Israels zweite Geburt:
Tom Segev zu 1967
Rezension von Karl Pfeifer
Am 14. Juni stellte Tom Segev sein neues Buch im Jüdischen Museum der
Stadt Wien vor. Die letzte Frage der Moderatorin war charakteristisch für
die Erwartungshaltung eines breiten deutschsprachigen Publikums: "Herr
Segev, kann sich die israelische Bevölkerung vorstellen im Frieden zu
leben?"
Sein vor zwei Jahren erschienenes Buch "Es war einmal ein Palästina"
behandelte die 30 Jahre von 1918 bis 1948 als die Briten das Heilige Land
verwalteten und umfasste 669 Seiten. Nun gelang es ihm die Geschichte von
lediglich 2-3 Jahren langatmig, mit vielen überflüssigen Details beladen auf
796 Seiten zu strecken. Wer für seine Bibliothek dicke Wälzer sucht, dem sei
das Buch empfohlen, wer aber eine wenn auch kritische, jedoch ausgewogene
Schilderung des 6 Tage Krieges oder Junikrieges lesen will, wird enttäuscht
sein.
Segev erklärt uns, dass die israelische Führung im Jahr 1967 die Nerven
verloren hat, sie hat nicht auf eine wirkliche Drohung reagiert, sondern auf
das Trauma des Holocausts. Auch die Rezession von 1966 und die bedrückte
Atmosphäre der Israelis sollen zu dem Schlag geführt haben, der binnen
weniger Stunden den Krieg entschieden hat.
Die arabischen Drohreden waren, wenn man Segev glauben könnte, nur
rhetorisch gemeint, an allen Spannungen mit den arabischen Nachbarn waren
natürlich die Israelis schuld, insbesondere die Generäle, denen er
Jugendkult und Anbetung der Gewalt unterstellt. Die Rolle der Sowjetunion
lässt der Verfasser unterbelichtet. Er meint, wenn nur die israelische
Führung gewartet hätte, dann hätten doch die Amerikaner einen Konvoi nach
Eilat geschickt, um zu testen, ob die Ägypter es wirklich ernst meinen mit
der Blockade, erwähnt aber nicht, dass die USA diesen Plan verworfen haben
und in der Stunde der Belagerung Israel allein stand.
In meiner
Rezension vor zwei Jahren machte ich nicht nur auf Ungenauigkeiten
sondern auch auf die Tatsache, dass er sich einige Mal selbst widersprach
aufmerksam.
Vielleicht wird gerade dieser Wälzer von Segev ein Erfolg, denn wenn er
auch als Historiker nicht viel zu bieten hat, kennt er den Markt gut und er
ist vielleicht der fleißigste Schreiber und Anekdotenerzähler Israels.
1967:
Israels zweite Geburt
Am frühen Morgen des 5. Juni 1967 stiegen die Flugzeuge der israelischen
Luftwaffe in den Himmel. Bereits wenige Tage später hatte Israel seine
arabischen Kriegsgegner besiegt und kontrollierte nun ein Territorium, das
um ein Vielfaches größer war als das eigentliche Staatsgebiet...
Tom Segev:
Grundlagentexte des Zionismus
Tom Segev wurde 1945 in Jerusalem geboren. Seine Eltern waren
1935 aus Nazi-Deutschland geflohen. Sein Vater fiel im Unabhängigkeitskrieg
1948...
hagalil.com
24-07-07 |