[BESTELLEN?]
|
Ralf Balke:
Israel
2., durchgesehene und aktualisierte Aufl., 2002. 214 Seiten. Paperback.
EUR 11.90, ISBN 3-406-44786-4, Beck`sche Reihe
[BESTELLEN?]
In keinem anderen Land der Erde sind jahrtausendealte
Traditionen und aktuelle Politik so eng verwoben, so alltäglich präsent wie
in Israel. Und kaum ein Land ist so erklärungsbedürftig, so komplex und
wenig durchschaubar wie Israel.
Dieses Buch eines profunden Kenners bietet sich als Führer
an durch die Geschichte, die wechselvolle Entwicklung des Nahost-Konflikts,
die Zuwanderung und die verschiedenen Seiten der israelischen Gesellschaft;
es zeigt die große Bedeutung des Militärs und die Dynamik der Wirtschaft; es
beschreibt das reiche kulturelle Leben und den ganz eigenen Charakter von
Städten wie Tel Aviv und Jerusalem. Ein Buch, das unentbehrliches
Hintergrundwissen vermittelt.
Der Inhalt gliedert sich wie folgt:
Israel
- ein junger Staat mit jahrtausendealten Traditionen
Israels Landschaften
Israels Geschichte
- Israel in vier Jahrtausenden
- Von der Utopie zum Staat
Israel im Nahostkonflikt
- Krieg um das Land
- Kampf um den Frieden
Politik und Gesellschaft
- Das politische System
- Ethnisches Puzzle
- Das Militär
- Deutschland und Israel: ein Verhältnis von besonderem Charakter
Israels Wirtschaft
Israels Kultur
Anhang
"Das Militär
Zahal:
Eine Volksarmee
Leseprobe aus
Ralf Balkes "Israel"
2002. 198 S. m. 26 Abb. u. 6 Ktn., BECK - Beck'sche Reihe
Bd.886, Einband: Kartoniert/Broschiert, Best.-Nr. 8910336, ISBN 3406447864
[BESTELLEN?]
Zahal ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Volksarmee.
Fast jeder jüdische Israeli, egal ob Mann oder Frau, hat in einer der
Einheiten von Heer, Luftwaffe oder Marine seinen Dienst geleistet.
Wehrpflichtig sind Männer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren sowie
unverheiratete Frauen zwischen 18 und 26 Jahren.
Der Grundwehrdienst beträgt für Männer drei Jahre, für
Frauen knapp zwei Jahre. Doch damit nicht genug. Wer nach drei oder mehr
Jahren Armee studiert oder im Berufsleben steht, den läßt Zahal keinesfalls
in Ruhe. Bis zum Alter von 55 Jahren müssen Männer je nach Dienstgrad
zwischen 30 und 45 Tagen Reservedienst pro Jahr ableisten. Für Frauen gilt
diese Pflicht bis zum Alter von 50, jedoch werden sie äußerst selten dazu
einberufen.
Zahal nimmt also im Leben eines jeden jüdischen Bürgers
des Staates Israel einen zentralen Stellenwert ein. Hier treffen Israelis
unterschiedlicher Herkunft und gesellschaftlicher Stellung aufeinander:
Aschkenasim und Sephardim, die alteingesessenen Sabres und jüdische
Einwanderer aus aller Welt finden sich auf einmal in einer Einheit wieder.
Die Armee spielt deshalb gerade bei der Integration von Neueinwanderern eine
wichtige Rolle, für sie ist der Dienst in den Streitkräften so etwas wie die
Eintrittskarte in die israelische Gesellschaft. Hier lernen viele Hebräisch,
holen Schulabschlüsse nach oder machen eine Ausbildung. Kurzum, Zahal ist
ein Karrieresprungbrett in alle gesellschaftlichen Bereiche.
Zu den rund 177.500 diensttuenden Soldaten und Offizieren
(Stand 1994/95) addieren sich fast eine halbe Million Reservisten, die
innerhalb weniger Stunden einberufen werden können, und etwa 30 bis 35.000
Berufssoldaten, die den Nukleus einer jeden Einheit ausmachen.
Zahal ist allgegenwärtig. Wer vor oder nach dem Wochenende
öffentliche Verkehrsmittel benutzt, sieht Tausende von bewaffneten und
uniformierten jungen Männern und Frauen, die auf Heimaturlaub sind.
