Lea Fleischmann und Chaim Noll:
Meine Sprache wohnt woanders
Rezension von Karl Pfeifer
Die beiden Autoren, Lea Fleischmann und Chaim Noll
wurden im Nachkriegsdeutschland geboren, beide erzählen aus ihrem Leben in
ihrem Geburtsland und in ihrem Heimatland Israel, wohin sie eingewandert
sind.
Während Fleischmann, die Tochter von DP-s ist und in der
alten Bundesrepublik aufwuchs, wurde Chaim Noll als Kind einer
privilegierten kommunistischen Familie in der DDR geboren. Beide
Lebensgeschichten sind spannend und man empfindet tiefe Sympathie mit den
Autoren, die auch sehr viel beschreiben, was ihnen Schmerz verursacht hat.
Das Buch hat neben der sehr privaten auch eine politische
Dimension. So fragt Chaim Noll: "Sind die Argumentationsmuster heutiger
Israel-Gegner so verschieden von denen meiner mit ihrem Staat versunkenen
Lehrer? Ist, was europäische Medien heute von sich geben, so verschieden von
den damaligen Tiraden der Partei-Zeitungen "Neues Deutschland" oder
"Prawda"? Wie kommt es zu dieser verblüffenden Nähe? Liegt es an Israel ewig
gleich bleibender Schuld? Oder daran, dass sich die bekannte kommunistische
Wahrheitsliebe im Fall Israel mit der des heutigen Europa deckt? Dass
europäische Staaten inzwischen dieselben Terrororganisationen unterstützen
wie damals die Sowjetunion? Auch die anti-israelische Politik der
Sowjetunion wurde, wie ich mich erinnere, mit Friedensliebe begründet..."
Lea Fleischmann erklärt: "Die große politische
Errungenschaft des letzten Jahrhunderts in Europa war die Ausbreitung der
Demokratie. Die europäischen Politiker müssten den arabischen Despoten
gegenüber ganz anders auftreten. Aber leider hofierten sie die arabischen
Tyrannen, weil sie sich die guten Beziehungen mit den Ölländern nicht
verderben wollen."
Man würde sich wünschen, dass in deutschsprachigen
Fernseh- und Rundfunkanstalten nicht immer die gleichen Israelis, die kein
gutes Haar am eigenen Land lassen, zu Wort kommen. Menschen wie Lea
Fleischmann oder Chaim Noll wird leider viel zu selten Gehör geschenkt.
Die beiden Autoren haben ein außerordentlich starkes,
überzeugendes Buch vorgelegt, das sich auch als Geschenk vorzüglich eignet.
hagalil.com
28-02-06 |