Blick hinter die Kulissen:
Eng vernetzt
Eine neue Studie beleuchtet das
deutsch-israelische Verhältnis in all seinen Facetten
Von Ralf Balke
Oft wird das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel
als eine Art Einbahnstraße dargestellt: Die Bundesrepublik als Geber und der
jüdische Staat als Nehmer. Wie wenig dieses Klischee behaftete Bild mit den
Realitäten übereinstimmt, das zeigt das Buch des Politikwissenschaftlers
Yves Pallade.
Deutlich wird dies insbesondere an der Analyse der engen
Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die
neben den wirtschaftlichen und kulturellen Kontakten beider Länder einen
Schwerpunkt der Arbeit bildet.
So steckt beispielsweise viel Militär-Know-how made in
Israel in deutschen Waffensystemen, sei es die von ELTA entwickelte
Raketenabwehr für Transportmaschinen der Bundeswehr vom Typ Transall oder
die Technik zur Störung des feindlichen Radars im Tornado-Kampfflugzeug.
Zugleich ist Deutschland für Jerusalem einen wichtiger
Vermittler zu Staaten und Organisationen, die mit Israel keinerlei
Verbindungen pflegen. So lief die Kommunikation in der Frage des Verbleibs
des verschollenen israelischen Piloten Ron Arad mit dem Iran und der
libanesischen Hizbullah immer über Berlin.
Gestützt auf einer breiten Palette von hochwertigen
Quellen skizziert Pallade alle Eckpunkte dieses 'besonderen Verhältnis'
zwischen Deutschland und Israel. Er verweist dabei auf Stolpersteine sowie
Erfolgsgeschichten und nennt die Motive der beteiligten Akteure. "Was die
Deutsch-Israelischen Beziehungen so dauerhaft machte, war die Kombination
von vielschichtigen institutionalisierten und privaten Netzwerken, die sich
als stabil genug erwiesen hatten, um in offiziellen diplomatischen Krisen
bestehen zu können", lautet eine seiner Schlussfolgerungen.
Gerade nach den vielen Sonntagsreden anlässlich der
Feierlichkeiten des 40. Jahrestages der offiziellen deutsch-israelischen
Beziehungen ist dieses Buch unentbehrlich für alle, die hinter die Kulissen
blicken wollen.
Diese Rezension ist am 05.05.2006 im
Handelsblatt erschienen.
hagalil.com
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