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Martin Wassermair / Katharina Wegan (Hrsg.):
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Ein streitbares Lesebuch zu Geschichtspolitik und Erinnerungskultur in Österreich

StudienVerlag 2006
Euro 27,90

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Ein streitbares Lesebuch zu Geschichtspolitik:
"Österreichertum und Barbarei absolut unvereinbar"?

Eine Rezension von Karl Pfeifer

Bis auf den englischsprachigen Titel gefällt mir alles an diesem 213 Seiten umfassenden Buch. Der Titel könnte gerade die jungen Leser abschrecken, für die dieses Buch in erster Linie gedacht ist. Das Buch enthält 23 Texte von 21 Autoren. Alle setzen sich kritisch mit der Zweiten Republik auseinander, insbesondere finden wir darin radikale – im Sinne von an der Wurzel packen – Reaktionen auf das blau-schwarz eingefärbte "Gedankenjahr" 2005.

Marlene Streeruwitz beschreibt die provinzielle Enge meiner Geburtsstadt Baden bei Wien, in der mancher Bürger noch heute mit Zorn reagiert, wenn man daran erinnert, was da in den Tagen und Wochen nach dem "Anschluss" geschehen ist.

Burghart Schmidt fragt ob man die Republik Österreich 2 in Frühpension schicken kann, mit vollem Recht beanstandet er u.a. dass die Presse, "heute als Star und Leit-Kommentatoren solche wie Mölzer, Strache, Stadler heraushängt."

Geistreich und witzig der Beitrag Öberdösis ÖÖÖ von Tina Leisch. Sie zitiert eine Aussendung des österreichischen Staatsarchivs, die wider Erwarten keine Parodie war.

Und sie bringt ein Zitat von Leopold Figl, das man meiner Meinung nach, als Ausdruck österreichischen Geistes in Stein meißeln und direkt neben dem Republikdenkmal am Albertinaplatz platzieren sollte. "Der Hitlerwahnsinn mit seinem barbarischen Totalitätsanspruch musste an dieser österreichischen Wesenheit scheitern, denn Österreichertum und Barbarei sind absolut unvereinbar. Ernste und ehrliche Forscher haben im Preußentum wesentliche Elemente rassischer Durchsetzung mit mongolischen Elementen festgestellt" (zitiert nach Sylvia Köchl, "Das muß gefeiert werden!" in MALMOE 23/2004)

Der folgende Vorschlag von Tina Leisch hat anscheinend vorläufig keinerlei Chance von der Republik Österreich gefördert zu werden: "Vielleicht sollte man die Genealogie der Kultur des Katzbuckelns und Nörgelns, des Jasagens, der Obrigkeitshörigkeit und Konfliktscheu erforschen und Trainingsprogramme dagegen entwerfen."

In seinem zweiten Beitrag setzt sich Ljubomir Bratic mit den Ausstellungen "als Ort der Macht" auseinander. Er verweist auf unverfrorenen Geschichtsrevisionismus, der in offiziellen Ausstellungen zum Ausdruck kommt.

Martin Wassermair kritisiert die 2005 stattgefundene Ausstellung Das neue Österreich.

Wolfgang Neugebauer erklärte dazu "Eine Jubelausstellung, die einseitig nur die Erfolgsstory der Zweiten Republik beinhaltet, kann von mir nicht mitgetragen werden, die Thematisierung der Schattenseiten der positiven Entwicklung Österreichs halte ich für unverzichtbar."

Peter Weiser, der diese Ausstellung mitgestaltete "versuchte vom strengen Urteil des Historikers [Neugebauer] abzulenken" indem er einen haarstäubenden "Versuch der persönlichen und institutionellen Diskreditierung, der nicht nur jeder Grundlage entbehrte" lancierte.

Gedenkkultur, Jänner 2006 von Marlene Streeruwitz  und Das Recht der Erinnerung. Geschichtsrevisionismus und Vergangenheitsverleugnung im Jubeljahr von Doron Rabinovici sollten Pflichtlektüre für Mittelschüler werden und werden es vielleicht noch einmal.

Auch alle anderen hier nicht aufgeführten Artikel sind lesenswert und informativ.

Wer so wie ich, das dumpfe Österreich der 50er Jahre erlebte, der kann beim Lesen dieses Buches den Unterschied ermessen. Ein aufgeklärtes weltoffenes Österreich als Gegenmodell zur Zweiten Republik, die noch so viel Elemente der Volksgemeinschaft perpetuiert(e), scheint möglich.  Zu befürchten ist aber, dass man noch lange darauf wird warten müssen.

hagalil.com 01-07-07











 

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