Überhaupt, jeder Besucher, der erstmals nach Israel kommt, ist vielleicht
ein wenig befremdet, an jeder Straßenecke auf bewaffnete Soldaten zu
treffen, gewöhnt sich aber rasch an den Anblick. Rekruten und Reservisten
auf der Fahrt vom Heimatort zu einem militärischen Stützpunkt oder Soldaten
in einem Cafe gehören einfach zum Alltagsbild. An allen Ausfallstraßen
finden sich Dutzende von Soldaten, die auf eine Mitfahrgelegenheit zu den
mitunter sehr abgelegenen Militärstützpunkten warten. Und es gehört zum
guten Ton, trampende Soldaten in seinem Privatauto mitzunehmen.
Von der Wehrpflicht befreit sind nur die jüdischen
Studenten an Lehranstalten der Ultra-Orthodoxen, den Jeschiwoth. Diese
Regelung basiert auf einer Vereinbarung zwischen dem ersten
Ministerpräsidenten David Ben Gurion und der jüdischen Orthodoxie aus dem
Jahre 1948. Damals betraf sie nur eine kleine Gruppe von 400
Jeschiwah-Studenten, und Ben Gurion dachte sich, dass ein solcher Kompromiss
einfacher sei, als Ultra-Orthodoxe zum Eintritt in die Armee zu zwingen, wo
sie dann aufgrund ihrer ablehnenden Haltung mehr hinderlich als nützlich
gewesen wären. Heute nehmen laut Angaben von Zahal 6 Prozent eines
Jahrgangs, also rund 29.000 Personen jährlich diese Regelung für sich in
Anspruch, die nachweisen können, dass das Schriftstudium für sie
Lebensinhalt ist und sie daneben keiner 'bezahlten oder unbezahlten' Arbeit
nachgehen können. Die tatsächliche Rate dürfte jedoch weit höher liegen. Die
Ultra-Orthodoxen verteidigen die Ausnahmeregelung damit, dass Angehörige
ihrer Gemeinschaften durch den Armeedienst dazu gezwungen wären, für sie
elementare religiöse Prinzipien zu verletzen. Zahal könne nicht dafür
garantieren, dass die Speisegesetze beachtet werden und Schabath gehalten
wird, außerdem verstoße die Armee gegen orthodoxe Moralvorstellungen, da
Frauen und Männer nicht getrennt dienen.
Das aber ist nur ein Teil der Wahrheit, denn viele Ultra-Orthodoxe erkennen
den Staat Israel gar nicht an. Ihrer Auffassung nach ist Israel kein
jüdischer Staat und darüber hinaus nicht einmal rechtens, da er auf keinem
göttlichen Schöpfungsakt beruht. Für sie kann nur der Messias persönlich
dies tun, und der war bekanntlich am 14. Mai 1948 nicht erschienen. Deshalb
weigern sie sich, den Dienst an der Waffe zu leisten. 'Die Heilige Schrift
ist der wichtigste Inhalt unseres Lebens. In unseren Augen hängt die Zukunft
unseres Volkes letztlich von der göttlichen Botschaft ab, weit mehr als von
jeder Armee', verteidigt der ultra-orthodoxe Abgeordnete Awraham Rawitz die
Sonderregelung.
Die absolute Mehrheit der Israelis aber dient in der Armee, ihnen stößt die
ablehnende Haltung der Ultra-Orthodoxen zunehmend sauer auf. Die Tatsache,
daß sie aufgrund des langen Wehrdienstes und regelmäßiger Reserveübungen
unter großen Gefahren einen nicht geringen Teil ihrer Lebenszeit für die
Sicherheit des Staates opfern, lässt immer mehr Rufe laut werden, die eine
Abschaffung der Ausnahmeregelung fordern..."
[BESTELLEN?]
...vom selben Autor
Die Templer:
Hakenkreuz im
Heiligen Land
von Ralf Balke, sutton verlag
1920 lebten rund 2.500 nicht-jüdische Deutsche in
Palästina. Der Großteil von ihnen gehörte der pietistischen
Tempelgesellschaft an...
[BESTELLEN?]
hagalil.com
19-05-05 |