"Priorität Palästina":
Islamischer Antisemitismus und deutsche Politik
Eine Rezension von Karl Pfeifer
Es vergeht keine Woche, ohne antisemitische Propaganda in
palästinensischen Medien, es vergeht kein Tag, ohne dass aus dem von Hamas
beherrschten Gazastreifen Raketen auf israelische Städte und Dörfer
abgefeuert werden und immer wieder melden sich dann deutsche (und
österreichische) Politiker, die entweder beide Seiten zur Mäßigung aufrufen,
oder glauben Israel mit guten Ratschlägen versorgen zu müssen.
Matthias Küntzel beantwortet vor diesem Hintergrund die Fragen:
Wie ist der islamische Antisemitismus entstanden?
Wie hängen islamischer Antisemitismus und der Nahostkonflikt zusammen?
Warum wird Hitler noch heute in vielen arabischen Ländern verehrt?
Warum leugnet die iranische Staatsführung den Holocaust?
Was tut die deutsche Außenpolitik, um den islamischen Antisemitismus zu
bekämpfen und seinen Transfer nach Deutschland zu stoppen?
Küntzel zitiert aus dem von Nahostexperten der CDU, der SPD und der Grünen
gemeinsam verfassten Dokument "Eckpunkte einer deutschen Nahost-Politik":
"Die
Unterstützung der palästinensischen Staatswerdung ist prioritär. Die
finanzielle Hilfe, die das palästinensische Gemeinwesen direkt oder indirekt
aus Deutschland erhält, übersteigt die Hilfe jedes einzelnen anderen
Staates. Diese Unterstützung ist eine bewusste und richtige Entscheidung
deutscher Politik, und Deutschland sollte sich seiner Rolle als
Geburtshelfer und Pate des zukünftigen palästinensischen Staats nicht
entziehen."
Küntzel bemerkt dazu: "Pate der Palästinenser! Warum sollten gerade Deutsche
diesen Paten abgeben? Weil sie an Palästinensern "gutmachen" müssen, was an
Juden schlecht gemacht worden ist? Warum will man Pate ausgerechnet der
Palästinenser sein?...
Wie
steht es aber um die "Priorität Palästina", wenn der Terror der Islamisten
den Weg zu einer palästinensischen Staatlichkeit immer wieder blockiert?
Auch dieser Fall ist in den "Eckpunkten" antizipiert: "Deutschland soll
deutlich machen, dass es den überwiegend arabischen Charakter des Nahen und
Mittleren Osten erkennt und die Beziehungen zur arabischen Welt nicht vom
Erfolg des Friedensprozesses abhängig macht." Die Rangfolge ist eindeutig:
Die Beziehungen zur arabischen Welt werden nicht davon abhängig gemacht, wie
diese zum Erfolg eines Friedensprozesses beitragen. Sondern der
Friedensprozess und die damit verbundene Sicherheit Israels werden den
Beziehungen zu den arabischen Regimes untergeordnet. Diese aber sind nicht
selten aus innenpolitischen Gründen an der Fortsetzung des Konflikts
zwischen Israel und den Palästinensern interessiert. Priorität "Palästina"
und – dem übergeordnet – Priorität "Arabische Welt".
Küntzel weist in seiner Einleitung auf die Tatsache hin, dass in Deutschland
(und auch in einigen anderen Ländern der EU) eine "antisemitische Aufhetzung
muslimischer Jugendlicher" durch einige Fernsehstationen erfolgt und die
religiöse Dimension diese Hetze, der Juden dehumanisiert und dämonisiert,
unterschätzt wird: "Der Judenhass der Nazis wird mit dem spezifischen Furor
des Religionskriegs vereint".
Er
beklagt nicht nur einen Zustand, sondern zeigt auf, welche Verantwortung
dafür Politiker tragen und was sie machen könnten, um dagegen anzukämpfen.
Die vielen periodisch veranstalteten großen Anti-Antisemitismus-Konferenzen
haben bislang vermieden, sich mit diesem Problem, dass in Europa straflos
und geduldet von den Behörden eine ungezügelte Hasspropaganda, die mitunter
direkt zum Mord an Juden auffordert, entfaltet wird, zu befassen.
Küntzels Jihad and Jew-Hatred: Islamism, Nazism and the Roots of 9/11
wurde mit dem Grand Prize des 2007 London Book Festival ausgezeichnet
und seine Texte über Islamismus und Antisemitismus wurden in elf Sprachen
übersetzt. Matthias Küntzel ist nicht nur ein international anerkannter
Politikwissenschaftler sondern auch ein Publizist, der ein leserfreundliches
brillant schlüssiges Buch vorgelegt hat, das größtmöglichste Verbreitung
verdient.
Leseprobe
Epilog: Der Mufti und die
Deutschen
Buchrezension zu Matthias Küntzel:
Djihad und Judenhaß
hagalil.com
21-02-08 |