Peter Finkelgruen und Gertrud Seehaus:
Opa und Oma hatten kein Fahrrad
Eine Geschichte, bei der die ganze Welt eine Rolle spielt
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Peter Finkelgruen und Gertrud Seehaus:
Eine Geschichte von Oma, Opa und keinem
Fahrrad
Geschichte, gerade wenn sie schwierige, belastete Themen
enthält, vermag sich an die nächste Generation vor allem über Erzählungen zu
vermitteln...
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Opa und Oma hatten kein Fahrrad:
Deutsch-jüdische Vergangenheit im Kinderbuch
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 5. Februar 2008
"Wie kann man Kindern nur solche schreckliche
Geschichten erzählen?" Die Frage war an Peter und Gertrud gerichtet worden.
"Da sind wir aber böse geworden. Wir haben ihn gefragt, was wir Euch sagen
sollen, wenn Ihr Opa auf einem Foto zwischen lauter Chinesen seht."
Peter, das ist Peter Finkelgruen, 1942 in Schanghai
geboren, wohin seine jüdische Familie aus Nazi-Deutschland geflohen war.
"Die Macht der Deutschen reichte bis nach Schanghai. Sie hatten die
verbündeten Japaner überreden können, die Juden in Schanghai – genau wie in
Deutschland... – in ein Getto zu sperren." Peter war keine zwei Jahre alt,
als sein Vater starb: "Wo es eng, schmutzig und düster ist, sterben die
Menschen wie die Fliegen."
Gertrud ist Gertrud Seehaus, Peters Frau. Sie stammt aus
dem Saarland und musste aufs Land ziehen, nachdem sie mit ihrer Familie
während des Krieges in Bonn ausgebombt worden war. "In Gertruds Familie
waren schon tot:" heißt es da vor einer langen Liste von Onkels. Und dann
steht da, wie der Postbote ein Telegramm bringt. So erfuhr Gertrud, dass ihr
Vater als Wehrmachtssoldat gefallen war.
Gertrud und Peter haben es sich gemeinschaftlich zur
Aufgabe gemacht, ihren eigenen Enkeln David und Anna die Geschichte ihrer
Familien zu erzählen. Einfühlsam und ohne Schminke beschreiben sie mit
leichtverständlichen Worten das Schicksal der Juden in den
Konzentrationslagern und das Schicksal der Deutschen während des Krieges. Es
ist eine Familiengeschichte, wie sie für viele stehen könnte, nur dass die
Omas und Opas von Anna und David auf zwei Seiten einer grausigen Front
standen. Und das alles in einfachen Worten, wie man eben den Enkeln erzählt,
woher sie stammen, wer ihre Vorfahren sind.
Ungewöhnlich an dieser "Aufarbeitung" der Vergangenheit
ist, dass es da nicht um gegenseitige Schuldzuweisungen geht und auch nicht
um "historische Verantwortung". Denn einerseits kämpften ihre toten Onkels
und Opas in Hitlers Wehrmacht und andererseits wurden ihre anderen toten
Onkels und Opas in Konzentrationslagern ermordet. Anna und David wurden
nicht zu zerrissenen Seelen erzogen, sondern bilden eine Symbiose, wie sie
in dem ungewöhnlichen Kinderbuch "Opa und Oma hatten kein Fahrrad"
vorgestellt werden, auf 77 Seiten mit Illustrationen von Günter Kunert und
Fotos aus den Familienalben der deutschen und der jüdischen Familie.
Auf Anfrage erzählte Peter Finkelgruen, dass das
Manuskript vor der Drucklegung in mehreren Grundschulden "erprobt" worden
sei und von den Kindern "sehr gut und mit viel Interesse" aufgenommen worden
sei.
© Ulrich W. Sahm / haGalil.com
hagalil.com
06-02-08 |