Margrit Fröhlich/Hanno Loewy/Heinz Steinert (Hg.):
Lachen
über Hitler-Auschwitz-Gelächter?
Filmkomödie, Satire und Holocaust
edition text+kritik im Richard Boorberg Verlag 2003
Euro 27,50
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Filmkomödie, Satire und Holocaust:
Lachen über Hitler-Auschwitz-Gelächter?
"Was bedeutet das Lachen im Kontext eines
Verbrechens, das alle traditionellen Narrative, ja die Möglichkeit des
Erzählens selbst zu sprengen scheint? Was bedeutet es, über Täter zu
lachen, die "banal" und monströs zugleich erscheinen? Worüber lacht wer,
wenn der Holocaust, die Vernichtung der europäischen Juden, zum
Gegenstand absurder Geschichten, schwarzen Humors und komischer
Narrative wird?" Dies sind nur einige der Fragen, die der Sammelband
"Lachen über Hitler - Auschwitz-Gelächter?" beantworten will.
Dabei wird ein Bogen gespannt von den beiden Klassikern
"The Great Dictator" und "To Be Or Not To Be" bis hin zu Roberto
Benignis "La Vita E Bella" von 1997. Der Band, der aus einer Tagung der
Evangelischen Akademie Arnoldshain, des Fritz Bauer Instituts und der
Universität Frankfurt a.M., beschäftigt sich dabei sowohl mit
allgemeinen fragen des Genres, als auch mit exemplarischen Analysen
einzelner "Shoah-Komödien".
Chaplins großes Meisterwerk "Der große Diktator" und
sein weniger bekannter Film "Monsieur Verdoux" werden dabei von
Burkhardt Lindner sowohl in ihrer Entstehung als auch in ihrer Bedeutung
für die heutige Filmwelt analysiert. Ronny Loewy untersucht die
Darstellung von Nazis in den Anti-Nazi-Filmen aus Hollywood, die er als
"amerikanische Konstruktionen von Nazis" zeigt.
Ein gesonderter Teil untersucht das Lachen als Phänomen,
das zwischen Generationen vermitteln kann. Die Rezeption von Begninis
"Das Leben ist schön" dient hier der Frage nach einer neuen Moral in der
Darstellung der Shoah und der Veränderung von Erinnerungsformen.
Schließlich werden gesondert neuere Komödien und Remakes
untersucht, die die Absurdität der Shoah zum Gegenstand haben. Margrit
Fröhlich untersucht die Verfilmungen von Jurek Beckers "Jakob der
Lügner", die originale Fassung von 1974, eine DEFA Produktion in
Zusammenarbeit mit dem Autor selbst, und die Neufassung von 1999 mit
Robin Williams in der Hauptrolle. "Das Absurde als Element der Komik"
ist Thema von Geraldine Kortmanns Anmerkungen zum Film "Train de Vie",
der die Reise einer jüdischen Gemeinde beschreibt, die sich als
Nazi-Aufseher und Deportierte verkleiden und mit einem getarnten Zug die
russische Grenze erreichen wollen.
Eine wertvolle Ergänzung ist die 50-seitige Filmografie
von Hanno Loewy im Anhang, die Filmkomödien und filmische Satiren der
Shoah und ihrer Nachwirkung seit 1940 auflistet. Der Band sei jedem, der
sich für Filmgeschichte interessiert, wärmstens empfohlen.
al / hagalil.com
03-10-04 |