Eine Buchneuerscheinung schließt eine Lücke:
"Schwarze Geister, neue Nazis"
Der renommierte
Extremismus-Experte und Fernsehjournalist Dr. Rainer Fromm liefert einen
wichtigen Beitrag zur offensiven Auseinandersetzung mit
totalitär-extremistischen Bestrebungen und ihren Gefahren für die
demokratische Gesellschaft
Von Jörg Fischer-Aharon
Schon seit etlichen Jahren beobachtet der Autor
totalitäre Jugendsubkulturen und dokumentierte diese, ihr bizarres
Innenleben und ihre menschenverachtenden Ideologien nicht nur in
Printmedien, sondern auch in TV-Reportagen für Magazinsendungen wie
Frontal21 (ZDF) oder Fakt (ARD). In dem nun vorliegenden Werk werden aber
nicht nur jahrelange Rechercheergebnisse der Öffentlichkeit in
verständlicher Form vorgestellt, sondern auch aktuelle Ereignisse und
Entwicklungen analysiert und detailliert dokumentiert.
Das Buch belegt: Die scheinbar so unterschiedlich,
voneinander unabhängigen Jugendsubkulturen wie Grufties, Black Metal,
Satanismus, Vampirismus und Rechtsextremismus haben mehr Schnittmengen, mehr
Berührungspunkte als das bislang bekannt war. Und auch in den Methoden der
Anwerbung insbesondere von Jugendlichen und Schülern bedienen sich diese
ähnlicher Methoden und locken mit einer menschenverachtenden Ideologie, die
sich fragmentartig oder sogar größtenteils identisch in fast allen der
genannten Subkulturen wiederfindet.
Wesentliche Bestandteile der Ideologien der totalitären
Subkulturen sind neben Sozialdarwinismus und der Verachtung vermeintlich
Schwächerer, vor allem die Wahnvorstellung von der "Überlegenheit" der
"arischen Rasse", ein hasserfüllter Antisemitismus, die Glorifizierung
selbst bestialischer Gewalt und Grausamkeit und militante Homophobie. Die
kompromisslose Ablehnung aller moralischen und ethischen Werte ist hierbei
schon eine Selbstverständlichkeit. Und das wichtigste Werbemittel ist
zugleich eine der entscheidenden Säulen bei der Indoktrination insbesondere
der jugendlichen Szeneangehörigen mit der Ideologie: Musik.
Jede Subkultur weist eine kaum noch zu übersehende Anzahl
von Bands, Musiklabels und szenespezifischer Geschäfte auf, die teilweise
mit sicherlich unterschiedlichen Gewichtungen und Stilelementen, aber mit
gemeinsamen ideologischen Stoßrichtungen nicht nur die Vermittlung des
beschriebenen Weltbildes übernehmen und so die geistigen Grundlagen für zum
Teil schockierende Gewalttaten schaffen, sondern sie sind auch die Basis für
eine äußerst lukrative und florierende subkulturelle Industrie, in der
Millionen umgesetzt werden.
Rainer Fromm schont in seinem Buch weder die Subkulturen,
die er in ihrer ganzen Gefährlichkeit im Licht der Öffentlichkeit darstellt,
er schont auch die Leser nicht: Sie werden konfrontiert mit Liedtexten, mit
der Dokumentation wie Szeneangehörige zum Teil auf brutale Art und Weise ihr
Weltbild in die Tat umsetzen. So ist das Buch, und das gehört zweifelsfrei
zu seinen zahlreichen Stärken, keine abstrakte Auseinandersetzung mit "dem
Bösen" schlechthin, sondern eine realitätsbezogene und ungeschminkte
Darstellung dessen, wovor man am liebsten die Augen verschließen und wovon
man nichts wissen will.
Dem Buch wird viel mehr als nur ein flüchtiger Blick in
einen vielschichtigen Sumpf aus Menschenhass, Gewalt und barbarischen
Sadismus gewährt. Aber dieser schonungslose Blick auf die nackten Tatsachen
ist notwendig, denn zu lange hat man offenkundig eine Entwicklung
verschlafen, deren Gefährlichkeit nur schwer abzuschätzen ist. So fragt man
sich verwundert, warum nicht härter gegen Gewalt verherrlichende Musik
vorgegangen wird, warum man in den Verfassungsschutzberichten nicht wirklich
etwas über nationalsozialistische Tendenzen und Inhalte bei den
beschriebenen Subkulturen außerhalb des klassischen Rechtsextremismus
findet.
Die Authentizität und Verwertbarkeit des Buches in der
politischen und pädagogischen Arbeit wird durch Gespräche mit
Szeneangehörigen, aber auch durch Gastbeiträge ehemaliger Angehöriger
verschiedener Subkulturen unterstrichen. Allerdings wird das Arbeiten mit
dem Buch dadurch etwas erschwert, da es auf Register verzichtete. Dafür gibt
es eine Kontaktliste für Hilfesuchende und umfangreiche Literaturhinweise.
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10-02-08 |