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Die verleugnete Frau:
Fiktion um Julie Herzl

Von Andrea Übelhack


Eda Zoritte,
Die
verleugnete
Frau

Orgler 2002
Euro 24,00

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In dem Erinnerungsband "Zeitgenossen über Herzl", herausgegeben von Tulo Nussenblatt, beschreibt Rabbiner Feuchtwang aus Wien einen Besuch im Hause Herzl. Nachdem er einige Minuten warten musste, kam er mit Frau Herzl ins Gespräch, die sich bei ihm die Arbeitslast ihres Mannes beklagt habe, so Feuchtwang. Bitterkeit darüber, dass er dem Haus und der Familie verloren ginge, war aus ihren Worten zu hören. Für Feuchtwang schien klar zu sein, dass Julia Herzl es nicht begreifen konnte, dass sich ihr berühmter Mann so aufopferte: "Daß ein wahrhaft Großer auch Märtyrer sein müsse, wollte sie nicht zugeben, zumal ihre Seele offenbar die Größe der Idee und deren unabsehbare Bedeutung für die Juden der Welt nicht erfaßte."

Es sind Erinnerungen wie diese, die Eda Zoritte unter anderem dazu veranlasst haben, einen fiktiven Roman über "die verleugnete Frau" zu schreiben. Die Biographie von Julie Herzl, geborene Nachschauer, die sechzehn Jahre lang mit Herzl verheiratet war und ihn um nur drei Jahre überlebte, ist nirgends aufgezeichnet. Die Forschung zu Herzl selbst enthält nur wenige Hinweise auf diese Frau, die viele Zeitgenossen negativ erwähnen, als "Stolperstein" auf Herzls sowieso schon beschwerlichem Weg.


Herzls Frau Julia im Jahr ihrer Hochzeit 1889
Foto:
Pädagogik Zentrum der Jewish Agency

Eda Zoritte benutzte beim Schreiben des Romans Herzls Tagebücher, die wenigen Briefe an Julie, die noch vorhanden sind, sowie das vereinzelte Archivmaterial. Die Autorin hat viel recherchiert und sicherlich große Mühe damit gehabt. Die übrige Geschichte hat sie fiktiv hinzugefügt. Schade, dass das Ergebnis eher ernüchternd bleibt, denn die Handlung erscheint allzu künstlich erschaffen.

Zoritte wendet einen Kniff an, der Julie Herzl lebendiger erscheinen lässt, sie lässt sie ganz einfach nicht sterben. "Wir haben jetzt Ende März 1908, das heißt, seit meinem angeblichen Tod sind vier Monate vergangen. Ich schreibe diese Dinge in meinem Zimmer im Sanatorium für Nervenkranke im Bezirk Westchester im Staat New York. Hier werde ich – das Opfer eines niederträchtigen Plans – gegen meinen Willen festgehalten", eröffnet die Autorin den Roman aus der Perspektive von Julia Nasch alias Julie Herzl/Naschauer. Geschrieben sind diese Sätze auf einigen Blättern, die im Nachlass von Herzls Frau, zusammen mit Tagebüchern aus den Jahren 1922-25 gefunden wurden. Mit diesem fiktiven Kniff ermöglicht Zoritte Rückblicke in die Zeit der Ehejahre mit Theodor Herzl, wie auch die Entwicklung der Person Julia Nasch in ihrem neuen Leben.

Leider wirken viele Details der Geschichte überzogen, sei es die aufwendige Geschichte um Julie Herzls angeblichen Tod, der in Wirklichkeit verdeckte, dass sie die Zionistische Bewegung loswerden wollte und gewaltsam nach Amerika schaffen ließ, oder seien es die detaillierten Beschreibungen aus Julie Herzls Sexualleben, das sie mit ihrem Gatten nicht ausleben konnte.

Trotzdem, Eda Zorittes Roman bietet interessante Einblicke in die reale Biographie Herzls, und zeugt von tiefgründiger Auseinandersetzung mit dem zionistischen Führer.

hagalil.com 11-07-03











 

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