verlag.de,
Online-Datenbank:
www.ost-mittel-europa.de
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