antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

hagalil.com
Search haGalil

Newsletter abonnieren
 
 
 

 


Shmuel Kedi:
Auf ewig fremd
...jedoch nicht im Morgenland

Glaré Verlag 2004
Euro 14,90

Bestellen?

Auf ewig fremd:
Jedoch nicht im Morgenland

"Es ist aussichtslos jüdisch, ewig in der Wohin-Zone zu kampieren" stellt Joav fest. Seine Flucht aus dem israelisch-palästinensischen Konflikt nach Deutschland endet erneut an der äußersten Front - diesmal des türkisch-kurdischen Konflikts. Das ewige Fremdsein versucht Joav zu überwinden mit der Reise aus seiner Wahlheimat in das Ungewisse tief im Orient, wo alles mal begonnen hat.

Die Kurdin Fatma führt ihn im Namen einer aussichtslosen Liebe zu ihrem Geburtsdorf im Gebirge Kurdistans. Die Reise verläuft auf einer endlosen Asphaltroute entlang der türkischen Küste bis hin zur irakischen Grenze. Symbiotische Leidenschaft, gewaltsame Ablehnung und die unerbittliche Verfolgung durch einen Geheimdienstler und Fatmas zornige Verwandtschaft kennzeichnen ihre befristete Zweisamkeit.

Armut und nationaler Zwiespalt einer Nation am Scheideweg zwischen Islam und Demokratie werden behutsam geschildert in diesem Road-Roman, der zugleich den anderen Reiseführer für die Türkei verkörpert.

Mehr zu Shmuel Kedi

LESEPROBE

Am Rande einer gewaltigen Felderlandschaft, die einer Steppe ähnelt und deren großes Ende der Horizont markiert, steigen wir aus dem Fahrzeug. Dürres Weideland, Tabakfelder und ein Wind, der über die Ebene streicht. Ein breites Land. Ich stehe in der tiefen Mitte einer endlosen Landschaft. Ein Mann aus einem winzigen und zerstrittenen Land. Morgen fahren wir ins Kriegsgebiet. Ich kehre nach genau zwanzig Jahren zum Schlachtfeld zurück und Semra will mit mir ein Heim bauen, genau in der Mitte von Niemals. Dieses sich anbahnende Ereignis in meinem Leben könnte meiner Verwandtschaft als endgültiger Beweis für meine Unzurechnungsfähigkeit dienen.

Wir marschieren in die Steppe. Ein eisig kalter Wind bläst seine Herrschaft auf alles, was ihm im Weg steht. Ich kann ihn sehen. Er galoppiert nackt, fast himmelsgroß und furchtlos den Bergen entgegen und alles kniet gefügig nieder bei seinem Erscheinen. Der Himmel ist eisblau. Es ist ein breites Land.

Tränen brechen aus meinen Augenwinkeln. Aus Müdigkeit? Ist es der Wind, der erbarmungslos mein Gesicht peitscht? Ich weine wie ein Kind. Vergrößere den Abstand zu jenen Menschen, die dieses Land als ihre Heimat bezeichnen. Ich beweine meine Einsamkeit. Fern von der Heimat. Wenn ich nur wüsste von welcher? Ich weine, weil ich nie im Angesicht einer unendlichen Steppe stand und meine Atemzüge so verloren zwischen Raum und Zeit schweben.

"Joav!" Wo sind sie? Dort stehen sie vor einem runden Steinbecken von welchem sich weiße Dämpfe trotzig dem Winter entgegen heben. Semra lächelt glücklich. Erkan betrachtet mich besorgt. Er entschuldigt sich bei ihr und kommt mir auf einem unmarkierten Feldweg entgegen. Inmitten der türkischen Steppe stehen wir uns allein gegenüber.

"In deinen Augen flimmert orientalischer Trübsinn." Trotz seiner Wut meint der Mann es gut mit mir.
"Erkan, mach nur für ein paar Sekunden Pause von deiner verrückten Leichtigkeit. Semra glaubt tatsächlich, dass ich sie bald heiraten werde. Ich bin todmüde und morgen brechen wir ins Kriegsgebiet auf." Seine respektlose Haltung gegenüber allen Konventionen wird er nie aufgeben, aber das Weinen hat er auch nicht verlernt.
"Ich wollte dich nur einmal glücklich erleben." Er weint.

"Ich wollte dich glücklich erleben, jenseits deines bleischweren Lebensmuts. Die Jahre in Europa haben deinen Geist gelähmt."

Der Wind fegt seine Worte über die Felder. Er spricht über das Existenzrecht des wilden Genusses gegenüber veralteten Moralvorstellungen. Ich will mich an einem offenen Ort ohne Namen verlieren.

Nach der Versöhnung, die wir mit unseren Tränen besiegelt hatten, marschierten wir wie König Saul und Abschalom zur warmen Kuhle. In diesem Land gilt es Grenzen zu sprengen - Völkergrenzen wie Vernunftgrenzen, auf persönlicher wie auch auf nationaler Ebene, je nach Gemütslage. Pech und Glück sind hier nur im großen Maßstab willkommen. Wer will schon jetzt über Reue und Trauer danach sinnieren?

hagalil.com 25-10-04











 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2014 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved

ehem. IDPS (Israeli Data Presenting Services) Kirjath haJowel, Jerusalem