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Isaak Behar:
Versprich mir, dass du am Leben bleibst
Ullstein Verlag 2002
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Leseprobe: Pogromnacht in der Fasanenstraße

Rundgang: Sephardische Juden in Berlin

Juden und jüdisches Leben in Berlin

März 2005
Ein Gespräch mit Isaak Behar:
"Ich wollte die Ehrenmedaille zurückgeben"
Jüdischer Gemeindeältester hofft auf Einsicht in Berliner Bezirksvertretung. Diskussion auf CDU-Veranstaltung gibt Hoffnung.

April 2005
Isaak Behar, Gemeindeältester der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, hat die ihm 1993 verliehene Bürgermedaille zurückgegeben, weil er sich durch die Äußerungen des Bürgermeisters von Steglitz-Zehlendorf, Herbert Weber (CDU), zum 8. Mai 1945 und dem Umgang mit diesem Tag zutiefst verletzt fühlt.

Ein jüdisches Schicksal:
Versprich mir, dass du am Leben bleibst

Rezension von Iris Noah

Sephardische Juden waren in Berlin immer eine kleine Minderheit. Abgesehen von Biografien einzelner bekannter Persönlichkeiten unter ihnen (Henriette Herz, Heinrich Heine, Rosa Luxemburg) wissen wir wenig über das Alltagsleben der kleinen Leute unter ihnen.

Aufgrund der guten Beziehungen zwischen dem osmanischen Reich und dem deutschen Reich kamen seit den 1890iger Jahren zahlreiche Juden vorwiegend aus Konstantinopel (heute Istanbul) nach Berlin. Viele schufen sich mit dem Handel oder der Reparatur von Teppichen ein Auskommen, so auch Nissim und Lea Behar. 1915 waren sie in Berlin während des ersten Weltkriegs angekommen und hatten Kohlrüben und Sauerkraut besser kennengelernt als ihnen lieb war. Nach zwei Töchtern kam 1923 der erste Sohn Isaak auf die Welt.

Er erzählt von seiner Kindheit im Berlin der 1920iger Jahre in der sephardischen Community, die ihre eigenen Speisen (Filas, Burekas, Boulemas), Sprache (ladino), Bräuche und auch eine Synagoge hatte. 1933 erwägt die Familie eine Auswanderung nach Spanien, kehrt jedoch nach einigen Wochen zurück, da sie dort nicht Fuß fassen konnte.

Der Schwerpunkt des Buches von Isaak Behar liegt auf der Zeit des Nationalsozialismus und dem Überleben im Versteck. Zu Beginn der Nazi-Zeit bekam die Familie Behar die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung nicht im gleichen Maße zu spüren wie die deutschen Juden und die Ostjuden, denn durch die türkische Staatsbürgerschaft hatten sie als "Ausländer" einen günstigeren Status. Isaak konnte die "deutsche" Schule noch besuchen als andere Juden schon vom öffentlichen Schulwesen ausgeschlossen waren. Wer bis jetzt nur davon wußte, daß die Türkei eine großer Zahl deutscher Emigranten - unter ihnen renommierte Künstler und Wissenschaftler - aufnahm, erfährt hier, wie 1939 auf Betreiben der Nazi-Regierung die türkische Regierung den im deutschen Reich lebenden türkischen Juden die türkische Staatsbürgerschaft entzog. Nicht nur die Behars müssen ihre türkischen Pässe abgeben und werden zu Staatenlosen. Nun ist auch diese Familie voll von den Diskriminierungen betroffen. Isaaks Mutter Lea gelingt es, für ihren Sohn ein Stipendium an der Privatschule von Leonore Goldschmidt zu bekommen, denn das reguläre Schulgeld würde den finanziellen Rahmen der Familie sprengen.

Isaak Behar erzählt, wie sich das Leben seiner Familie verändert bis hin zur Zwangsarbeit. Er versucht sich einen Rest von Normalität zu erhalten und ringt seiner Mutter das Zugeständnis ab, einmal in der Woche am Samstagnachmittag für zwei Stunden eine nicht-jüdische Freundin besuchen zu dürfen. Von einem dieser Ausflüge kommt er am 13. Dezember 1942 verspätet zurück und sieht, wie seine Familie zur Deportation abgeholt wird. An diesem Tag beginnt sein Leben als U-Boot, wie in Berlin die untergetauchten Juden genannt wurden. Zuerst lebt er auf der Straße, sieht aber schnell, daß er diese Existenzform nicht durchhalten kann. Er hat keine Kontakte aus seinem früheren Leben, von denen er sich Hilfe erwarten könnte.

In der letzten Verzweiflung wendet er sich telefonisch an einen "Goldfasan" (Parteigenosse mit goldenem Parteiabzeichen), der ihn als Zwangsarbeiter anständig behandelt hat und ihm nun zu seinem ersten Versteck in einer Einzimmerwohnung mit Außentoilette im Wedding bei einem Kommunisten verhilft. Durch sein oft unbedachtes Handeln bringt Isaak Behar sich, diesen und später auch andere Helfer in Gefahr. Als er sich in eine Frau verliebt und zu dieser zieht, bittet ihn sein erster Quartiergeber Hans Koslowski: "Versprich mir, dass du am Leben bleibst".

Isaak Behar schildert, wie schwierig es war im Versteck zu überleben. Er erzählt von denen, die ihm dabei halfen und spart auch seinen Leichtsinn nicht aus. Er geht einem Spitzel auf dem Leim, wird mehrmals festgenommen und kann immer wieder fliehen und wird von der Roten Armee befreit. Die ersten russischen Soldaten, denen er begegnet, nehmen ihn allerdings sehr schnell fest, denn daß er ein Jude sein soll, halten sie für eine Legende. Es findet sich unter ihnen ein jüdischer Soldat, der Isaak Behar aus dem Siddur (Gebetbuch) vorlesen läßt.

Das Buch ist klar und mitreißend geschrieben und trotz allem Schweren verliert der Verfasser nicht den Sinn für die Situationskomik, die in einigen Episoden steckt. Am Ende des Buches versteht man, warum Isaak Behar regelmäßiger Gast als Zeitzeuge bei der Landespolizeischule ist.

Schade ist nur, daß das Lektorat nicht erkannt hat mit diesem Buch das einzige Werk eines in Berlin überlebenden türkischen Juden zu publizieren und es deshalb unterließ, den Verfasser zu ermutigen diese Themenstrecke noch mehr zu thematisieren.

[UNTERSCHRIFTENSAMMLUNG]

Ein Gespräch mit Isaak Behar:
"Ich wollte die Ehrenmedaille zurückgeben"
Jüdischer Gemeindeältester hofft auf Einsicht in Berliner Bezirksvertretung. Diskussion auf CDU-Veranstaltung gibt Hoffnung...

Rund um den 60. Jahrestag des 8.Mai 1945:
Was ist eigentlich los in Steglitz-Zehlendorf?
Begonnen hat alles, als die Berliner Bezirksverordneten-Versammlung (BVV) von Steglitz-Zehlendorf über eine Eingabe der PDS-Abgeordneten Wagner zu befinden hatte, die den 8. Mai im Jahre 2005 als einen "Tag der Befreiung" zu begehen beantragte...

hagalil.com 31-01-04











 

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