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Operation Freiheit:
Ein nüchternen Blick auf den Krieg im Irak

"Das erste, was im Krieg auf der Strecke bleibt, ist nicht die Wahrheit, sondern die Illusion."

Rezension von Karl Pfeifer


Wolfgang Sofsky,
Operation Freiheit.
Der Krieg im Irak

S. Fischer, 2003
Euro 17,90

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Alle, denen der Ausgang der alliierten Intervention im Irak bittere Enttäuschungen gebracht hat denn die Republikanischen Garden haben (fast) nicht gekämpft, der Nahe Osten ist nicht aufgestanden, und vor allem die meisten Irakis haben den Abgang des Baath-Regimes nicht betrauert werden über dieses Buch des international bekannten Publizisten und Soziologen, der in der Form eines Tagebuches eine nüchterne Analyse der Geschehnisse vorgelegt hat, nicht erfreut sein.

Insbesondere treffend seine Bemerkungen über die große Protestaktionen Mitte Februar: "Keineswegs fehlt es dem Protest an aggressiven Tönen. Die Personifikation der Weltmacht, der Präsident der USA, ist Zielscheibe der Satire und Bloßstellung. Die Ohnmacht macht sich Luft, indem sie die Supermacht lächerlich zu machen sucht. Ähnliches widerfährt ihren Gefolgsleuten im eigenen Lande. Über den irakischen Despoten findet sich nirgendwo ein Anflug von Hohn.... Die Wahrnehmung der Gefahr ist im Protestzug gründlich verschoben.

Die Mehrzahl der Demonstranten ist der Ansicht, die von Saddam Hussein ausgehende Bedrohung sei weit geringer als das mit seiner Beseitigung verbundene Risiko. Man hält die USA für machtbesessen und beutegierig, im besten Fall noch für überängstlich. Die Kriege des letzten Jahrhunderts hätten Europa nicht nur Moral, sondern auch größere Toleranz gelehrt. Doch ist die Toleranz des Appeasements von Verdrängung kaum zu unterscheiden.

Das Unvermögen, auf Gefahren aktiv zu reagieren, hat seinen Grund nicht zuletzt in einem tiefsitzenden Gefühl der eigenen Ohnmacht. Was man nicht ändern kann, will man möglichst vergessen. Wofür die eigene Macht fehlt, das existiert nicht... Man geißelt den angeblichen "Alleingang" der Alliierten, weil er zeigt, wie bedeutungslos man selbst ist... Das schlimmste Szenario findet mehr Glauben als jede rationale Abwägung realer Risiken. Zuletzt aber ist es nur ein blamables Spiel mit der Apokalypse... Nicht noch einmal will man die Schuld auf sich laden, nicht rechtzeitig protestiert zu haben. Nicht die politische Freiheit von Hegemonie oder Despotie steht auf den Fahnen, sondern die Befreiung von latenter Schuldangst.

In einem Land, das zwei Weltkriege begonnen und verloren hat, ist der Bedarf nach moralischer Eindeutigkeit und sittlicher Verbesserung besonders hoch... Die große Zahl entlastet von Zweifeln, und sie verschafft für kurze Zeit das erhebende Gefühl des Gleichklangs. Der tragende Affekt des Protestes ist die Freude über die unverhoffte Gemeinsamkeit. Eine heitere Stimmung prägt den Festumzug. Der Protest feiert sich selbst. Die Vielzahl trägt den einzelnen über seine Ohnmacht hinweg. Mit den Tatsachen der Macht jedoch hat all dies wenig zu tun."

Teile des Textes sind im Frühjahr in der "Frankfurter Rundschau", der "Süddeutschen Zeitung" und in der "Weltwoche" erschienen. Das 207 Seiten umfassende Buch, die erste profunde Untersuchung des Krieges im Irak, ist denen zu empfehlen, die beim Lesen mitdenken können und auch bereit sind, sich mit Tatsachen auseinander zu setzen.

hagalil.com 13-06-03











 

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