
Tullia Santin,
Der Holocaust in den Zeugnissen griechischer Jüdinnen und Juden
Duncker & Humblot
Verlag 2003
Euro 18,80
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Meine letzten Worte werden sein:
"Es lebe Griechenland!"
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten 70.000 Jüdinnen und
Juden in Griechenland. Rund 46.000 wurden in Konzentrationslager
deportiert. Wie bildete sich im Wandel der Zeit ihre Identität zwischen
den beiden Polen "griechisch" und "jüdisch" heraus? Welche Faktoren
erhöhten oder verringerten die Überlebenschancen während der Lagerhaft?
Wie nahmen die Opfer die Täter wahr?
Gestützt auf internationale Holocaustliteratur untersucht
Tullia Santin insgesamt zwanzig autobiographische Texte griechischer
Jüdinnen und Juden in einer literaturwissenschaftlichen Studie, die
ursprünglich als Dissertation eingereicht wurde, unter dem Titel: "Der
Holocaust in den Zeugnissen griechischer Jüdinnen und Juden".
Unter Berücksichtigung psychologischer und historischer
Besonderheiten erforscht die Autorin wie die Opfer ihre Verfolgung
während des Holocaust erlebt und für sich verarbeitet haben.
Hinsichtlich ihrer griechisch-jüdischen Identität weicht ein zunächst
häufig geäußertes Gefühl der Fremdartigkeit gegenüber der christlichen
Bevölkerung schließlich einem erstarkenden Nationalbewußtsein.
Die Bindung an Griechenland wirkt identitätsstiftend und
gewährt trotz des nicht nur latent vorhandenen Antisemitismus'
Daseinsberechtigung. Auch im Konzentrationslager werden strukturelle
Faktoren, insbesondere die Nationalität, von den Häftlingen als
Determinanten des Lebens oder Sterbens empfunden. Nationalstolz auf die
Beteiligung ihrer Landsleute am Aufstand des Sonderkommandos von
Auschwitz stärkt die Selbstachtung und fördert den Überlebenswillen.
Bei der Untersuchung der Täterbilder, die die griechischen
Jüdinnen und Juden entwickelten, läßt sich eine überraschende
Verlagerung der Schuld ausmachen, durch die die tatsächlichen
Aggressoren entlastet werden. Die Überzeugung, aufgrund
fortgeschrittener Assimilation keiner Gefahr ausgesetzt zu sein, erweist
sich als einer der Gründe für die Vertrauensseligkeit der jüdischen
Bevölkerung gegenüber den Deutschen. Die enge Lokalbindung der
Verfolgten und die mühsam erworbene Identifikation mit der Heimat wirken
nun wie ein Bumerang, der Fluchten verhindert.
Santin kommt zu dem Schluß, daß für das (Über-)Leben
griechischer Jüdinnen und Juden während des Holocaust das Herkunftsland
eine unerwartet große Rolle spielte und daß ihre Nationalität sowie ihre
Heimatverbundenheit maßgeblich ihr Denken und Handeln in Zeiten der
Verfolgung und Haft beeinflußten. Diese sich im Verlauf der gut lesbaren
Untersuchung stets aufs neue bestätigende Feststellung zieht sich wie
ein roter Faden durch die Texte.
Die Aufarbeitung der autobiographischen Zeugnisse ist auch
daher von besonderer Bedeutung, da der Umgang mit der Shoah "in
Griechenland über Jahrzehnte von Sprachlosigkeit gekennzeichnet" war.
"Die Überlebenden traten mit ihren Erfahrungen nicht an die
Öffentlichkeit, und die Öffentlichkeit wiederum verschwieg ihre
Vergangenheit und gegenwärtige Existenz." Erst vor wenigen Jahren wurde
dieses Schweigen gebrochen und jüdisches Leben in Griechenland rückte
mit "seiner reichen Tradition und seiner gewaltsamen, nahezu
vollständigen Auslöschung durch Deutsche vermehrt in den Blickpunkt."
Meine letzten Worte werden sein:
"Es lebe Griechenland!"
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten 70.000 Jüdinnen und
Juden in Griechenland. Rund 46.000 wurden in Konzentrationslager
deportiert...
Kriegsverbrecher:
Hunderte Anzeigen unbearbeitet
Am 16. August 1943 überfiel die 12. Kompanie des
Gebirgsjägerregiments 98 den griechischen Ort Kommeno und ermordete 317
Kinder, Frauen und Männer...
