Hans Peter Althaus,
Zocker, Zoff & Zores. Jiddische Wörter im Deutschen
C. H. Beck 2002
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"In den deutschen Medien
braucht man Ausdrücke jiddischen Ursprungs heutzutage meist nicht lange
zu suchen. Sie begegnen dem aufmerksamen Leser auf Schritt und Tritt,
während sie dem normalen Publikum schon gar nicht mehr auffallen." Mag
manch einer noch wissen, dass "Mischpoche" oder "Tacheles" aus dem
Jiddischen kommen, ist das bei Wörtern wie "Zoff", "Stuss", "schmusen"
oder "malochen" in Vergessenheit geraten. Über die Entlehnung und den
Prozess der sprachlichen Integration der jiddischen Ausdrücke ist
bereits einiges geschrieben worden. Hans Peter Althaus beschäftigt sich
im Anschluss daran mit der kommunikativen Funktion und der stilistischen
Qualität der jiddischen Wörter im Deutschen.
Jiddische Wörter sind seit langem
in die deutsche Sprache übergegangen, vor allem im Westen und Süden
Deutschlands, durch die Kontakte des Landjudentums, die Nachbarschaft
jüdischer und christlicher Familien in Dörfern und Kleinstädten,
schließlich durch den rasanten Anstieg der Stadtbevölkerungen im 19.
Jahrhundert und dem jüdischen Anteil daran. Der Gebrauch jiddischer
Wörter im Deutschen wurde früher im Bewusstsein ihres speziellen
Wirkungspotenzials verwendet, auch in antisemitischem Kontext. Nach dem
Zweiten Weltkrieg fielen die eingedeutschten Jiddismen dadurch quasi
unter ein Tabu und sind erst seit den siebziger Jahren wieder in die
deutsche Umgangssprache zurückgekehrt.
Mehr noch: "Während jiddische
Wörter in Bauernmundart und Stadtsprachen mehr und mehr zu einem
historischen Phänomen werden, das von der Wissenschaft als Zeugnis
jüdisch-deutscher Sprachsymbiose und einer schon fast vergangenen
Alltagskultur dokumentiert wird, hat der Gebrauch der Jiddismen in
Öffentlichkeit und Presse eine außergewöhnliche Eigendynamik
entwickelt." Heute gehören viele Wörter jiddischen Ursprungs zu
bestimmten Jargons, wie etwa in der Journalistik oder im Sport.
Althaus zeigt an exemplarischen
Beispielen die Rolle der Wörter jiddischer Herkunft in der Sprache der
Gegenwart, veranschaulicht an Presse und Literatur. Ein Glossar im
Anhang von gut 200 Wörtern bietet einen Überblick über häufig gebrauchte
jiddische Wörter und ihre Bedeutung.
Andreas Nachama schrieb in der "Welt": "Hans Peter
Althaus' Buch "Zokker, Zoff und Zores" ist kein Bote aus fernen Zeiten.
Es belegt, dass Juden in Deutschland nicht etwa einen Beitrag zur Kultur
geleitet haben: Sie hatten Anteil daran. Und trotz der Schoa, trotz des
Versuches, alles Jüdische aus dem Leben zu bringen, belegen die
jiddischen Wörter den Anteil des Jüdischen auf ihre eigene Weise gerade
da, wo man sie gar nicht mehr als jiddischsprachigen Ursprungs
wahrnimmt."
So werden
auch Kenner des Jiddischen überrascht sein, welche Beispiele Althaus
etwa in Sportberichten gefunden hat: "Beim FCK wird "Tacheles" geredet";
Ottmar Hitzfeld fordert gegen die Bayern "harte Maloche"; "miese Tricks"
und "Torwart-Macke" erklärt Althaus dabei vor dem
kultur- und sozialgeschichtlichen
Hintergrund des Weges in die deutsche Sprache.
Hans Peter Althaus ist Professor für Germanistische
Linguistik an der Universität Trier. Zu seinen aktuellen Projekten
gehören Untersuchungen zum jiddischen Lehnwortschatz im Deutschen und
zur Kultur- und Sozialgeschichte des Wortes 'mauscheln'. Ebenfalls im
Beck Verlag erschien Hans Peter Althaus' "Kleines Lexikon deutscher
Wörter jiddischer Herkunft". |