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51 Jahre TRIBÜNE auf fünf DVDs

Weihnachten 1959, 14 Jahre nach Kriegsende, erschreckten Hakenkreuzschmierereien an der Kölner Synagoge viele Juden. Sollte sich die Geschichte wiederholen? Auch auf der „offiziellen“ politischen Ebene kam es zu Protesten. Sonderlich wirksam waren diese politischen Maßnahmen gegen Antisemitismus offenkundig nicht. Die Zahl der antisemitischen Übergriffe ist in den letzten Jahrzehnten kaum zurück gegangen…

Von Roland Kaufhold

Otto R. Romberg, 1932 in Ungarn geboren, der als Jude nur mit viel sehr Glück überlebte, war alarmiert. 1956 war er nach dem gescheiterten Ungarnaufstand in die Bundesrepublik geflüchtet. “Mein erster Gedanke an diesem Wintertag war: Ich muss schleunigst weg, die Koffer müssen gepackt werden. Diese Luft konnte ich nicht mehr atmen,” erinnerte er sich 42 Jahre später in der TRIBÜNE. „Ein kalter Wintertag 1959“ hat er seine Erinnerungen überschrieben.

Otto R. Romberg und seine Ehefrau Elisabeth Reisch blieben in der Bundesrepublik. Es gelang ihnen, ihre Angst produktiv kulturell umzuformen: 1962 gründeten sie das vierteljährlich erscheinende Magazin TRIBÜNE. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums – jeweils knapp 200 Seiten. Es gelang ihnen, einen eindrucksvollen Stamm von Wissenschaftlern und Journalisten als Autoren zu gewinnen. Bis zu seinem Tod imSeptember 2010 war der ehemalige WDR-Redakteur Heiner Lichtenstein ‎ gemeinsam mit Otto R. Romberg Redakteur der TRIBÜNE.

Das Magazin war eine Erfolgsgeschichte: Im vorigen Jahr feierte die in Frankfurt am Main erscheinende TRIBÜNE mit einer Festveranstaltung ihr 50-jähriges Bestehen als unabhängiges, beharrlich gegen Antisemitismus wirkendes Magazin. Zugleich war dies die 200. Ausgabe.‎ Kurz darauf musste die TRIBÜNE aufgrund des einbrechenden Anzeigenmarktes jedoch aufgeben. Im Dezember 2012 erschien mit Heft 204 die letzte Ausgabe.

Dennoch: Auf der Website der TRIBÜNE werden weiterhin aktuelle Beiträge veröffentlicht. Und: Die Redaktion hat die letzten acht Monate gut genutzt. Soeben hat sie alle 204 Hefte der TRIBÜNE in digitalisierter Form auf 5 DVDs versammelt, ergänzt durch ein komplettes, benutzerfreundliches Sach- und Autorenregister- sowie einem Vorwort von Dieter Graumann, Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Ein beeindruckendes, leserfreundliches Archiv, welches 50 Jahre Kampf gegen Antisemitismus, Aufklärung über jüdische Geschichte und Israel bietet.

„51 Jahre Tribüne – Zeitschrift zum Verständnis des Judentums“. Digitale Gesamtausgabe 1962 bis 2012. Zum Preis für nur 30 Euro erhältlich über die Redaktion: tribuene_verlag(at)t-online.de

Laudation von Ignatz Bubis zur Verleihung des Leo Baeck Preis‘ 1996