Griechenland unterm Hakenkreuz:
Hellas, Hellas, Mutter der Verzweiflung!
Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Griechenland von deutschen
Besatzern fortgesetzt und massenhaft schwere Verbrechen gegen die
Zivilbevölkerung verübt. Doch die Bundesrepublik verweigert den Dialog
mit den Opfern und setzt auf »geräuschlose Entsorgung« der
Entschädigungsforderungen...
Die Saat des Friedens:
Das Testament der Toten
von Distomo
Hier ist die Erde bitter, es ist die bittere Erde von Distomo. Vorsicht,
Besucher, gib Acht, wohin dein Fuss tritt - es schmerzt das Schweigen
hier, schmerzt jeder Stein am Weg, es schmerzt vom Opfer und auch vom
harten Menschenherz...
Essay über das ungelebte Leben:
Der Tod ist ein
Meister - Das Leben ein Lehrling
"Was die Schickung schickt, ertrage", so ein deutsches Sprichwort..
Torheit der Regierenden:
Gefälligkeitsrichter und Parteihistoriker
Man will das Kind ausschütten und das Bad behalten. Das Kind ist die
Gerechtigkeit gegenüber den Nazi-Opfern, welcher der BGH, d.h. ein
deutsches Gericht nach der Nazi-Ära verpflichtet sein müsste. Das Bad
ist die deutsche Ökonomie, in welcher noch immer viel Nazi-Raubgut
verbucht ist und bleiben soll.
Kumulierte Amoral im Fall Distomo (Griechenland):
Hinterbliebene der SS-Opfer fordern Gerechtigkeit
Heute läuft die Frist ab, die der Gerichtshof in Strasbourg der
Bundesregierung gesetzt hat, um zu einer Entschädigungsklage der
Hinterbliebenen der Opfer des SS-Massakers im griechischen Distomo
Stellung zu nehmen...
Deutsche Besatzungspolitik:
Griechenland
1941–1944
Ein Beispiel: Am Nachmittag des 10. Juni 1944 wurde die Dorfbevölkerung
von Distimo, die nicht in die Berge flüchten konnte, mißhandelt, Frauen
und Mädchen vergewaltigt und 218 Zivilisten auf unbeschreibliche Art
niedergemetzelt...
Entschädigung:
Alles, was Recht ist
Urteil im Distomo-Prozess...
SS-Massaker:
Es
war doch Krieg
In der kommenden Woche wird eine Klage von Überlebenden des SS-Massakers
in Distomo vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe verhandelt...
Griechenland unter dem Hakenkreuz:
Dunkelheit und Kälte
Jährlich reisen hunderttausende deutsche Touristen nach
Griechenland, seit Jahrzehnten leben zehntausende griechische Familien
in Deutschland – und dennoch kennen nur wenige Deutsche mehr als
Bruchstücke des dunklen Kapitels...
Auch die Opfer des Distomo-Massakers müssen entschädigt werden:
Gegen die Logik des Alles oder nichts
Journalistische Provokationen sind nützlich,
vor allem, wenn sie stereotype Haltungen und eingeschliffene Reaktionen
bloßstellen...
Bilderbuch:
Ein
Abstecher nach Athinah?
Früher fuhr die Fähre von Haifa nach
Piräos. Über Kafrisin (Limasol / Cypern), Rhodos oder Kreta, dauerte die
Reise 3 bis 4 Tage. Während der zweiten Intifada wurde die Linie
eingestellt. Niemand wollte mehr fahren...
Antisemitische Ausschreitungen in Griechenland:
SS-Runen und "Juden Raus"-Rufe in Athen und Thessaloniki
In Griechenland wurde von mehreren antisemitischen Manifestationen
berichtet, die sich im Laufe der Monate April und Mai ereigneten...
Mikis Theodorakis:
Israel
beklagt antisemitische Äußerungen
Israel hat sich bei der griechischen Regierung über
Äußerungen von Mikis Theodorakis beschwert...
Besuch des griechischen Präsidenten:
Israel -
Türkei - Griechenland
Der Besuch des griechischen Präsidenten in Israel ist ein weiteres
Zeichen der sich in Griechenland vollziehenden Veränderungen. Die
Wirtschaft wächst schnell, die Beziehungen zur Türkei waren noch nie so
gut, und Griechenland fühlt sich Europa näher denn je...
hagalil.com
07-12-03 |