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Eine deutsch-jüdische Kindheit in Theresienstadt

„Fragt mal, ob die sich noch an Tante Edith erinnern!“, gibt Edith Devries (73) ihren Kindern gerne mit auf den Weg, wann immer diese ihr von einem bevorstehenden Treffen mit jüdischen Bekannten erzählen. Denn falls diese Bekannten im Köln, Düsseldorf oder München der 50er bis 80er Jahre aufwuchsen, dann ist tatsächlich die Wahrscheinlichkeit recht gross, dass sich unter ihnen so manches ehemalige Kindergartenkind der langjährigen Erzieherin finden wird.

Bis vor kurzem wussten jedoch nur die Allerwenigsten, die Edith kennen, welch schwierige Erfahrungen auch sie als junges Mädchen in den Jahren der Schoah machen musste. Ihr kürzlich erschienenes Buch, „Nicht mit zu hassen, mit zu lieben bin ich da“, das in Zusammenarbeit mit ihrer Tochter Ruth Bader (41) entstand, bietet nun einen sehr persönlichen Einblick in das Schicksal der zugleich typischen und ungewöhnlichen deutsch-jüdischen Familie Devries…

Das Vertraute an dieser Familie ist, dass sie bis 1933 vollkommen in ihre nicht-jüdische Umwelt integriert lebte und ein zufriedenes Dasein auf dem Lande führte. Typisch ist auch, dass Ediths Vater Max als Veteran des Ersten Weltkriegs lange nicht glauben konnte, dass man einem stolzen Deutschen wie ihm nach dem Leben trachten würde. Eher ungewöhnlich ist hingegen die Tatsache, dass Max bereits 45 und Ediths Mutter Julie 40 Jahre alt war, als ihr Kind 1935 das Licht der Welt erblickte. Das Ausserordentliche an dieser Kleinfamilie ist darüber hinaus, dass es Max, kaum war er mit Frau und Kind aus Theresienstadt befreit, ohne Zögern wieder zurück in seinen Heimatort am Niederrhein zog.

Auf 220 Seiten und mit zahlreichen Abbildungen versehen berichtet Ediths Buch aus ihren Leben vor, während und nach ihren drei Jahren in Theresienstadt. In Anmerkungen bietet ihre Tochter Ruth zugleich ergänzende Details, die manche Aspekte der Erzählung näher beleuchten und den historischen Kontext verdeutlichen.

Seit der Veröffentlichung im Juni vergangenen Jahres stösst Ediths Buch auf ausserordentlich positive Resonanz. Zahlreiche Leser treten per Brief und über ihre aufschlussreiche Internetpräsenz (www.edithdevries.de) in Kontakt, um ihre Eindrücke mitzuteilen. Ganz besonders freut Edith an diesen Leserstimmen, dass ihr Hauptanliegen, nämlich mit ihren „Erinnerungen zum Glauben, zur Liebe und zur Hoffnung aller“ beizutragen, verstanden und angenommen wird. „Das ist wirklich ein Buch, das Spuren hinterlässt“, stellt Ruth Bader bei Durchsicht der eintreffenden Nachrichten fest.

Wie haben Mutter und Tochter das Buch auf die Beine gestellt, vor allem in anbetracht der Tatsache, dass Ruth nicht in Ediths Nähe, sondern im weit entfernten Australien lebt? „Ich reise ein bis zwei Mal im Jahr nach Deutschland, um meine Familie und Freunde zu besuchen“, erklärt Ruth, „Und da habe ich mehrere Jahre lang jedes Mal Videokamera und Aufnahmegerät mit in den Koffer gepackt und jede sich bietende Gelegenheit genutzt, mehr Informationen festzuhalten. Das war mal beim Kochen mit meiner Mutter, mal bei der gemeinsamen Durchsicht der zahlreichen Fotos und Dokumente, die sie all die Jahrzehnte lang gut verwahrt hat. Oft habe ich auch am Telefon in Australien spontan Gesprächsausschnitte aufgenommen, wenn meiner Mutter plötzlich eine Erinnerung aus der Kindheit einfiel. Zusätzlich habe ich unsere Verwandtschaft in verschiedenen Ländern kontaktiert, und alle waren gern bereit, Informationen für das Buch zur Verfügung zu stellen. Es war eine rundum positive Erfahrung.“

Das YouTube-Video auf Ediths Internetseite macht besonders anschaulich, wie Mutter und Tochter durch diese informell geführten Gespräche Geschichten für den Inhalt des Buchs sammelten. Zugleich trifft den Zuschauer die bis heute ungebrochen kindlich-naive Erzählweise Ediths immer wieder „mitten ins Herz“, wie eine Leserin es treffend formulierte.

Nicht mit zu hassen, mit zu lieben bin ich da
ist im Buchhandel sowie über zahlreiche Internetanbieter erhältlich.
ISBN 978-3-8370-6081-2, Paperback, 220 Seiten, ‚¬ 12,95
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[www.edithdevries.de]